Von: Ivd
Parma – Die italienische Käseindustrie steht vor einer schweren Krise: China hat eine Untersuchung zu den Subventionen der europäischen Milchprodukte eingeleitet. Dabei wird geprüft, ob die Unterstützung durch 20 EU-Staaten, darunter Italien, den Regeln der WTO entspricht. Dies wird als mögliche Vergeltung für europäische Zölle auf chinesische Elektroautos angesehen. Sollte Peking Gegenmaßnahmen ergreifen, könnten Exporte italienischer Spitzenprodukte wie Grana Padano und Mozzarella stark beeinträchtigt werden.
Der italienische Käseexport nach China wächst seit Jahren und erreichte 2023 über 80 Millionen Euro. 2024 stieg der Export in den ersten fünf Monaten bereits um 35 Prozent. Doch die Ankündigung Chinas, Zölle auf europäische Milchprodukte zu prüfen, lässt die italienischen Produzenten zittern. Der italienische Minister für Wirtschaft, Adolfo Urso, zeigte sich besorgt und rief zur Zusammenarbeit mit der EU auf, um eine diplomatische Lösung zu finden. „Der Markt muss frei, aber auch fair sein“, betonte Urso.
Wachstumsmarkt gefährdet
Organisationen wie Coldiretti und das Konsortium für Grana Padano warnen vor den möglichen Konsequenzen. Stefano Berni, Direktor des Grana Padano-Konsortiums, erklärte, dass China zwar bisher kein Hauptabnehmer war, der Markt aber stark wachse. Pier Maria Saccani vom Mozzarella-Konsortium sieht in der Situation „ein negatives Signal“ und bedauert die „instrumentelle Nutzung von Qualitätskäse in politischen Konflikten“. Auch Gianni Maoddi, Präsident des Pecorino Romano-Konsortiums, beklagt, dass immer die Produzenten die Leidtragenden solcher Handelsstreitigkeiten seien.
Im Jahr 2023 importierte China Milchprodukte im Wert von 1,7 Milliarden Euro aus der EU. Italien rangiert dabei auf Platz sechs unter den Exportländern. Sollte China tatsächlich Zölle auf europäische Käseprodukte einführen, könnte das den gesamten italienischen Agrarsektor hart treffen, der in den ersten vier Monaten 2024 Exporte im Wert von 194 Millionen Euro nach China verzeichnete. Der italienische Käseexport könnte dadurch empfindlich gebremst werden und ein Milliardenmarkt in Gefahr geraten.
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