Von: ka
Genua – Mit einem schwierigen Schulbeginn hat die Volksschule „Maria Mazzini“ in Castelletto – einem Viertel der ligurischen Hafenstadt Genua – zu kämpfen. Da noch viele der bestellten Einzeltische fehlen, sind die Kinder dazu gezwungen, auf dem Boden sitzend zu arbeiten oder vor dem Stuhl, den sie als Tisch benützen, zu knien. Ihre Eltern sind über diese Unterrichtsbedingungen gar nicht erbaut. Sie versammelten sich vor dem Schultor und beschlossen, dem Schulamt der Region Ligurien einen Protestbrief zu schreiben.
Derweil schoss eine arglose Lehrerin, die zeigen wollte, dass die Kinder trotz aller Unannehmlichkeiten bereits am ersten Schultag begeistert am Unterricht teilnehmen, ein Foto der fleißig arbeitenden Schülerinnen und Schüler ihrer Klasse. Das Foto wurde von ihr an den Eltern-Chat weitergeleitet. Unglücklicherweise geriet das eigentlich nur für die Eltern bestimmte Foto an die Öffentlichkeit.
Auf das Foto, das in den sozialen Netzwerken geteilt und weiterverbreitet wurde, wurden auch der Präsident der Region Ligurien, Giovanni Toti, und die zuständige Schulassessorin Ilaria Cavo aufmerksam. Giovanni Toti, der sich bei den in wenigen Tagen stattfindenden Wahlen für das Mitte-rechts-Bündnis für eine zweite Amtszeit als Präsident der Region Ligurien bewirbt, griff das Foto sofort auf und beschuldigte Unterrichtsministerin Lucia Azzolina, nicht rechtzeitig für den Erhalt der Einzeltische gesorgt zu haben.
Die Eltern hingegen wehren sich gegen die politische Vermischung des Schulbeginns mit dem ligurischen Regionalwahlkampf. „Wir sind nicht im Wahlkampf“, unterstreichen die Eltern.
„Wir bedauern, dass unsere Schule Opfer von Instrumentalisierungen und abfälligen Bemerkungen geworden ist. Wir sind auf unsere Schule, die es trotz der Verzögerungen und des teilweise fehlenden Mobiliars alles getan hat, um unter Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen ihre Tore zu öffnen, zutiefst stolz“, so die Eltern.
In der Stellungnahme, in der sie auch die fehlenden Bänke erwähnen, stellen sich die Eltern hinter ihre Lehrerin. In Bezug auf das Foto unterstreichen die Mütter und Väter der Volksschulkinder, dass „es sich nicht um die Leichtsinnstat einer Lehrerin, sondern um eine liebevolle, von uns Eltern erlaubte Geste gehandelt hat, die auf dem Chat – der es uns über Monate hinweg erlaubt hat, die Verbindung zwischen Lehrerinnen und Schülern aufrechtzuerhalten – weitergeleitet worden ist“.
„Dieses eigentlich private Foto ist zum Schaden unserer Schule unvorsichtigerweise und ohne Erlaubnis von einem der Eltern an die Medien weitergereicht worden. Wir finden es bedauerlich, dass eine Geste der Freude und Begeisterung für eine endlich wiedervereinte Schulklasse fehlinterpretiert und für politische Polemiken missbraucht worden ist“, so die Eltern in ihrem an die Öffentlichkeit gerichteten Schreiben.