Nur kaputtes Feuerzeug verhindert Tragödie

„Kleid zu westlich“: Marokkaner versucht, Tochter anzuzünden

Dienstag, 18. Juni 2019 | 07:12 Uhr

Arcade – Weil sie laut seiner Ansicht „zu westliche Kleidung“ trug, übergoss ein Marokkaner seine eigene Tochter mit Benzin und versuchte sie, mit seinem Feuerzeug anzuzünden. Es war nur dem kaputten Feuerzeug, das sich blockiert hatte, zu verdanken, dass es nicht zu einer Tragödie kam. Während der gewalttätige Vater festgenommen wurde, wurden die Mutter, die 15-jährige Tochter sowie zwei weitere minderjährige Kinder in einer geschützten Wohnung untergebracht.

Schauplatz dieser unfassbaren und abscheulichen Gewalttat war eine Wohnung in Arcade – ein 4.500-Einwohner-Dorf in der Provinz Treviso in Venetien – wo die 15-jährige Tochter zusammen mit ihren Eltern und zwei weiteren minderjährigen Söhnen wohnt. Obwohl der Vater, der in einer Firma der Umgebung einer geregelten Arbeit nachgeht, bereits vor 22 Jahren in Italien eingewandert war, ertrug er den „westlichen Kleidungsstil“ seiner Tochter nicht. Er wollte, dass sich die 15-Jährige streng nach den religiösen Regeln des Islam kleidet und der Tradition seines Herkunftslandes folgt. Die Streitigkeiten um die „richtige“ Bekleidung führten innerhalb der Familie immer öfter zu schweren und mitunter sogar gewalttätigen Konflikten.

Eine erneute Auseinandersetzung um die Länge der Ärmel eines Kleides, das die Jugendliche für einen Ausgehabend anziehen wollte, brachte das Fass endgültig zum Überlaufen und mündete fast in eine Tragödie. Wutentbrannt und blind vor Zorn nahm der Vater einen Kanister voll Benzin in die Hand und verfolgte die 15-Jährige bis in ihr Zimmer, wohin sich das verängstigte Mädchen geflüchtet hatte. Dort übergoss er die eigene Tochter mit Benzin und wollte sie anzünden. Allein dem Feuerzeug, das sich blockiert hatte, war es zu verdanken, dass es nicht zu einer grauenhaften Tragödie kam.

Diese dramatische Episode bewog die Mutter, die bisher die Gewalttätigkeiten ihres Ehemannes erduldet hatte, endgültig dazu, ihr Schweigen zu brechen, sich an die Sozialdienste zu wenden und den Vater, der ihre Tochter bereits vorher öfters geschlagen hatte, anzuzeigen. Der Marokkaner wurde wegen häuslicher Gewalt festgenommen. Die Mutter, ihre 15-jährige Tochter sowie zwei jüngere, minderjährige Söhne wurden in einer geschützten Wohnung untergebracht.

Die gerade noch verhinderte Tragödie von Arcade sorgte in Italien für großes Aufsehen. Bereits in der Vergangenheit hatten mehrere ähnliche Gewalttaten, wo sich „verwestlichte“ Töchter gegen den religiösen Fundamentalismus ihrer Eltern – insbesondere der Väter – gewehrt hatten, in der italienischen Öffentlichkeit für heftige Diskussionen gesorgt. Damals wie heute sind viele Leser und Kommentatoren der Meinung, dass ein starker und liberaler Staat auch die Freiheit dieser minderjährigen Töchter schützen müsse und dass es in einem westlichen Land kein Platz für religiösen Fundamentalismus geben dürfe.

Von: ka