Von: Ivd
Caserta – Der geplante Auftritt des russischen Stardirigenten Waleri Gergijew im Königspalast von Caserta wird nicht stattfinden. Nach öffentlichen Protesten und politischem Druck haben die Veranstalter das für Sonntag angekündigte Konzert kurzfristig abgesagt.
Gergijew, international bekannt und künstlerisch hochdekoriert, gilt als enger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Dass er ausgerechnet im Rahmen des Festivals „Un’Estate da Re“ in Süditalien auftreten sollte, sorgte für massive Kritik – vor allem angesichts des andauernden Angriffskriegs gegen die Ukraine.
Sorge vor Protesten
Laut der italienischen Nachrichtenagentur ANSA spielten Sorgen vor möglichen Protestaktionen ukrainischer Gruppen eine zentrale Rolle bei der Entscheidung. Die Direktion des Schlosses Caserta habe deshalb beschlossen, den Auftritt abzusagen. Zu den Stimmen, die sich gegen das Konzert gestellt hatten, gehörte auch Pina Picierno, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments. Auf der Plattform X schrieb sie: „Dank euch allen wird Kampanien keinen Botschafter Putins empfangen.“
Das italienische Kulturministerium distanzierte sich ebenfalls deutlich: Die Anwesenheit Gergijews könne aus einem Musikfestival ein Sprachrohr für russische Staatspropaganda machen. Auch Julia Nawalnaja, Witwe des verstorbenen Kremlkritikers Alexej Nawalny, forderte öffentlich in der Zeitung La Repubblica, dass der Auftritt nicht stattfinden dürfe.
Gergijew, der neben dem Mariinski-Theater auch das Bolschoi-Theater in Moskau leitet, ist seit Jahren international umstritten. Weil er sich auch nach Kriegsbeginn 2022 nicht öffentlich vom Kreml distanzierte, haben zahlreiche bedeutende Kulturhäuser, darunter die Münchner Philharmoniker und die Mailänder Scala, die Zusammenarbeit mit ihm beendet.
Gegenüber der russischen Nachrichtenagentur TASS sagte Gergijew, er wisse nichts von einer Absage. Ob er sich noch offiziell äußern wird, blieb zunächst offen.
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