Mailänder Ärzte fordern Lockdown, Zelt vor Erster Hilfe in Neapel – VIDEO

Mailand und Neapel sind „dunkelrot“

Dienstag, 03. November 2020 | 08:04 Uhr

Mailand/Neapel – Die vollkommen aus der Kontrolle geratene Coronaepidemie in den Millionenstädten Mailand und Neapel wird die Verantwortlichen innerhalb der nächsten 24 Stunden dazu zwingen, drastische Maßnahmen zu ergreifen.

Angesichts des Ansturms von SARS-CoV-2-Patienten auf die Mailänder Krankenhäuser und der in absehbarer Zeit zur Neige gehenden Plätze in den Covid-19-Abteilungen und auf den Intensivstationen fordert die Ärztekammer von Mailand, über die lombardische Metropole den Lockdown zu verhängen.

Facebook/Esercito Italiano

Unter Virologen und Epidemiologen gilt Mailand als „dunkelrote Zone“. Experten zufolge ist Mailand jene Stadt, die in Italien am meisten von der zweiten Corona-Welle betroffen ist. „Bei einem sind wir uns sicher: Die Lage in den Krankenhäusern, aber auch in den Ambulatorien der Hausärzte ist nicht mehr tragbar. Es ist notwendig, mit einem Lockdown schnell und wirkungsvoll einzugreifen“, so der Präsident der Mailänder Ärztekammer, Roberto Carlo Rossi. In seinem Plädoyer für eine sofortige „Schließung“ der lombardischen Millionenstadt nahm Roberto Carlo Rossi Bezug auf die sehr ernste Lage des lombardischen Gesundheitswesens. „Um der Corona-Notlage Herr zu werden, setzen sich die Ärzte und Pflegekräfte großem Stress und Arbeitsdruck aus“, so Roberto Carlo Rossi.

„Genauso wie es für große Probleme keine kleinen Lösungen geben kann, kann man nicht so tun, als ob die Verantwortung auf andere abgewälzt werden könne. Die Lage ist sehr ernst und ohne drastische Eingriffe kann es nur noch schlimmer werden“, so der Präsident der Mailänder Ärztekammer, der im Namen aller Mitglieder des Rates von den politischen Verantwortlichen die Verordnung von sehr restriktiven Corona-Einschränkungen fordert.

Um die Anzahl der Abstriche zu erhöhen, begannen Soldaten der Armee am Montag in Mailand, den größten Corona-Drive-in Italiens einzurichten.

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In Neapel ist die Lage kaum anders. Auf dem Parkplatz vor dem Krankenhaus „Cardarelli“ von Neapel errichtete das Italienische Rote Kreuz ein großes Zelt. Vom zusätzlichen Raumangebot erhoffen sich die Verantwortlichen des neapolitanischen Krankenhauses, bestätigte Corona-Fälle und Verdachtsfälle besser von den „normalen“ Notaufnahmepatienten trennen und die Wartezeiten in den Ambulanzfahrzeugen verringern zu können.

„Unsere Arbeit ist sehr anstrengend. Wir haben zahlreiche Zugänge von verdächtigen und positiven Covid-19-Patienten, die auch aus Teilen der Stadt kommen, die nicht im Einzugsbereich unseres Krankenhauses liegen. Auch wenn ihre hohe Anzahl uns vor große Schwierigkeiten stellt, nehmen wir alle auf“, so die Leiterin der Ersten Hilfe, Fiorella Paladino.

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Die Anzahl der Covid-19-Verdachtsfälle, die in der Notaufnahme des Krankenhauses „Cardarelli“ ankommen, übersteigt inzwischen jene der Nicht-Covid-Patienten. „Um diesen Ansturm Herr zu bewältigen, wurden zahlreiche Notaufnahmeplätze, die bisher ‚normalen‘ Patienten vorbehalten waren, für SARS-CoV-2-Patienten reserviert. Dafür mussten die Ambulatorien für die Nicht-Covid-Patienten verkleinert werden. Die nötige soziale Distanzierung wird in jedem Fall gewährleistet“, so Fiorella Paladino.

Große Sorge bereitet der Personalmangel. „Wir verfügen über zu wenige Ärzte, Pflegekräfte und Techniker, aber auch bestimmte Verbrauchsmaterialien gehen uns langsam aus. Von einem durchschnittlichen Verbrauch von 30 Sauerstoffflaschen am Tag sind wir heute an einem täglichen Bedarf von 200 Flaschen angelangt. Wir befinden uns in einer extremen Notlage“, so das traurige Fazit von Fiorella Paladino, die sich vom Roten Kreuz und dem Zivilschutz Hilfe erhofft.

Aber der Blick auf die beiden Millionenstädte täuscht. Inzwischen befinden sich neben den beiden Metropolen auch Berggebiete wie das Aostatal oder Südtirol unter den Risikoregionen. Die besorgniserregenden Zahlen bewogen die Landesregierung, drastische Maßnahmen zu ergreifen.

 

Von: ka