Widerliches Verbrechen: Polizei verhaftet falschen Gynäkologen

Mehrere Mädchen im Netz geködert und sexuell missbraucht – VIDEO

Sonntag, 03. März 2019 | 08:12 Uhr

Monza – Dank aufwendiger Ermittlungen gelang es der Polizei von Monza, einen ganz besonders widerlichen Fall von sexuellem Missbrauch minderjähriger Mädchen aufzuklären. Ein 50-Jähriger, der sich in den sozialen Netzwerken als „international anerkannter Gynäkologe“ ausgab, schuf im Netz eine Vielzahl von Fakeprofilen, um 15- bis 17-jährige Mädchen zu ködern und sie von seiner „neuen Therapiemethode“ zu überzeugen. Im Rahmen der „Therapie“ wurden die jungen Mädchen später in eine als „Studio“ getarnte Wohnung gelockt und missbraucht.

„Ich werde dich schöner machen“ und „Du wirst Sex haben, ohne schwanger zu werden“ oder „Ich liebe dich, du bist die Auserwählte“ lauteten einige von Dutzenden von Nachrichten, die die Polizei von Monza auf Fakeprofilen in den sozialen Netzwerken wie Facebook oder Instagram und auf Kik Messenger – einem Instant-Messaging-Dienst, der es erlaubt, die Telefonnummer zu verbergen – ans Tageslicht förderte. Hinter dem ganzen Netzwerk aus Fakeprofilen stand ein 50-jähriger, verheirateter und beruflich als Ingenieur arbeitender Vater, der nie vorher polizeilich aufgefallen war.

Das im Internet ausgebreitete Netz diente ihm allein dazu, um damit 15- bis 17-jährige, meist psychologisch labile Mädchen zu ködern. Mithilfe des aus vielen Fakeprofilen bestehenden Netzwerks, in dessen Zentrum das des „international anerkannten Gynäkologen Dottor Alberto Berti“ stand, wurden die jungen Mädchen dazu überzeugt, sich einer „neuen, wunderkräftigen Therapiemethode“ zu unterziehen. In Wirklichkeit bestand das Behandlungsverfahren nur aus sexuellen Praktiken und aus sexuellem Missbrauch.

fotolia.de/canjoena

Bisher wurden drei Fälle bekannt, wobei die beiden ersten zu sexueller Gewalt geführt hatten, während es im dritten Fall beim Anlocken geblieben war. Die Staatsanwaltschaft von Mailand und die Polizei von Monza befürchten aber, dass die Zahl der Fälle weit höher sein und dass es sich beim 50-Jährigen um einen Serientäter handeln könnte.

Alles begann mit der Schaffung einer Vielzahl falscher Profile, mithilfe derer sich der 50-Jährige als junges Mädchen ausgab und womit er „Gleichaltrige“ kontaktierte. Nachdem das vermeintliche Mädchen das Vertrauen der Minderjährigen gewonnen hatte, berichtete es vom „wundertätigen Gynäkologen“, der angeblich all ihre Probleme gelöst habe. Daraufhin trat der „international anerkannte Gynäkologe Dottor Alberto Berti“ selbst auf den Plan und baute mit dem geköderten Mädchen eine virtuelle Beziehung auf, wobei er auch als ihr Mentor auftrat. Er schickte dem Mädchen gefakte Zeitungsartikel, die seine Arbeit lobten, und überzeugte die Minderjährigen, ihm zu „Therapiezwecken“ Fotos ihrer Intimregion zu schicken.

fotolia.de/Wolfgang Zwanzger – Symbolbild

War eine Jugendliche so weit, gab er ihr einen Termin in seinem „Studio“ in der Brianza bei Mailand. Dort wurde dann an dem Mädchen die wundertätige Methode „Neutro“ angewandt, die in Wirklichkeit nur aus sexuellen Praktiken und aus sexuellem Missbrauch bestand. Weigerten sich die Mädchen, drohte er ihnen, alles den Eltern zu erzählen und ihnen die ärztliche Rechnung in der Höhe von 365 Euro zuzuschicken. Eine andere Methode die Mädchen gefügig zu machen, war, sie mit Nachrichten ihrer „Fakefreundinnen“ im Netz, hinter denen immer der 50-Jährige stand, unter Druck zu setzen.

„Sei keine Tussi, du bist seine Muse: Er wird uns sonst nicht mehr sein Behandlungsverfahren machen“, soll eine Nachricht des Mannes unter seinem Mädchenprofil an ein Missbrauchsopfer gelautet haben.

Vor vier Monaten vertraute sich aber eines der Opfer seinen Eltern an. Nachdem diese Anzeige erstattet hatten, kamen die Ermittlungen ins Rollen. Im Rahmen der „Operazione Octopus“ – der Name wurde deshalb gewählt, weil der Täter im Netz viele Tentakeln ausgebreitet hatte – wurde der 50-Jährige wegen Verführung Minderjähriger, wegen erschwerter sexueller Gewalt und wegen Besitzes pädopornografischen Materials festgenommen und in eine Haftanstalt überstellt.

„Es ist nötig, die Nutzung der sozialen Netzwerke durch die Kinder zu überwachen“, lautete der Appell der stellvertretenden Oberstaatsanwältin von Mailand, Letizia Mannella, im Zuge der Ermittlungen an alle Eltern in Italien.

Von: ka