Nach dem Tod ihrer Tochter, ihrer Zwillingsschwester und ihrer Nichte zu zwei Jahren Haft verurteilt

„Meine Familie ist zerstört: Ich kämpfe für Gerechtigkeit, ich bin unschuldig“

Mittwoch, 26. März 2025 | 07:04 Uhr

Von: ka

Villarbasse/Trient – Die damals 49-jährige Monica Lorenzatti wurde für den Unfall vom 27. Oktober 2017 auf der A22 bei Trient, bei dem ihre Tochter, ihre Zwillingsschwester und ihre Nichte ums Leben kamen, zusammen mit dem Lkw-Fahrer wegen fahrlässiger Tötung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.

Monica Lorenzatti fühlt sich jedoch unschuldig und wird Berufung einlegen. „Meine Familie ist zerstört. Mein Vater ist zwei Jahre nach dem Unfall vor Schmerzen gestorben. Ich habe keine Angst vor dem Gefängnis, ich bin unschuldig und kämpfe für Gerechtigkeit“, sagt Monica Lorenzatti unter Tränen.

Der Schuldspruch traf die Angeklagten und ihre Anwälte im Gerichtssaal wie ein Schlag ins Gesicht. Der 66-jährige Lkw-Fahrer Alberto Marchetti aus Medolla bei Modena und Monica Lorenzatti aus Villarbasse bei Turin, die am 27. Oktober 2017 auf der Autobahn A22 in den verheerenden Zusammenstoß zwischen Lorenzattis Ford Focus und dem Lkw verwickelt waren, wurden wegen fahrlässiger Tötung im Straßenverkehr zu zwei Jahren Haft verurteilt.

Bei dem Unfall auf der Höhe von Mattarello südlich von Trient verlor die Frau ihre neunjährige Tochter Gioia Virginia Casciani und ihre 17-jährige Nichte Ginevra Barra Bajetto, zwei junge Eislaufhoffnungen, und 20 Monate später auch ihre Zwillingsschwester Graziella, die Mutter von Ginevra.

Nur Monica Lorenzatti, die am Steuer des Ford Focus saß, überlebte trotz ihrer Verletzungen. Die damals 49-Jährige wurde nach jahrelangen Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Nach der Rekonstruktion der Ermittler wurde der tödliche Auffahrunfall durch ein plötzliches Abbremsen des vorausfahrenden Lastwagens verursacht, doch die Ermittler hielten auch ein Mitverschulden der Frau aufgrund ihres Fahrverhaltens für wahrscheinlich.

Monica Lorenzatti ist tief enttäuscht über den Schuldspruch. „Weil wir von der Unschuld meiner Mandantin überzeugt sind, haben wir einen Freispruch beantragt“, sagte Lorenzattis Anwalt Claudio Tasin. Im gleichen Atemzug erinnerte Claudio Tasin daran, „dass der Lastwagen plötzlich bremste und die Bremslichter nicht funktionierten, was durch das technische Gutachten bestätigt wurde“. Fatal war auch, dass sich die hintere Stoßstange des Lkw, die ein „Eintauchen“ des Pkw unter den Anhänger hätte verhindern sollen, wegen fehlender Bolzen gelöst hatte.

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„Ich bin mir sicher, was passiert ist, und ich werde bis zum Ende kämpfen, um es zu beweisen“, sagt die Frau und kündigt Berufung an. Mit der Verurteilung des Lkw-Fahrers, für dessen Justizverfahren zunächst die Einstellung beantragt worden war, ist aus Sicht der Fahrerin ein erster Schritt in die richtige Richtung getan.

Der Verteidiger des Lkw-Fahrers, Alberto Marchetti, zeigte sich hingegen enttäuscht über das Urteil. Bitter sei, dass der Staatsanwalt seine Haltung gegenüber seinem Mandanten geändert habe. „Wir empfinden das Urteil als sehr hart“, sagt Anwalt Giulio Garuti. Der inzwischen pensionierte Lastwagenfahrer sei durch den tödlichen Unfall „sehr gezeichnet“. „Er kam nie zu den Verhandlungen, weil er oft weint. Er wacht jede Nacht auf und denkt an die Mädchen“, erklärt sein Anwalt.

„Meine Familie ist zerstört. Mein Vater, der seine einzigen Enkelinnen verloren hat, ist zwei Jahre nach dem Unfall vor Schmerz gestorben. Ich habe keine Angst vor dem Gefängnis, denn ich bin seit dem 27. Oktober 2017 hinter Gittern. Ich bin unschuldig und kämpfe für Gerechtigkeit“, sagt Monica Lorenzatti unter Tränen.

Der tödliche Unfall vom 27. Oktober 2017 ist als eine der schlimmsten Tragödien in die Geschichte der Brennerautobahn eingegangen. Mit Gioia Virginia Casciani, ihrer Cousine Ginevra Barra Bajetto und ihrer Mutter Graziella starben auch die Hoffnung und die Lebensfreude vieler anderer Menschen, die jenseits aller Gerichtsurteile Opfer dieser schrecklichen Tragödie wurden.

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