Auch im Mordfall Luise soll es Mobbing gegeben haben

Mobbing in der Schule: Italienische Stadt führt Geldstrafe für Eltern ein

Montag, 20. März 2023 | 11:29 Uhr

Cento/Freudenberg – Wiederholt aggressives Verhalten von einem oder mehreren Menschen gegen eine Person, die physisch oder psychisch unterlegen ist und sich in ihrer Situation hilflos fühlt. Das ist kurzgefasst die Definition von Mobbing. Für Opfer von Mobbing ist diese Erfahrung schlimm und mitunter lebensverändernd. Mobbing kann viele Formen haben und erstreckt sich mittlerweile auch auf den digitalen Raum.

Auch dem schockierenden Mordfall Luise in Freudenberg in Deutschland könnte laut Medienberichten Mobbing vorausgegangen sein. Der Fall hat die Diskussionen um die Prävention von Mobbing in Schulen wieder angeschoben. Laut einer Studie des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg ist nahezu jeder fünfte Schüler von Cybermobbing betroffen.

Auch an italienischen Schulen ist Mobbing ein Problem. Der Bürgermeister der norditalienischen Stadt Cento in der Emilia Romagna, Edoardo Accorsi, kann ein Lied davon singen. Er will dagegen nun mit konkreten Maßnahmen vorgehen – und die sorgen für Aufsehen.

Laut der Nachrichtenagentur Ansa will der Bürgermeister Eltern von minderjährigen Kindern, die andere Kinder oder Jugendliche mobben, in die Pflicht nehmen und bestrafen. Der Stadtrat wird diese Woche eine Geldstrafe 100 bis 300 Euro für die Eltern oder Erziehungsberechtigten von Kindern einführen, die das zivile Zusammenleben innerhalb oder außerhalb der Schule stören. Die Einführung dieser speziellen Geldstrafe soll ein neues Reglement der Ortspolizei ermöglichen.

Wie Accorsi erklärt, gab es in den vergangenen 18 Monaten mehrere Fälle von Mobbing in seiner Stadt, bei denen Polizei und Schule tätig werden mussten. Die Mobbing-Geldstrafe für Eltern sieht der Bürgermeister als Test. “Wir müssen erst schauen, ob die Maßnahme zum Ziel führt, auch wenn wir nicht die erste Gemeinde sind, die sie einführt.”

Fälle von Mobbing müssen zunächst von den Schulen und den Ordnungshütern bestätigt werden. Dann erst kann die Geldstrafe verhängt werden. “Wir wollen damit auch das Bewusstsein für Mobbing in den Familien stärken, die die Sache in manchen Fällen herunterspielen. Eltern können von den Geldstrafen entbunden werden, wenn sie ihre Kinder dazu bringen, an Programmen zur Sensibilisierung gegen Mobbing teilzunehmen.” Die Stadtverwaltung wolle also in erster Linie Erziehungs- und Sensibilisierungsarbeit leisten, betont Accorsi.

Von: luk