Von: ka
Neapel – Das Leben von Vittorio Materazzo, ein 51-jähriger sehr gut situierter Architekt, endete am Montagabend in seinem Hauseingang. Als der verheiratete Familienvater von der Arbeit nach Hause kam, wartete bereits sein Mörder auf ihn. Zuerst schlug er Vittorio Materazzo nieder und stach ihm dann, als der 51-Jährige fliehen wollte, mit einem Messer dreimal in den Rücken. Nachdem er Materazzo mit einem tödlichen Halsstich endgültig ermordet hatte, verschwand der Mörder spurlos.
Nachdem die Ermittler die ersten zwei Möglichkeiten – einen missglückten Raubüberfall und ein Motiv, das mit seiner Arbeit als Architekt zusammenhängen könnte – ausschließen konnten, konzentrierten sie sich bald auf das familiäre Umfeld des Ermordeten. Die Materazzos – zwei Brüder und vier Schwestern – stritten sich bereits seit Jahren um das Erbe des Vaters. Lucio, der Vater aller sechs Geschwister, war im Juli 2014 unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Der Vater der Materazzos war von seiner Freundin und seinem Sohn Luca leblos auf dem Boden liegend in seiner Wohnung aufgefunden worden. Nach Meinung der Ärzte sei Lucio Materazzo schlecht geworden und auf dem Boden gefallen, was auch die Blutergüsse im Gesicht erklären würde.
Für ein Jahr akzeptierte Vittorio diese Version des Todes seines Vaters, aber dann erinnerte er sich an einen zerrissenen Pyjama seines Vaters und es zweifelte immer mehr. So entschloss er sich, eine Eingabe bei der Staatsanwaltschaft zu hinterlegen, in der er auch die Exhumierung der sterblichen Überreste seines Vaters verlangte. Aber nach einer Untersuchung des Falles wurde die Eingabe von der Staatsanwaltschaft archiviert. Der 51-jährige Architekt gab sich aber nicht geschlagen und beschritt einen schwierigen Rechtsweg, um von den Behörden eine tiefgreifende Ermittlung des Falles zu erreichen. Er vermutete, dass der Autopsiebericht, den der Arzt, der zufällig auch sein Schwager war, ausgestellt hatte, Unregelmäßigkeiten und Falscherklärungen enthielt. In der Erwartung, dass die Staatsanwaltschaft sich der neuerlichen Eingabe annimmt, rief er jeden Tag seinen Rechtsanwalt an, um sich mit ihm über die Vorgangsweise zu beraten.
Das geschah auch an jenem fatalen Montag, an dem der Architekt ermordet wurde. Seine Geschwister hingegen dürften über die Nachforschungen und Eingaben ihres Bruders wenig erbaut gewesen sein, zumal der Verdacht besonders auf seinen jüngeren Bruder gefallen war.
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Indes arbeitet die Staatsanwaltschaft mit Hochdruck an der Aufklärung des Falles. Anscheinend hat ein Familienmitglied kein Alibi für den betreffenden Abend. Durch den Abgleich der Handy- und Computerdaten sowie mithilfe einiger Zeugenaussagen glauben die Ermittler, dem Mörder oder der Mörderin bald auf die Schliche zu kommen.
Beim Mörder kann es sich nur um eine Person handeln, die genau den Tagesablauf, die Gewohnheiten und den Fußweg, den das Opfer täglich vom Auto bis zum Aufzug zurücklegte, kannte. Dieser Umstand erlaubt es der ermittelnden Staatsanwaltschaft, den Kreis der möglichen Täter und Mitwisser erheblich einzuengen.