Diskriminierung

Mutter von blindem Sohn verlangt kein Geld: Hoteliers müssen zur Schulung

Sonntag, 07. Dezember 2025 | 08:02 Uhr

Von: mk

San Martino di Castrozza – Weil die Betreiber eines Vier-Sterne-Hotels in San Martino di Castrozza im Trentino einen blinden Mann diskriminiert haben, mussten sie sich vor Gericht verantworten. Nun ist das Urteil bekannt – und sorgt für Überraschung.

Der Fall löste vor über zwei Jahren eine Welle der Empörung aus, nachdem Cecilia Bonaccorsi, eine pensionierte Apothekerin aus Rom, über die Behandlung ihres Sohnes Tommaso Pimpinelli berichtet hatte. Der junge Mann leidet am Norrie-Syndrom, einer seltenen genetischen Erkrankung, die unter anderem zu angeborener Blindheit, Schwerhörigkeit, kognitiver Beeinträchtigung sowie zu Entwicklungsverzögerungen führen kann.

Die Familie war im März 2023 Gast in dem Hotel, als die Inhaberin an sie herantrat und die Bitte äußerte, die zukünftigen Mahlzeiten in einem abgetrennten Raum einzunehmen. Dieser separate Bereich lag hinter einer Mosaik-Glastür – abgeschirmt vom eigentlichen Speisesaal.

Als Grund für diese Aufforderung nannte die Hotelbetreiberin, dass sich andere Gäste bei ihr beschwert hätten und sich durch die Anwesenheit der Familie „gestört“ fühlten. Cecilia Bonaccorsi zeigte sich erschüttert: „Wir fühlten uns wie Hunde behandelt.“ Als Konsequenz dieser Demütigung brach die Familie ihren Urlaub ab und reiste nach Hause.

Für das Hotel war die Geschichte allerdings noch nicht vorbei, wie der Corriere berichtet. Die Nachricht verbreitete sich rasch und sorgte für Welle der Empörung in der Öffentlichkeit, auch die damalige Ministerin für Behindertenpolitik, Alessandra Locatelli, zeigte sich mit der Familie solidarisch. Gleichzeitig kam es zu einem zivilrechtlichen Verfahren vor Gericht.

Nun haben sich die Parteien auf einen Vergleich geeinigt. Der Kern der Übereinkunft: Die Hotelbetreiber verpflichten sich, eine spezielle Schulung zur Inklusion von Menschen mit Behinderung zu besuchen. Die finanzielle Entschädigung, die das Hotel angeboten hatte, lehnte Cecilia Bonaccorsi demonstrativ ab.

Stattdessen verlangte die Mutter des blinden Mannes lediglich einen symbolischen Euro. „Erziehung kann man nicht kaufen, uns geht es nicht ums Geld“, erklärte Bonaccorsi. „Wir haben dies getan, um ein Zeichen zu setzen und Familien wie unserer, die allzu oft Ungerechtigkeiten erleiden, aber nicht den Mut finden zu reagieren, Kraft zu geben.“

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