Ängste des getöteten Buben Giovanni [9] nicht ernst genommen – VIDEO

„Nur mit Mama? Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist!“

Montag, 17. November 2025 | 08:08 Uhr

Von: ka

Muggia/Triest – Nach der Ermordung des erst neun Jahre alten Giovanni Trame durch seine Mutter, die 55-jährige Olena Stasiuk, herrscht in ganz Italien Trauer und Entsetzen.

Noch trauriger und verstörender ist, dass weder die deutlichen Anzeichen, die ursprünglich aus der Ukraine stammende Frau könnte ihrem Sohn Gewalt antun, noch die Ängste des Buben selbst ernst genommen wurden. „Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist!“, sagte der Junge zu einer Psychologin. Letztendlich entschied diese, dass der Neunjährige für „ungeschützte Treffen“ allein mit seiner psychisch kranken Mutter bleiben dürfe. Nach der Tat fordern viele Italiener, allen voran der Vater des Kindes, nicht nur harte Konsequenzen für die Verantwortlichen, sondern auch eine Reform der Gesetzgebung zu Sorge- und Umgangsrechten.

In den Tagen nach der schrecklichen Bluttat tritt immer deutlicher zutage, dass es schwerwiegende Gründe gab, Olena Stasiuk nicht ohne Aufsicht mit ihrem Sohn zu lassen. Es war der Vater des Jungen, Paolo Trame, der deutlich machte, dass es nicht im Interesse des Kindes sei, mit seiner Mutter allein zu bleiben. Dies geht aus dem vom römischen Justizministerium angeforderten Bericht hervor, in dem untersucht wird, warum das Triester Zivilgericht am 20. Mai grünes Licht für „ungeschützte Treffen“ gegeben hat.

Dem Bericht zufolge gab es Fälle von Gewalt und Drohungen, den Sohn zu töten, sowie Anzeigen gegen Olena Stasiuk. Das Kind schilderte gegenüber den Sozialarbeitern und der Psychologin unmissverständlich seine Angst vor der Mutter. Dennoch wurde Olena Stasiuk für geeignet befunden, ihren Sohn allein zu sehen. So verhinderte niemand, dass die 55-jährige Ukrainerin bei der ersten Gelegenheit ihren Sohn mit einem Küchenmesser erstach.

Ein großer Teil der Genehmigung für „ungeschützte Treffen” drehte sich um einen 37-seitigen Bericht, den die Psychologin Erika Jakovcic auf Anforderung des Gerichts erstellt hatte. In den Unterlagen kamen der Vater Paolo, die Mutter Olena und der kleine Giovanni zu Wort. Als der Junge gefragt wurde, was er davon hält, dass die Treffen mit seiner Mutter ohne die Anwesenheit der Erzieherin stattfinden könnten, antwortete er wörtlich: „Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.“ Dann äußerte der Junge seinen Wunsch: „Mama und Papa kommen wieder zusammen.“ Sowohl der Vater als auch das Kind berichteten von der Gewalttätigkeit der Mutter. „Ich bin traurig, wenn ich zu Mama gehe …“ – „Aber warum?“ – „Weil ich Angst habe.“ „Was hat Mama dir angetan?“ „Sie hat mich gewürgt“, sagte er und ahmte während des Gesprächs die Strangulationsgeste nach. Wie der Corriere della Sera berichtet, finden sich diese Aussagen in mehreren Protokollen aus dem Juni 2023.

ANSA/PER GENTILE CONCESSIONE DE ‘IL PICCOLO’

Tatsächlich mangelte es seit Jahren nicht an deutlichen Anzeichen für ihre Gewalttätigkeit. „Entweder Giovanni bleibt bei mir, oder ich bin bereit, das Kind zu töten, mich selbst zu töten, indem ich mich ins Meer stürze, und auch Paolo zu töten“, hatte die Frau im Jahr 2018 gedroht. Es gab mindestens zwei Fälle von Gewalt gegen den Jungen, darunter einen, bei dem sie ihn am Hals würgte, was zu Blutergüssen führte. Dies geschah vor zwei Jahren. „Denk daran, dass, wenn ich sterbe, Giovanni mit mir stirbt! Glaub nicht, dass ich scherze“, soll sie auch gedroht haben. Diese Vorfälle sind Teil eines achtjährigen Rechtsstreits mit gegenseitigen Anschuldigungen und gerichtlichen Eingaben. Das Gericht muss diese schwerwiegenden Vorfälle wohl mit Vorsicht bewertet haben, denn im Jahr 2023 ordnete die Richterin nach den beiden Vorfällen nur noch Besuche unter Schutzmaßnahmen an.

Im April 2025 schlug die Psychologin Jakovcic vor, dass der Junge bei seinem Vater bleiben solle. Selbstverständlich könnten die Momente mit der Mutter häufiger sein, entweder allein oder in Anwesenheit von Sozialarbeitern oder Erziehern. Entsprechend ordnete die Richterin Filomena Piccirillo am 13. Mai dieses Jahres an, dass die Mutter ihren Sohn wöchentlich am Mittwochnachmittag besuchen darf. „Vielleicht wollte man der Mutter im Hinblick auf ihre Elternschaft Vertrauen schenken. Wir hatten ein psychiatrisches Gutachten beantragt, aber es wurde nie erstellt”, erklärt die Rechtsanwältin des Vaters des Opfers, Gigliola Bridda. Dennoch wurde die Frau nach einer psychiatrischen Behandlung als geeignet und fähig angesehen, ihren Sohn selbstständig zu sehen.

Massimo Semenzin, der Direktor des Zentrums für psychische Gesundheit Asugi, erinnert daran, dass Olena „vor allem Angststörungen zeigte und im Jahr 2017 in seinem Zentrum eine Therapie begonnen hatte”. „Sie wurde bis 2023 betreut, dann wurde eine Unterbrechung vereinbart. Sie nahm keine Medikamente ein. Dem Zentrum lagen jedoch keine Informationen über die Beziehung zwischen Olena und ihrem Sohn vor“, fügt Semenzin hinzu.

Facebook/Il Piccolo

Das schreckliche Drama von Muggia hat das römische Justizministerium auf den Plan gerufen. Laut dem Triester Tagblatt Il Piccolo wird das Justizministerium eine Untersuchung einleiten, um herauszufinden, was in diesem Verfahren schiefgelaufen ist. Ziel ist es, die Frage zu beantworten, die Paolo Trame, der Vater des Kindes, seit Mittwochabend immer wieder stellt: „Warum durfte sie ihn ohne Sozialarbeiterin allein sehen?” Diese Frage stellt sich seit dem grausamen Tod des fröhlichen Buben, der so gerne Fußball spielte, ganz Italien.

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