Von Pfarrer eingeführte Punktekarte löst heftige Polemik aus

Ohne „Treuestempel“ keine Firmung

Mittwoch, 03. Oktober 2018 | 07:00 Uhr

Lurate Caccivio – Ein von Don Angelo Fontana eingeführte „Punktekarte“ löste weit über seine Pfarrgemeinde, jene von Lurate Caccivio, hinaus eine heftige Polemik aus. Kinder und Jugendliche, die nicht wenigstens zwei Drittel der möglichen Stempeleintragungen, die für jeden Messbesuch und für jede Teilnahme an einer Katechismusstunde vergeben werden, vorweisen können, werden nicht zu den Sakramenten, wie unter anderem jenem der Firmung, zugelassen. Die an sich gut gemeinte Idee sorgte unter den Eltern von Lurate Caccivio für heftige Reaktionen. Über allem schwebt aber die Frage, wie Kinder und deren Eltern zu mehr Teilnahme am Pfarrleben bewegt werden können und wie vermieden werden kann, dass Eltern für ihre Kinder Sakramente wie Erstkommunion und Firmung einfach „mitnehmen“ können, ohne sonst am Leben der Pfarrgemeinde interessiert zu sein.

Facebook/Sei di Lurate Caccivio se….

Die Eltern der Kinder der Pfarrgemeinde von Lurate Caccivio, die am Religionsunterricht und am Katechismus teilnehmen und vor der Erstkommunion oder der Firmung stehen, staunten nicht schlecht, als sie das erste Mal die „Stempelkarte“ in ihren Händen hielten. Die Idee der „Treuestempel“ stammte vom Pfarrer der Gemeinde, Don Angelo Fontana, der mithilfe der ausgefüllten Karten die Kinder zu häufigerer Teilnahme an Messen und Vorbereitungstreffen für den Empfang der Erstkommunion oder der Firmung bewegen will. Mit der Karte ist auch ein „leichter Zwang“ verbunden. Kinder und Jugendliche, die nicht wenigstens zwei Drittel der möglichen Stempeleintragungen, die für jeden Messbesuch und für jede Teilnahme an einer Katechismusstunde vergeben werden, vorweisen können, werden nicht zu den Sakramenten zugelassen.

Facebook/Sei di Lurate Caccivio se….

Es dauerte nicht lange, bis einige erboste Eltern die Karte fotografierten und auf der lokalen Facebook-Seite „Sei di Lurate Caccivio se….“ veröffentlichten. Auf der Seite entband sich schnell eine heftige Diskussion. Während Gegner erbost von auf Kindern ausgeübten Zwang und von Diskriminierung sprachen und die „Stempelkarte“ mit von Supermarktketten verwendeten Treue- und Geschenkpunkten verglichen, betrachteten andere Eltern das „Problem“ aus einer ganz anderen Sicht.

„Wer Teil der Kirche und gläubig ist, besucht auch die Messe und lebt mit seinen Kindern die Gemeinschaft im Christentum und in der Pfarrgemeinde. Es ist ein Unding, nie zur Kirche zu gehen und nie am Katechismus teilzunehmen, um dann am Ende, nur weil „es halt alle tun“, für die eigenen Kinder doch die Erstkommunion und die Firmung zu verlangen. In diesem Fall wissen weder Eltern noch Kinder, um was es eigentlich geht und was das Sakrament eigentlich bedeutet. Keiner zwingt euch teilzunehmen. Aber Christ zu sein bedeutet auch Pflichten zu haben. Wer nicht will, soll halt am Sonntag ins Einkaufszentrum gehen“, bringt es eine Facebook-Nutzerin auf den Punkt.

Facebook/Sei di Lurate Caccivio se….

Tessera fedeltà a messa, senza bollini “sei fuori”

Von einem Lokalmedium interviewt bemühte Don Angelo Fontana einen Fußballvergleich.

„Keiner hat ein Problem damit, zu akzeptieren, dass wenn ein Bub nicht unter der Woche am Fußballtraining teilnimmt, er dann am Sonntag nicht das Match spielen darf. Wieso soll der Katechismus nicht genauso ernst genommen werden? Heute ist der Glaube mehr denn je eine Frage der Wahl, die aus der Überzeugung heraus entsteht und dank der guten Gewohnheiten langsam heranwächst“, so Don Angelo Fontana.

Auch die Befürworter unter den Eltern sind nicht glücklich mit der Stempelkarte. Aber viele sehen darin eine der wenigen Möglichkeiten, um das oft erlebte „Mitnehmen“ der Sakramente, ohne sonst am Leben der Pfarrgemeinde, an der Heiligen Messe und am Katechismus interessiert zu sein, zu vermeiden. Ziel ist es immer, Kinder und deren Eltern verstärkt in das religiöse Leben der Pfarrgemeinde einzubinden.

Von: ka