Von: ka
Florenz – Da sich die Ansteckungen und stationären Aufnahmen von Kindern häufen, schlagen viele Kinderärzte Alarm. Infolge der gestiegenen Einlieferungen beginnen die Kinderkrankenhäuser unter Druck zu geraten. Einigen Studien zufolge werden die Kleinen durch die neue Variante häufiger als früher infiziert. Glücklicherweise sind schwere Verläufe selten. Allerdings besteht trotzdem die Gefahr eines Auftretens eines Multisystemischen Entzündungssyndroms bei Kindern, MIS-C.
Unter Kindern nehmen Ansteckungen und Krankenhausaufenthalte zu. Es besteht der dringende Verdacht, dass für diesen Anstieg die Omikron-Variante verantwortlich ist. Wie Studien aus den Vereinigten Staaten zu bestätigen scheinen, befällt das Virus zwar nicht die Lungen der kleinen Patienten, steckt sie aber leichter an. Laut dem jüngsten Bericht des ISS und des Gesundheitsministeriums steigt die Kurve der Krankenhauseinweisungen in der Altersgruppe von null bis 19 Jahren rapide an.
„Seit der zweiten Oktoberwoche ist die Altersgruppe der Fünf- bis Elfjährigen diejenige, in der der größte Anstieg von Fällen bei Kindern verzeichnet wird. Auch unter den unter Fünfjährigen steigen die stationären Aufnahmen – mehr als zehn pro eine Million Einwohner – rapide an. Unter den 16- bis 19-Jährigen ist hingegen der Anstieg etwas geringer“, so im jüngsten Bericht.
Unter den älteren Kindern und Jugendlichen – gemeint ist die Altersgruppe der Zehn- bis 19-Jährigen – zeigt die Kurve, die die Inzidenz veranschaulicht, einen steilen Anstieg. Gegenüber dem italienischen Durchschnitt von 1.098 und jener der Null- bis Neunjährigen von 830 beträgt die Zahl der Fälle pro 100.000 Einwohner in dieser Altersgruppe 1.593. Insgesamt hat sich unter den Kleinen und Jüngeren die Inzidenz seit dem Dezember verdrei- bis verfünffacht.
Infolge des anschwellenden Infektionsgeschehens, das immer häufiger Kinder und Jugendliche betrifft, gerät das Netzwerk der Kinderkrankenhäuser immer stärker unter Druck. Derzeit werden in den verschiedenen Kinderkliniken 132 kleine Covid-19-Patienten betreut. In den allermeisten Fällen handelt es sich um unter Fünfjährige, die an akuten Symptomen leiden. Die Hälfte der erkrankten Kinder besitzt einen ungeimpften Elternteil, in 38 Prozent der Fälle hingegen sind sie der Nachwuchs von Impfgegnerpaaren.
„Bis vor ein paar Wochen haben wir nur sehr wenige Aufnahmen verzeichnet. Jetzt werden wir überschwemmt. Wir haben noch nie so viele gesehen. Oft sind es Säuglinge oder sehr kleine Kinder“, so der Primar im Kinderkrankenhaus „Meyer“ von Florenz, Massimo Resti, gegenüber der römischen Tageszeitung „La Repubblica“.
Massimo Resti fügt hinzu, dass glücklicherweise die schweren Fälle sehr selten sind. „Außer bei gefährdeten Kindern, die an Herzerkrankungen, Immunschwäche oder an malignen hämatologischen Erkrankungen leiden, verläuft Covid-19 fast immer mild. Allerdings stellt der Andrang von kleinen Patienten für uns eine große Herausforderung dar. Räumlichkeiten müssen gefunden werden und manchmal sind wir auch gezwungen, geplante Eingriffe zu verschieben. Oft sind auch die Eltern positiv. Sie bleiben natürlich im Krankenhaus“, erklärt der Primar.
Auf die Frage, warum Kinder, die sich früher kaum infiziert haben, sich jetzt mit der Omikron-Variante anstecken, findet auch Massimo Resti keine Antwort. Er glaubt aber, dass „Omikron andere Rezeptoren verwendet als die ursprüngliche Wuhan-Variante, wodurch die Kinder häufiger infiziert werden“. „Es ist aber noch zu früh, um zu sagen, ob diese Infektionen zu Fällen von Long Covid führen werden, wie wir sie in der Vergangenheit gesehen haben“, so Resti.
Wie viele seiner Kollegen bestätigt auch der Primar im Kinderkrankenhaus „Meyer“ Fälle von Long Covid bei Kindern. „Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Benommenheit sind Symptome, die bei Kindern auftreten, die die Infektion durchgemacht haben, auch wenn sie nicht so schwerwiegend sind wie bei Erwachsenen. Was uns aber Sorgen bereitet, ist das Multisystemische Entzündungssyndrom bei Kindern, MIS-C. Wir wissen immer noch nicht, warum es diejenigen trifft, die an Corona erkrankt sind. Es handelt sich um ein Ungleichgewicht im Immunsystem, das weiterhin eine starke Reaktion aufrechterhält, obwohl der Feind – das Virus – verschwunden ist. Es verursacht eine Vaskulitis, eine Schädigung der Blutgefäße. In den letzten Monaten haben wir in Florenz etwa vierzig Fälle von MIS-C behandelt. Nun befürchten wir, dass nach dieser Welle wieder Fälle von MIS-C auftreten werden. Es müssen noch viele Tage vergehen, bis wir diese Frage endgültig beantworten können“, meint Massimo Resti.