Lastkraftwagenfahrer protestierten gegen teuren Diesel – VIDEO

„Schnecken-Lkw“ blockieren Italien

Sonntag, 27. Februar 2022 | 08:26 Uhr

Rom – Von Kalabrien über Kampanien und Apulien bis hin zum Hafen von Ravenna haben drei Tage lange lautstarke Proteste von Lkw-Lenkern stattgefunden, die gegen die stark angestiegenen Treibstoffpreise protestieren.

Indem sie auf den Straßen und Autobahnen hintereinander sehr langsam fuhren oder mit ihren Lastkraftwagen die Zufahrten zu Häfen oder Autobahneinfahren zuparkten, wollten die Lkw-Lenker ihrer Forderung an die Regierung, die Dieselpreise zu senken, Nachdruck verleihen. Die meisten Protestaktionen wurden vor dem Wochenende abgeblasen, aber die Demonstranten ließen die Regierung wissen, dass sie die Proteste im Falle der Missachtung ihrer Anliegen wieder aufnehmen werden.

Die in Apulien begonnenen Proteste von Lkw-Fahrern gegen die hohen Treibstoffpreise breiteten sich innerhalb kürzester Zeit auf weite Teile Italiens aus. Die Demonstranten bildeten mit ihren Lastkraftwagen lange Kolonnen, die sich auf den Staatsstraßen und Autobahnen nur mehr im Schritttempo fortbewegten, wodurch sich erhebliche Staus bildeten.

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Diese in den Medien „Schnecken-Lkw“ getaufte Protestwelle wurde auch von anderen Protestaktionen begleitet. Dabei parkten Lkw-Fahrer mit ihren Fahrzeugen unter anderem Zufahrten zu Häfen oder Ein- und Ausfahrten von Autobahnen zu. Die Lkw-Fahrer wiesen darauf hin, dass es sich angesichts der stark gestiegenen Dieselpreise fast nicht mehr lohne, sich hinter das Steuer zu setzen. Dieser Protest – so die Lenker – sei ihre einzige Möglichkeit darauf aufmerksam zu machen, dass der Lkw-Sektor in seiner heutigen Form kurz vor dem Kollaps steht.

Die Proteste blieben nicht ungehört. Viele Regionalpolitiker drückten den Demonstranten ihre Solidarität aus und forderten die Regierung dazu auf, für diesen Teil des Transportsektors ein Hilfspaket zu verabschieden. Auch Betriebe unterstützten den Protest. Der bekannte Pastahersteller „La Molisana“ unterbrach aus Solidarität mit den Protestierenden die Produktion.

Einige Autolenker regierten aber mit Verärgerung auf die blockierten Straßen. Ein Lkw-Fahrer, der zusammen mit seinen Kollegen eine Staatsstraße bei Foggia in Apulien blockiert hatte, wurde von einem wütenden Autofahrer mit einem Messer verletzt. Der kolportierte Schaden ist enorm. Allein die dreitägige Blockade des Hafens von Ravenna soll einen finanziellen Verlust von 2,3 Millionen Euro verursacht haben. Der italienische Bauernverband Coldiretti warnte vor der Gefahr „leerer Regale und verderbender Lebensmittel“.

Die Protestaktion zeigte aber auch, dass bereits wenige Tage von Protesten genügen, um in einigen Teilen Italiens für Chaos in der Versorgung mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs zu sorgen. Angesichts des Kriegs in der Ukraine und der international schwierigen Lage auf dem Rohstoff- und Energiemarkt muss weiterhin mit steigenden Treibstoffpreisen gerechnet werden, was zur Folge hat, dass der römischen Regierung als Spielraum nur eine Senkung der Steuern oder ein auf den Transportsektor zugeschnittenes finanzielles Hilfspaket bleibt. Im letzteren Fall bliebe aber das Problem, dass die gestiegenen Treibstoffpreise auch die Pendler, die auf das Auto angewiesen sind, stark belasten, bestehen.

Die Lkw-Fahrer beschlossen nicht zuletzt unter dem Eindruck des Kriegs im Herzen Europas ihren Protest vorläufig auszusetzen, ließen die Regierung aber wissen, dass sie in Hinblick auf die Aussichtslosigkeit ihrer Lage bald gezwungen sein werden, erneut zu protestieren. Über Italien, das die Folgen dieses Krieges vermutlich besonders stark zu spüren bekommen wird, ziehen dunkle Wolken auf.

Von: ka