„Er sagte mir immer, ich solle mir eine Arbeit suchen“ – VIDEO

Schreckliche Familientragödie: Vater von Sohn umgebracht

Mittwoch, 03. Juli 2019 | 08:02 Uhr

Legnano – Legnano, eine lombardische Kleinstadt nordwestlich von Mailand, war am Montagvormittag Schauplatz einer schrecklichen Familientragödie. Nach einem wiederholten Streit brachte der 37-jährige Marco Campanella seinen 71-jährigen Vater mit mehreren Messerstichen um. Bereits seit Monaten lagen sich Sohn und Vater in den Haaren, weil der 71-Jährige den 37-Jährigen immer wieder dazu aufforderte, sich endlich eine Arbeit zu suchen. Marco Campanella hingegen wollte lieber ein neues Studium beginnen. Ihre letzte Auseinandersetzung mündete in eine Tragödie.

„Er sagte mir immer, ich solle mir eine Arbeit suchen“ und „Wir stritten uns oft, weil ich studieren wollte“, so der geständige Vatermörder Marco Campanella. Das Verhältnis zwischen dem 37-Jährigen und seinem 71-jährigen Vater Michele Campanella – ein pensionierter Maresciallo der Finanzwache – war bereits seit zwei Jahren sehr gespannt. Marco Campanella, der von den Nachbarn als freundlicher und gebildeter junger Mann, aber auch als „Träumer“ und „komischer Typ“ beschrieben wird, besitzt mehrere universitäre Abschlüsse und Diplome. Nachdem Marco Campanella eine dreijährige Laureatsstudium der Sprachwissenschaften und ein Diplom des Konservatoriums erlangt hatte, wollte der junge Mann, der nur kurzzeitig als Gitarrenlehrer gearbeitet hatte, ein Studium der Politikwissenschaften beginnen. Die Eltern – insbesondere der Vater – waren von dieser Idee aber alles andere als begeistert und forderten ihren inzwischen 37-jährigen Sprössling dazu auf, sich endlich auf die eigenen Beine zu stellen und sich nach einer Arbeit umzusehen.

Marco Campanella, der als stiller Einzelgänger gilt und kaum soziale Kontakte pflegt, zog es aber vor, weiter bei den Eltern zu wohnen und seinen einzigen Passionen, der Musik und dem Studium, nachzugehen. Sein Ziel war es vielmehr nach dem Sprachstudium, zum besseren Verständnis internationaler Beziehungen, die Studienlaufbahn der Politikwissenschaften einzuschlagen.

Als sich am Montagmorgen Vater und Sohn alleine der Wohnung befanden – die Mutter Paola arbeitete als Freiwillige in der Pfarrei – entbrannte zwischen den beiden ein heftiger und lautstarker Streit. Gegen 10.20 Uhr hörten die Nachbarn fürchterliche Schreie und sahen den 71-Jährigen, wie er auf den Balkon der Wohnung im dritten Stock flüchtete. Sein Sohn folgte ihm aber und stach dann unter den Augen der Nachbarn mit zwei Messern – einem Küchenmesser und einem Tranchiermesser – blindwütig auf seinen Vater ein. Michele Campanella gelang es noch, in das Wohnzimmer zurückzukehren. Als aber der 37-Jährige erneut zustach, erlag er auf dem Fußboden seinen schweren Stichverletzungen. Anschließend zog der Mörder den Rollladen des Balkons herunter.

Ein Arbeiter, der auf der Straße unter dem Balkon mit Wartungsarbeiten beschäftigt war, verständigte den Notruf 112. Innerhalb weniger Minuten trafen am Tatort die Polizei und die Rettungskräfte ein. Während, um eine eventuelle weitere Verzweiflungstat zu verhindern, die Feuerwehr die Gasversorgung der Wohnung kappte, forderten Polizeibeamte Marco Campanella zum Öffnen der Tür auf. Der 37-Jährige, dessen Kleidung voller Blut war, gewährte den Polizisten sofort Einlass und ließ sich von ihnen widerstandslos festnehmen. Seine Mutter Paola, die in diesem Moment nach Hause zurückkehrte, musste von der Straße aus diese Tragödie mitansehen.

ANSA/Daniele Bennati

Der Vatermord von Legnano sorgte in der italienischen Öffentlichkeit für Abscheu und Entsetzen. Die im Kreis der engsten Familie begangene Bluttat befeuerte in Italien erneut die seit längerer Zeit schwelende Debatte um „Kinder“, die es vorziehen, zu studieren und im „Hotel Mama“ zu verbleiben, als das eigene Geld zu verdienen und sich eine eigene familiäre Zukunft aufzubauen.

 

Von: ka