29-jähriger Jäger erschießt jungen Mann – VIDEO

Schrecklicher Irrtum: 18-Jähriger mit Wildschwein verwechselt

Dienstag, 02. Oktober 2018 | 07:03 Uhr

Apricale – Apricale, ein Bergdorf im Hinterland von Imperia in Ligurien, war am Sonntag Schauplatz einer schrecklichen Tragödie. Ein 18-jähriger Jugendlicher, der am frühen Sonntagmorgen im Wald mit seinen beiden Hunden unterwegs war, wurde Opfer eines tödlichen Irrtums. Ein Jäger, der zusammen mit Kollegen im Wald auf der Pirsch war, verwechselte ihn mit einem Wildschwein und erschoss ihn aus nächster Nähe. Am Montag kamen aber neue, schwerwiegende Details hinzu. Neben dem getöteten, jungen Mann wurde ein Gewehr gefunden. War der Getötete ein Wilderer, der von den Jägern nicht entdeckt werden wollte?

ANSA

Es war am frühen Sonntagmorgen gegen 7.00 Uhr, als der 18-jährige Nathan Labolani mit seinen beiden Hunden Pippo und Masha das Haus verließ, um im nahen Wald – so die erste Vermutung – etwas spazieren zu gehen. In diesen verhängnisvollen Morgenstunden waren im Wald in der Nähe von Apricale aber auch zwei Mannschaften von Jägern, die aus zwei Nachbardörfern stammen und auf der Suche nach Wildschweinen waren, unterwegs. Gegen 8.00 Uhr erreichte der 29-jährige G.I. mit seiner Mannschaft den Dorfrand von Apricale und legte sich vor dem Wald auf die Lauer. G.I. hörte ein Geräusch. Als er nach Zurufen keine Antwort erhielt, legte er an und gab mit seiner Winchester Kaliber 300 einen Schuss ab. Der 18-Jährige, der nur 20 Meter vom Schützen entfernt war, wurde von der Kugel in der Bauchgegend getroffen und erlitt dabei schwerste Verletzungen.

Der 29-jährige Jäger erkannte kurz darauf seinen schrecklichen Irrtum. Er und sein Jagdkollege verständigten sofort die Rettungskräfte. Aber auch die Notärzte der Flugrettung von Cuneo vermochten zusammen mit den anderen Rettungskräften nicht mehr, das Leben des 18-Jährigen zu retten. Für Nathan Labolani kam jede Hilfe zu spät. Er starb noch vor dem Erreichen eines Krankenhauses. Was folgten, waren Schreie, Tränen und Szenen unendlicher Verzweiflung. Sanitäter und Feuerwehrleute mussten in Apricale den weinenden Vater des 18-Jährigen vom verzweifelten Todesschützen, der mit einer Anklage wegen fahrlässiger Tötung rechnen muss, trennen.

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Am Montag aber wurden vonseiten der Justiz neue Details bekannt, die die Tragödie in vollkommen neues Licht erscheinen lassen. Neben dem tödlich getroffenen Nathan Labolani stellten die Carabinieri ein Gewehr und 50 Stück Munition sicher. Laut einer Rekonstruktion war der 18-Jährige, der selbst keinen Waffenschein und Jagdausweis besitzt, am Sonntagmorgen als Wilderer auf der Jagd gewesen und hatte sich gleich wie seine „amtlichen Jagdkollegen“ auf der Suche nach Wildschweinen ebenfalls auf die Lauer gelegt. Aus Angst vor Entdeckung hatte Nathan Labolani nicht auf die Zurufe geantwortet und war hinter einem Busch geblieben. Letzteres Detail würde zum Fundort von Labolani – die Rettungskräfte fanden den 18-Jährigen versteckt hinter Buschwerk – passen. Die Carabinieri und der zuständige Staatsanwaltschaft ermitteln weiterhin, um alle Hintergründe und den genauen Ablauf der Tat aufzuklären.

Am Tag nach dem fürchterlichen Unglück herrscht weit über Apricale hinaus gespenstige Ruhe. Der Bürgermeister von Apricale, Silvano Pisano, der dafür bekannt ist, sich kein Blatt vor dem Mund zu nehmen, sprach von einer angekündigten Tragödie.

„Die Wildschweine kommen zum Bach, immer näher zum Ort, und die Jäger verfolgen sie. Apricale ist nicht anders. Leider leben auch wir in einer verzerrten Welt, wo die Regeln nur auf dem Papier gelten“, so der erste Bürger von Apricale.

Der zuständige Minister, Umweltminister Sergio Costa, will sich dafür einsetzen, an Sonntagen die Jagd generell zu verbieten. Andere Stimmen hingegen werfen ein, dass solche Einschränkungen nur teilweise nützlich sind, solange es Jäger gibt, die auf alles schießen, was sich bewegt, oder den Abzug ziehen, sobald sie auf Zurufe keine Antwort erhalten. Unnötig zu erwähnen, dass der tragische Tod des 18-Jährigen eine Flut von heftigen Reaktionen und Polemiken auslöste.

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Von: ka