Für Ungeborenes auf Chemotherapie verzichtet: Mutter stirbt mit 33 Jahren

„Sein Leben wichtiger als meins“

Dienstag, 16. April 2024 | 07:14 Uhr

Oderzo – Azzurra Carnelos aus Oderzo in Venetien wurde nur 33 Jahre alt. Die junge Mutter glaubte bis zum Schluss das Krebsleiden besiegen zu können, aber am Ende gab es keine Hoffnung mehr. Azzurra, die bereits im Jahr 2019 ein erstes Mal an Brustkrebs erkrankt war, hegte nach dem zunächst erfolgversprechenden Verlauf der Therapie die Hoffnung, den Brusttumor besiegt zu haben. Während ihrer Schwangerschaft musste sie jedoch erfahren, dass das bösartige Leiden zurückgekehrt war. Die mutige Frau entschied sich dazu, das Leben des Ungeborenen ihrem eigenen vorzuziehen.

LinkedIn/Azzurra Carnelos

Ihre Angehörigen erinnern sich daran, dass Azzurra Carnelos immer wieder von einem Traum erzählte. Vor fünf Jahren sei sie eines Nachts plötzlich aufgewacht. In ihrem Traum habe sie eine Stimme gehört, die wie die ihrer an Brustkrebs verstorbenen Großmutter Nori geklungen habe. Diese Stimme soll ihr gesagt haben, sie solle sofort einen Arzt aufsuchen, weil etwas mit ihr nicht stimme. Azzurra verschwendete keine Zeit und vereinbarte sofort einen Arzttermin. In der Tat wurde in ihrer Brust ein bösartiger Knoten entdeckt. Entschlossen, so bald als möglich wieder gesund zu werden, nahm die junge Krebspatientin eine langwierige Behandlung auf sich. Lange Zeit schien es so, als ob der Tumor besiegt sei.

Die tüchtige junge Frau, die im Jahr 2015 ihr Studium der Bankwirtschaft und des Finanzwesens mit Bestnoten abgeschlossen hatte, nahm ihr Leben wieder in die Hand und heiratete vor zwei Jahren Francesco Favero, den sie acht Jahre zuvor an der Universität kennengelernt hatte. Auch ihre Furcht, dass die Krebsbehandlungen ihrer Fruchtbarkeit Schaden zugefügt hätten, erwies sich als unbegründet.

Facebook/Frè • Servizi Funebri/Azzurra Carnelos

Als das Paar im Februar des letzten Jahres erfuhr, dass Azzurra schwanger war, schien dem Elternglück nichts mehr im Wege zu stehen. Leider dauerte die ungetrübte Freude des Paars, bald Eltern eines kleinen Buben zu werden, nur wenige Monate. Anlässlich einer Kontrollvisite wurde Azzurra Carnelos mitgeteilt, dass das fast schon vergessene Krebsleiden nicht nur zurückgekehrt war, sondern auch, dass der Tumor aggressiver als beim ersten Mal war. Azzurras erster Gedanke galt dem ungeborenen Leben. „Sein Leben wichtiger als meins“, so Azzurras Wille.

Da sie befürchtete, dass die Therapien die Gesundheit des Fötus beeinträchtigen könnten, entschied Azzurra Carnelos, die chemotherapeutischen Behandlungszyklen so lange wie möglich hinauszuzögern. Trotz der Sorge um ihr eigenes Leben setzte sie die Schwangerschaft bis zur 32. Woche fort. Um der jungen Frau die Möglichkeit zu geben, sich der notwendigen Chemotherapie zu unterziehen, beschlossen die Ärzte der neonatologischen Abteilung des Krankenhauses Ca’ Foncello in Treviso in Abstimmung mit der Schwangeren die Geburt des kleinen Antonio einzuleiten.

Die Visualisierung zeigt die vermehrte Teilung und Krebsentstehung aus sogenannten Vorläuferzellen im Brustgewebe, bedingt durch die einen erhöhten Progesteronspiegel (links) im Vergleich zu einem niedrigen Progesteronspiegel (rechts).
Copyright: EUTOPS/ Uni Innsbruck

Wie es sich nicht einmal ein Jahr später herausstellen sollte, war es zu diesem Zeitpunkt aber bereits zu spät. Azzurra Carnelos war es nur acht Monate lang vergönnt, ihr Mutterglück zu genießen. „Mach dir keine Sorgen, Mama, alles wird gut“, rief sie am Freitag das letzte Mal ihre Mutter an. Sie schlief ein und wachte nicht mehr auf. „Sie war eine großartige Mutter und Ehefrau. Antonio, der Sohn, den sie sich so sehr gewünscht hat, ist kerngesund“, so der Mann der Verstorbenen. Untersuchungen ergaben, dass die erbliche Veranlagung, leichter als andere an Krebs zu erkranken, nicht von der Mutter auf das Kind übertragen wurde.

Ihre Familie dankt der neonatologischen Abteilung des Krankenhauses Ca’ Foncello in Treviso, der die Spenden, die während der Beerdigung, die am Mittwoch in ihrem Heimartort in Oderzo stattfinden wird, gesammelt werden, zugutekommen werden.

Von: ka

Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

12 Kommentare auf "„Sein Leben wichtiger als meins“"


Sortiert nach:   neuste | älteste | Relevanz
user6
user6
Tratscher
13 Tage 11 h

wäre nicht besser gewesen erst wieder gesund zu werden? ein kind kann man dann immer noch bekommen. jetzt ist die mutter tot und der vater allein mit dem neugeborenen. kind einer mutter zu sein, die ihr junges leben wegen mit geopfert hat, würde mich zermürben. ja, ist eh nur meine meinung

Evi
Evi
Universalgelehrter
13 Tage 10 h

sie war ja wieder gesund und hat die Diagnose erst während der Schwangerschaft bekommen.

primetime
primetime
Kinig
13 Tage 9 h

Es ist nicht ausgeschlossen dass man durch eine Chemo unfruchtbar wird oder bleibende Schäden im Körper und darum mögliche Behinderung des Kindes

sophie
sophie
Kinig
13 Tage 12 h

Sehr traurig dies zu lesen, da bleiben einen die Worte weg, wünsche dem Ehemann mit Sohn sehr viel Kraft

Staenkerer
13 Tage 11 h

orme, topfre frau, ruhe sanft.
viel kraft den ehemonn, i hoff er findet kroft am kindl und viele ondere gebn ihn kroft dem büabl a de mama zu ersetzn.

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
13 Tage 10 h

Das ist Liebe..sehr traurig…❤

brunecka
brunecka
Universalgelehrter
13 Tage 12 h

Traurig😪😪😪😪

krokodilstraene
krokodilstraene
Universalgelehrter
13 Tage 9 h

Musst mehrnals schlucken und eine Träne verdrücken…
Viel Glück der jungen Familie!! 🍀

primetime
primetime
Kinig
13 Tage 9 h

Trauriges Schicksal

guenne
guenne
Tratscher
13 Tage 8 h

R.I.P

Pasta Madre
Pasta Madre
Superredner
13 Tage 2 h

Mutige Frau.
Ruhe in Frieden.
Dem Vater und seinen Söhnchen viel Kraft in dieser schweren Zeit.

pingoballino1955
pingoballino1955
Universalgelehrter
12 Tage 12 h

Tragisch!!!

wpDiscuz