Von: luk
Moena – Ein heißer Sommer treibt die Menschen in Scharen in die Berge. Das hat in den vergangenen Wochen für Hochbetrieb beim italienischen Bergrettungsdienst gesorgt. „Wir haben an manchen Tagen über 80 Einsätze im ganzen Land gezählt, rund 20 Prozent mehr als im Vorjahr“, berichtet Maurizio Dellantonio, Präsident des nationalen Bergrettungsdienstes (Cnsas).
Der Grund: Viele unterschätzen die Gefahren der Berge oder sind schlecht vorbereitet. „Früher haben sich die Leute noch bei Einheimischen oder Hoteliers erkundigt, heute starten viele untrainiert und ohne die passende Ausrüstung. Manche widersprechen sogar, wenn man sie auf Risiken hinweist“, sagt Dellantonio. So sei etwa vergangene Woche eine Wanderin in Sandalen auf einem hochalpinen Steig unterwegs gewesen, der zum Schutzhaus Mantova al Vioz in der Val di Sole führt. Trotz eindringlicher Warnungen eines Kollegen von Dellantonio sei die Frau weitermarschiert und habe zudem verbale Anfeindungen losgelassen.
Für Fotos die eigene Sicherheit riskieren
Besonders riskant werde es, wenn Touristen für spektakuläre Fotos ihre Sicherheit aufs Spiel setzen. „Auf beliebten Panoramawegen wie dem Viel del Pan im Fassatal reicht ein falscher Schritt, um abzustürzen“, warnt Dellantonio im Gespräch mit dem Corriere della Sera. Dieser Weg sei leicht zu erreichen und einfach zu meistern. Doch gerade hier seien viele Einsätze verzeichnet worden.
Jeder Anruf wird ernst genommen
Hinzu kämen Anrufe, die weniger dramatisch klingen, als sie in Wahrheit sind: „Manche bitten nur um Hilfe, weil sie müde sind. Aber es gibt auch Fälle, in denen Betroffene ihre Beschwerden herunterspielen. Später stellt sich das dann als ein Herzinfarkt heraus.“ Jede Meldung müsse deshalb ernst genommen werden.
Nicht nur Menschen, auch Tiere beschäftigen die Retter. Im Durontal in den Dolomiten musste kürzlich ein Hund aus einem Steilhang geborgen werden, nachdem er seinem Besitzer davongelaufen war. Dabei biss er – wohl aus Angst – einen Helfer ins Gesicht. Am San-Pellegrino-Pass wurde sogar ein verirrter Ziegenbock mit Seilen zurück ins Tal gebracht.
Japaner von Dolomiten “verschluckt”
Dellantonio rät deshalb dringend, vor einer Tour nicht nur die richtige Ausrüstung mitzunehmen, sondern auch immer Bekannten, Freunden oder in der Unterkunft das Ziel der Tour zu nennen: „Das spart im Ernstfall wertvolle Zeit.“ Wie tragisch Versäumnisse sein können, zeigt der Fall eines japanischen Touristen, der im vergangenen Jahr in den Dolomiten verschwand. Erst fünf Tage nach seinem Verschwinden begann die Suche. Bis heute fehlt jede Spur von ihm.
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