Von: ka
Rom – Der Weg, den Italiens Fußball gehen muss, um die Sicherheit der Zuschauer in den Stadien zu gewährleisten, ist noch sehr weit. Das beweist einmal mehr eine von Videokameras dokumentierte Gewalttat gegen eine Frau, die zusammen mit ihrem Mann eigentlich nur ein Fußballspiel anschauen wollte.
Der brutale Angriff geschah am 26. September am Beginn der zweiten Halbzeit des Serie A-Spiels AS Rom gegen Frosinone in der Nordkurve des römischen Olympiastadions. Die Vorgeschichte begann damit, dass ein „Ultrà giallorosso“ – ein zum harten Kern der Fans des AS Rom gehörender Mann – an einem friedlichen Fan eine Tätowierung des FC Liverpool entdeckte. Dazu muss man wissen, dass seit dem vom AS Rom im fernen Jahr 1984 verlorenen Meisterpokalfinale der FC Liverpool und seine Fans von eingefleischten Roma-Anhängern als „ewige Feinde“ betrachtet werden. Die Tätowierung, die den AS Rom-Fan noch immer an die ferne Niederlage erinnerte, brachte ihn daher wenig überraschend sofort in Rage. Der Mann mit der Liverpool-Tätowierung wurde sogleich von mehreren AS Rom-Ultras umringt und bedroht. Bald kam zu einer „regen Diskussion“. In diesem Moment kam auch die Ehefrau des friedlichen Fans hinzu. Sie wollte ihm zu Hilfe eilen, sich schützend vor ihren Mann stellen und die Lage beruhigen. Aber das war keine gute Idee. Als die Frau die Gruppe erreichte, wurde sie auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung vom „Ultrà giallorosso“ geschubst und die Stadionstiege hinuntergestoßen. Die Frau fiel viele Meter die Treppe hinunter, bis sie auf einem Zwischenpodest verletzt liegen blieb.
Sie wurde von den vom Mann und anderen Fans alarmierten Rettungskräften erstversorgt und in ein Krankenhaus gebracht, wo die Ärzte für sie eine Heilungsdauer von 30 Tagen veranschlagten. Der gewalttätige Fan hingegen kehrte, als ob nichts geschehen wäre, zu seinem Platz zurück, wo er sich in aller Seelenruhe die zweite Halbzeit seiner Mannschaft gegen Frosinone ansah.
Aber der Angriff blieb nicht ohne Folgen. Nach der Anzeige des Paares nahm die Polizei von Rom Ermittlungen auf. Dank mehrerer Zeugenaussagen und einer minutiösen Auswertung aller Aufnahmen der Stadionkameras gelang es den Polizeibeamten, den „Ultrà giallorosso“ zu identifizieren.
#StadioOlimpico Roma – Frosinone del 26 settembre scorso. Arrestato il tifoso che ha spintonato e fatto cadere una donna sulla scalinata di accesso della curva nord.https://t.co/5rTebbw7xs pic.twitter.com/B6Qittvn0q
— QuesturaDiRoma (@QuesturaDiRoma) September 28, 2018
Der „Fan“ wurde von den Beamten der römischen Quästur verhaftet und in Gewahrsam genommen. Er wird sich vor Gericht wegen gleich mehrerer Straftaten, die bis zu schwerer Körperverletzung reichen, verantworten müssen.
Der „Vorfall“ im Stadion und die Festnahme des „Fans“ erregten in der italienischen Öffentlichkeit große Aufmerksamkeit. Die Ermittlungsarbeit der Beamten der Quästur wurde im Netz mit Lob überhäuft. Für den „Ultrà giallorosso“ hingegen forderten viele Nutzer neben einer exemplarischen Bestrafung durch die italienische Justiz ein lebenslanges Stadionverbot.
Trotzdem ist der Weg, den Italiens Fußball in Sachen Stadionsicherheit noch gehen muss, sehr weit.