Kein Kandidat meldet sich: Bar muss zwei Abende schließen

„Suche Baristen mit Lust zu arbeiten“

Samstag, 24. August 2019 | 08:17 Uhr

Mareno di Piave – Es ist nicht das erste Mal, dass ein Betrieb im angeblich von Arbeitslosigkeit geplagten Stiefelstaat sich schwer dabei tut, Arbeitskräfte zu finden. Der letzte Arbeitgeber, der diese Erfahrung machte, war eine Bar in Mareno di Piave – einem Dorf in der Nähe von Treviso in Venetien. Obwohl die im Zentrum der Ortschaft gelegene Bar Cortina anbot, junge Baristen selbst auszubilden, meldeten sich keine jungen Leute. Aufgrund des Arbeitskräftemangels sah sich die Bar gezwungen, an zwei Abenden in der Woche zu schließen.

Facebook/BarCortina

„Wir teilen mit, dass ab heute das Cortina den Mittwoch- und Donnerstagabend wegen Personalmangel geschlossen sein wird. Seit 16 Jahren ist es das erste Mal, dass wir schließen müssen, weil wir keine jungen Männer oder Frauen finden, die die Lust und die Notwendigkeit haben, zu arbeiten. Fünf Abende die Woche von 17.00 Uhr bis zur Schließung in einem Ambiente, das von jungen Leuten besucht wird und wo man außer der Arbeit auch die Gelegenheit hat, sich zu unterhalten und neue Menschen kennenzulernen und wo ein pünktliches Gehalt, flexible Arbeitszeiten sowie anständige Arbeitsverträge geboten werden. Aber wahrscheinlich ist das alles zu wenig. Wir entschuldigen uns zutiefst bei unseren Kunden, aber solange wir keinen finden, der uns zur Hand geht, sind wir dazu gezwungen“, so die Bar Cortina in Mareno di Piave auf ihrer Facebook-Seite.

Mit einem Dank an die fleißigen Mitarbeiter, die der Bar die Stange halten, schlossen die Inhaber des „Cortina“ ihren wütenden bis traurigen Facebook-Post.

PH:ThomaSystem

Pubblicato da BarCortina su Sabato 3 novembre 2018

Der Eintrag schlug im Dorf und in der Umgebung ein wie eine Bombe und löste gleich wie ähnliche Fälle in Venetien eine rege Diskussion aus. Obwohl die Inhaber der Bar, die weitum in der Umgebung als Treffpunkt junger Leute bekannt ist und die – die Facebook-Seite lässt keine Zweifel aufkommen – mit Feiern, Konzerten und Kulturangeboten weit mehr als nur einen herkömmlichen Barbetrieb bietet – mitgeteilt hatten, auch ungelernte Kräfte auf eigene Kosten auszubilden, meldete sich niemand. Auch ein faires Angebot – so die Inhaber – mit flexiblen Arbeitszeiten und einem vertraglich garantieren, anständigen Lohn konnte keine Kandidaten anlocken.

Facebook/BarCortina

Der Eintrag wird besonders in Venetien weiterhin vielfach kommentiert. Wie nicht anders zu erwarten, geben viele Leser und Kommentatoren dem von der römischen Regierung eingeführten Bürgergeld die Schuld. Wie im Fall der Saisonkräfte im nahen Jesolo – so diese Stimmen – würden besonders Berufe im Gastgewerbe unter der Einführung des „Gratisgeldes“ leiden. Die früheren Arbeitskräfte würden heute lieber zu Hause bleiben, den „Reddito di cittadinanza“ kassieren und nebenher ein bisschen „schwarz“ arbeiten, als eine Stelle in einer Bar anzutreten.

Wenig überraschend ist zudem, dass viele mit der „heutigen Jugend“ hart ins Gericht gehen. Die immer weniger werdenden Kinder könnten es sich heute aussuchen und wer die Wahl habe, günstige Arbeitszeiten zu einem guten Gehalt zu erhaschen, würde um einen abendfüllenden Job in einer lauten Bar einen großen Bogen machen.

Und was meinen unsere Leserinnen und Leser? Wer ist schuld? Sind es die Arbeitgeber, die zu wenig Geld zu zu ungünstigen Bedingungen bieten, ist es das Bürgergeld oder ist es die heutige Jugend, die es sich zu bequem ist, am Abend in einer Bar zu arbeiten?

Avvisiamo che il CORTINA DA OGGI IL MERCOLEDÌ E GIOVEDI SERA RESTERÀ CHIUSO PER MANCANZA PERSONALE!!!!In 16 anni è la…

Pubblicato da BarCortina su Mercoledì 21 agosto 2019

Von: ka