Von: idr
Neapel – Um 12.47 Uhr bebte im Großraum Neapel erneut die Erde. Es war das stärkste Beben der Messhistorie. Die Erschütterung erreichte laut dem nationalen Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) eine Stärke von 4,6 auf der Richterskala.
Das Epizentrum lag im Golf von Pozzuoli, rund fünf Kilometer vor der Küste von Bacoli und in knapp fünf Kilometern Tiefe. Die Wucht der Erschütterung war im gesamten Stadtgebiet von Neapel deutlich zu spüren – von den Stadtteilen entlang der Küste bis hinauf in die Hügellagen. Selbst im historischen Zentrum zitterten Wände und Böden, wie mehrere Anwohner berichteten.
Keine größeren Schäden
Trotz der Stärke blieben schwerwiegende Schäden offenbar aus. Einziger gemeldeter Vorfall war ein rund 15 Meter breiter Felssturz in der Gegend von Punta Pennata bei Bacoli, bei dem ein Teil eines Küstenabschnitts ins Meer rutschte. Vorsorglich wurden in Neapel sämtliche Zugabfahrten vom zentralen Bahnhof Garibaldi vorübergehend gestoppt. Auch die U-Bahnlinien eins und sechs stellten den Betrieb ein, während Ingenieure die Infrastruktur auf mögliche Schäden überprüften.
Laut dem geltenden Sicherheitsprotokoll muss der Bahnverkehr bei Erdbeben über Stärke 4,0 unterbrochen werden. Die Züge wurden in nahe gelegenen Bahnhöfen vorübergehend gestoppt. Die Zugverbindungen von Rom in den Süden verkehrten jedoch planmäßig. Techniker der Eisenbahninfrastruktur und Straßennetz waren im Einsatz – bisher wurden keine Schäden an den Straßen gemeldet.
A portion of the islet (Punta Pennata) in Bacoli collapsed into the sea after the earthquake.
A magnitude 4.6 hit 16 KM west of Napoli, Italy at 12.47 PM (Rome time) on June 30, 2025 (approximately 1 hour ago). The tremor was felt widely around Naples.#Terremoto pic.twitter.com/qzfMjSjh3e
— RenderNature (@RenderNature) June 30, 2025
Edoardo Cosenza, Stadtrat für Infrastruktur und Katastrophenschutz, erklärte, dass die vergleichsweise geringe Tiefe des Bebens die Auswirkungen auf Gebäude in Grenzen gehalten habe. Dennoch habe die Dauer der Erschütterung für zusätzliche Besorgnis gesorgt.
Lage in Pozzuoli
In Pozzuoli, wo die Angst vor dem sogenannten Bradyseismus – also dem periodischen Heben und Senken der Erdoberfläche – besonders groß ist, zeigte sich Bürgermeister Luigi Manzoni wachsam, aber bemüht um Beruhigung: „Das Erdbeben, das wir gespürt haben, war stark, aber derzeit werden keine Schäden gemeldet.“ Freiwillige seien bereits im Einsatz, um die Lage vor Ort zu prüfen. Zudem würden vorsorglich die im Notfallplan vorgesehenen Sammelplätze vorbereitet und besetzt.
Die Erschütterung wurde von der Bevölkerung in einem weitläufigen Gebiet registriert. Dieses umfasst unter anderem die Hafenstadt Pozzuoli, die Gemeinde Bacoli sowie die neapolitanischen Bezirke Fuorigrotta und Bagnoli umfasst.
Immer wieder Erdstöße im Bereich der Phlegräischen Felder
Die Phlegräischen Felder, ein Gebiet mit hoher vulkanischer Aktivität, werden seit geraumer Zeit von vielen Erdbeben heimgesucht. Meistens sind es kleine und kaum spürbare Erschütterungen, die die Erdkruste in dem Areal schwächen. Seit elf Jahren gilt für das Gebiet die Alarmstufe Gelb, die zur Vorsicht aufruft. In den vergangenen Monaten kam es jedoch auch zu stärkeren Erdstößen – ein Ausdruck der vulkanischen Aktivität im Untergrund. Die Bevölkerung ist deshalb seit Monaten nervös.
Die italienische Regierung stellte im Februar 184 Millionen Euro für das Gebiet um den Supervulkan bei Neapel bereit. So sollen 50 Projekte im Areal der Phlegräischen Felder finanziert werden, um die Auswirkungen der ständigen Erdbeben auf Gebäude und Infrastruktur in der Gegend zu verringern.
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