Schulden das Motiv oder ging es um den in seinem Roman beschriebenen Frauenmord?

Tessiner ermordet seine Schwägerin und schafft die Leiche über die Grenze

Samstag, 22. Oktober 2016 | 08:25 Uhr

Stabio(CH)/Rodero/Como – In seinem nie veröffentlichten Roman malte er sich die Auffindung einer Leiche einer jungen Frau aus. Im wahren Leben, so die italienischen und Schweizer Ermittler, ging der 42-jährige Michele Egli ins Haus seiner Schwägerin in Stabio in Tessin. Dann soll der Schweizer die 35-jährige Schwester seiner Ehefrau, die Lehrerin Nadia Arcudi, zuerst vergiftet und dann – vermutlich mit einem Plastiksack – erstickt haben. Laut den Behörden packte er die Leiche der jungen Frau in sein Auto, fuhr damit über die schweizerisch-italienische Grenze und versteckte sie in einem Wald in der Nähe von Rodero in der Lombardei. 48 Stunden später wurden die sterblichen Überreste der Frau, die in der Schweiz inzwischen als vermisst gemeldet worden war, gefunden.

Der 42-jährige Informatiker, der für die Tessiner Universität arbeitet, wurde am späten Dienstagabend von der Kantonspolizei direkt an der Grenze festgenommen. Die beim Grenzübergang installierten Überwachungskameras hatten das Fahrzeug des Tessiners mehrfach aufgenommen. Der Zeitpunkt des Grenzübertritts – der späte Freitagabend – und die Auswertung der von seinem Handy angepeilten Masten passt gut zu der in der Autopsie ermittelten Tatzeit und zum Leichenfundort. Egli befindet sich in Haft und wird des Mordes und des Verbergens der Leiche beschuldigt.

Beim Verhör gab der Tessiner zu, die Leiche im Wald versteckt zu haben. Laut seiner Aussage habe er aber die 35-jährige Lehrerin in ihrem Haus bereits tot aufgefunden und sie aus Angst im Wald versteckt. Für die Kantonspolizei ist Michele Egli aber eine besonders dubiose Figur. In seinem unveröffentlichten Roman geht es um Frauenmord und er selbst ist ein großer Fan von Stephen King und Donna Tartt. Letztere beschrieb in ihrem Roman „Die geheime Geschichte“ eine Gruppe von Studenten, die den perfekten Mord planten.

Über das Motiv schweigen die Schweizer Behörden noch. Leidenschaft scheint allerdings, als Mordmotiv auszufallen. Vielversprechender ist eine andere Spur, die die Polizei verfolgt. Michele Egli soll seiner Schwägerin Geld geschuldet haben, das die 35-Jährige, die sich mit ihrem neuen Freund eine Zukunft aufbauen wollte, nun zurückverlangte. Die eidgenössischen Ermittler vermuten, dass es zwischen den beiden zum Streit gekommen sei, in dessen Verlauf der Informatiker seine Schwägerin umgebracht habe.

Von: ka