Von: ka
San Martino di Castrozza – Die Cima Lastei der Pale di San Martino war am Wochenende Schauplatz eines tödlichen Bergunfalls, der unter den Bergsteigern und Kletterern Nordostitaliens wegen der Bekanntheit des Opfers und der Umstände des Todes große Trauer auslöste.
Der 64-jährige Giuseppe Tararan, der jahrelang Ausbilder bei der Sektion des italienischen Alpenvereins CAI von Cittadella war, starb vor den Augen seines Sohns und eines weiteren Kletterkameraden, nachdem er auf der Route zum Gipfel in der Wand den Halt verloren und 30 Meter ins Seil gestürzt war. Für Tararan, der lange Zeit bewusstlos im Seil hängen musste, kam jede Hilfe zu spät.
Er galt als einer der besten und erfahrendsten Kletterer und Bergsteiger Venetiens und Nordostitaliens. Allein oder zusammen mit seinem Sohn, der von ihm seine Liebe zu den Bergen geerbt hatte, und anderen Bergkameraden hatte er Dutzende schwieriger Kletterrouten in den Dolomiten und andernorts bewältigt. Ein grausames Schicksal wollte es jedoch, dass er ausgerechnet an einem seiner Lieblingsberge, den Pale di San Martino im Primiero im Trentino, einen tödlichen Kletterunfall erleiden sollte.
Die Bergtragödie ereignete sich am Samstagnachmittag des 21. Juni kurz vor 15.00 Uhr. Giuseppe Tararan kletterte die Route Albiero e Dolcetta an der Cima dei Lastei als Vorsteiger hinauf, als er in der drittletzten Seillänge vor dem Ziel den Halt verlor und etwa dreißig Meter in die Tiefe stürzte. Das von seinen beiden Kletterkameraden, seinem Sohn und einem Freund aus Venetien, gehaltene Seil fing den Sturz auf. Der 64-Jährige blieb jedoch verletzt und bewusstlos im Seil hängen. Vergeblich versuchten sein Sohn und sein Freund, ihm zuzurufen.
Die beiden schlugen über das Satellitentelefon sofort Alarm. Die Notrufzentrale des Trentino forderte daraufhin einen Notarztrettungshubschrauber an. Aufgrund des dichten Nebels, des Eises und des Schnees gestaltete sich der Rettungseinsatz jedoch als sehr schwierig. Der Rettungshubschrauber hatte große Mühe, die Wand zu erreichen. Nach zahlreichen Versuchen gelang es ihm schließlich, acht Retter der Bergrettungsmannschaften von Primiero und San Martino di Castrozza an der dem Unglücksort nächstgelegenen Stelle abzusetzen.
Um so nah wie möglich an die Seilschaft heranzukommen und den Verunglückten durch Abseilen von oben zu erreichen, kletterten die Bergretter trotz der schwierigen Bedingungen – es regnete und die Rinne war eis- und schneebedeckt – eine Rinne in der Mitte der Wand hinauf. Sein Sohn und der gemeinsame Bergkamerad, die Giuseppe Tararan nicht mehr bergen konnten, sicherten ihn am Felsen, lösten sich von der Seilschaft und stiegen in ein leichteres Gelände auf. Dort wurden sie von Bergrettern empfangen und in Sicherheit gebracht.
Als die Bergretter Giuseppe Tararan erreichten, atmete der 64-Jährige noch. Sein Zustand war jedoch sehr ernst und er starb, bevor er aus der Wand gerettet werden konnte. Erst am Abend, als sich das Wetter besserte, konnte sein Leichnam mit dem Rettungshubschrauber geborgen werden.
Die traurige Nachricht vom Bergtod des bekannten 64-jährigen Kletterers verbreitete sich unter seinen Bergkameraden des CAI in Windeseile. Giuseppe Tararan stammte ursprünglich aus Sandrigo bei Vicenza, lebte aber in San Pietro in Gu in der Gegend von Padua und war jahrelang als Ausbilder bei der Sektion des italienischen Alpenvereins CAI von Cittadella tätig. Der leidenschaftliche Bergsteiger, der als vorsichtiger Kletterer galt und sich gut auf seine Touren vorbereitete, sah seine Aufgabe darin, sein Wissen über das Bergsteigen an die nächste Generation weiterzugeben.
Sein Tod ist ein schwerer Schlag für den CAI und die gesamte Bergsteigerwelt im Nordosten Italiens. Sein Name reiht sich auf tragische Weise in die Liste der tödlichen Unfälle in den Bergen des Trentino ein – mit dem 29-jährigen Lehrer Simone Navarini aus Ravina bei Trient, der in der Brenta-Gruppe abstürzte, und einem 72-Jährigem aus Nago, der auf dem Ballino-Klettersteig bei Fiavè tödlich verunglückte, handelt es sich bei Giuseppe Tararan bereits um das dritte Opfer innerhalb von nur drei Tagen.
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