Junger Mann und Unternehmerin erleiden schreckliches Ende – VIDEO

Tödliches Privatleben: Ermordet und Leichen spurlos beseitigt

Freitag, 12. Juli 2019 | 08:04 Uhr

Vibo Valentia – In Kalabrien können auch das Privatleben, die Liebe oder deren Ende gefährlich, wenn nicht gar tödlich sein. Eine Unternehmerin – die damals 42-jährige Maria Chindamo, von der seit dem 6. Mai 2016 jede Spur fehlt – und ein junger Mann – der 26-jährige Francesco Domenico Vangeli, der seit Oktober letzten Jahres spurlos verschwunden ist – hatten verschiedene Lebensgeschichten und kannten sich nicht. Dennoch teilten sie das gleiche, schreckliche Schicksal. Maria und Francesco wurden nicht nur auf grausame Art und Weise ermordet, sondern ihre Leichen wurden auch der Trauer und der Anteilnahme ihrer Lieben entzogen. Aber nach Monaten und Jahren des Schweigens gibt es nun Hoffnung. Im Zusammenhang mit dem Verschwinden der beiden Opfer wurden am frühen Donnerstag zwei Mitglieder der ’Ndrangheta festgenommen.

ANSA

Beide – Maria Chindamo und Francesco Domenico Vangeli – wurden Opfer der „Lupara bianca“ und vergrößerten das Heer der Verschwundenen, von denen sich die Angehörigen und die Ermittler sicher sind, dass sie ermordet und deren Leichen spurlos beseitigt wurden. Aber nach Monaten und Jahren des Schweigens gibt es nun Hoffnung. Im Zusammenhang mit dem Verschwinden der beiden Opfer wurden am frühen Donnerstag zwei Mitglieder der ’Ndrangheta von den Carabinieri festgenommen.

Im Zusammenhang mit dem Mordfall Francesco Domenico Vangeli wurde auf Anordnung der Antimafiastaatsanwaltschaft von Catanzaro der 30-jährige Antonio Prostamo festgenommen. Antonio Prostamo – Neffe des zu lebenslanger Haft verurteilten ’Ndrangheta-Clanchefs Nazzareno Prostamo – wird beschuldigt, den 26-Jährigen ermordet zu haben. Das Motiv liegt im Liebesleben des Opfers und des Täters. Francesco Domenico Vangelis Freundin hatte während einer Krise des Paares ein Verhältnis mit Antonio Prostamo begonnen. Später war die junge Frau aber zu Francesco zurückgekehrt. Diese Niederlage konnte der Neffe des ’Ndrangheta-Bosses aber nicht auf sich sitzen lassen. „Er musste seine Überlegenheit zeigen und das Territorium des Clans markieren“, so der Oberstaatsanwalt von Catanzaro, Nicola Gratteri, der zusammen mit der Staatsanwältin Annamaria Frustaci die Ermittlungen leitet.

Francesco Domenico Vangeli wurde mit dem Vorwand, einen schmiedeeisernen Tisch zu fertigen, in eine Falle gelockt. Er wurde verprügelt, erschossen, vermutlich noch lebend in einen Müllsack gesteckt und in den Fluss Misema geworfen. Heute gelten die sterblichen Überreste des 26-Jährigen als im Meer verschollen. Dank der Mutter von Francesco, die den Ermittlern jeden Hinweis zukommen ließ, stießen die Ermittler auf den Neffen des Bosses. Francescos Freundin hingegen, deren Verhalten vom Staatsanwalt als dem Gesetz der omertà folgend bezeichnet wurde, zog es vor, zu schweigen. Nach der Festnahme von Angelo Prostamo befinden sich Carabinieri und Staatsanwaltschaft nun auf der Jagd nach seinen Komplizen.

Nicht weniger schrecklich war das Ende von Maria Chindamo. Ihre Mörder wurden noch nicht eindeutig identifiziert, aber einem Mann – dem 53-jährigen Salvatore Ascone – konnte nachgewiesen werden, dass er es gewesen war, der die Aufnahmen einer Überwachungskamera, die den Angriff auf die 42-Jährige hätten zeigen können, manipuliert hatte. Ein abtrünniges, hohes Mitglied des Mancuso-Clans, der seit jeher die Umgebung von Limbadi beherrscht, Emanuele, Sohn des Bosses Pantaleone Mancuso, bestätigte die Spur zu Ascone. Laut Ansicht der Ermittler wurde Maria Chindamo vor ihrem Grundstück in Montalto di Limbadi kurz nachdem sie aus ihrem weißen Suv gestiegen war, von mehreren Männern angegriffen, in ein anderes Auto gezerrt und verschleppt. Später an ihrem zurückgelassenen Wagen sichergestellte Blutspuren bestätigten diese Rekonstruktion ihrer Entführung und Ermordung.

„Nun ist es das Ziel, die sterblichen Überreste von Maria zu finden und die Verantwortlichen ihrer Ermordung ausfindig zu machen“, so Staatsanwältin Concettina Iannazzo.

Das vermutete Motiv macht sprachlos. Laut den Angehörigen von Maria Chindamo war der 42-Jährigen nicht der Freitod ihres Mannes Ferdinando, der sich genau ein Jahr vorher das Leben genommen hatte, verziehen worden. Ferdinando hatte sich mit der Entscheidung seiner Frau, sich von ihm scheiden zu lassen, nicht abfinden gekonnt.

„Mamas Freiheit hat sicherlich jemanden gestört und diese Freiheit ist unbequem gewesen, weil in unserer Umgebung die freien Frauen Angst machen und zum Schweigen gebracht werden. Mein Wunsch ist es, Richterin zu werden, in meine Heimat zurückzukehren und dazu beizutragen, dass diese Mentalität, die die Frauen erstickt, entsorgt wird“, so die älteste Tochter von Maria Chindamo, Federica.

Ob der sehnlichste Wunsch der Tochter, die tieferen Ursachen des gewaltsamen Tods ihrer Mutter erfolgreich zu bekämpfen, in Erfüllung gehen wird?

 

Von: ka