Von: ka
Latina – In Latina, einer Provinzhauptstadt in der mittelitalienischen Region Latium, ereignete sich am Sonntag eine blutige Gewalttat, die die seit Jahren in der Öffentlichkeit andauernde Diskussion um Notwehr oder Mord erneut befeuerte. Ein Rechtsanwalt, der 47-jährige Francesco Palumbo, überraschte in der Wohnung seiner Eltern in Latina drei Einbrecher. Er gab mit seiner Waffe, für die er einen regulären Waffenpass besitzt, mehrere Schüsse auf einen der Einbrecher ab und verletzte ihn dabei tödlich.
Es ist am Sonntagnachmittag gegen 16.30 Uhr als in der Wohnung der Eltern von Francesco Palumbo, welche sich gerade nicht zu Hause befanden, der Alarm ausgelöst wurde. Da die Alarmanlage der Wohnung mit dem Smartphone des 47-jährigen Rechtsanwalts verbunden ist, begab sich Palumbo sofort zum Haus seiner Eltern. Als er dort ankam, fand er einen neapolitanischen Akzent sprechenden Mann vor, der dort offensichtlich für seine Komplizen Schmiere stand und den 47-Jährigen angeblich mit drohenden Gesten zum Verschwinden aufforderte. Aber Francesco Palumbo zog seine Pistole hervor und schrie den Neapolitaner an, dass er nicht gehen sondern die Polizei rufen würde. Just in diesem Moment kamen die zwei anderen Einbrecher aus der Wohnung. Einer der beiden Männer – so die Version des Tathergangs des Rechtsanwalts – griff in eine Tasche. Francesco Palumbo befürchtete, dass der Einbrecher eine Waffe hervorziehen wollte, und feuerte mit seiner Pistole zwischen sechs und acht Schüsse auf den Mann ab. Der Polizei gab er später an, dass er die Einbrecher nur erschrecken und nicht den einen Mann töten wollte. Von zwei Kugeln getroffen, brach der Einbrecher zusammen, während seine zwei Komplizen in Panik das Weite suchten.
Von den Nachbarn verständigt, trafen gegen 16.45 Uhr die Polizei und die Rettungskräfte am Tatort ein. Für den Einbrecher kam jedoch jede Hilfe zu spät. Wie der Gerichtsmediziner noch am gleichen Tag feststellen sollte, war der Einbrecher von zwei Kugeln im Brustbereich getötet worden. Der Tote hatte erwartungsgemäß keine Dokumente bei sich. Dank der Fingerabdrücke und der Datenbank der Polizei konnte der Tote wenig später als der 41-jährige einschlägig vorbestrafte aus Secondigliano bei Neapel stammende Domenico Bardi identifiziert werden. Der 47-jährige Rechtsanwalt hingegen wurde festgenommen, in die Quästur von Latina gebracht und von der diensthabenden Richterin befragt. Im Verhör ging es laut ersten Erkenntnissen vor allem darum, ob der 47-Jährige in Notwehr gehandelt hatte oder ob seine Reaktion gegenüber den Einbrechern übermäßig gewesen war.
Wie am Montag bekannt wurde, wurde Francesco Palumbo wegen fahrlässigen Übermaßes von Notwehr auf freien Fuß angezeigt. Die Bluttat in Latina löste in der italienischen Öffentlichkeit eine heftige Diskussion um Notwehr aus. Einige Parteien fordern schon lange eine Verschärfung der bestehenden Gesetze, während andere vor „amerikanischen Verhältnissen“ und vor Missbrauch von Schusswaffen warnen.