28 Prozent der Betriebe könnten in den nächsten Monaten schließen – VIDEO

Traurig: Italienischer Einzelhandel mit trüben Zukunftsaussichten

Montag, 01. Juni 2020 | 08:02 Uhr

Rom – Der italienische Einzelhandel sieht einer trüben Zukunft entgegen. Trotz der vor zwei Wochen erlaubten Wiedereröffnung nach dem Lockdown bleibt die Lage vieler Inhaber kleiner Läden und Betriebe schwierig. 28 Prozent der Kleinunternehmen, die nach dem Lockdown wieder ihre Rollläden hochzogen, überlegen bei einem Ausbleiben der Besserung der Lage, ihre Geschäfte innerhalb der nächsten Monate endgültig zu schließen. Als Hauptgründe – so eine in Auftrag der Handelsvereinigung „Confcommercio“ durchgeführte Umfrage – gaben die Inhaber die schwierige Marktlage, die hohen Steuern, die ausufernde Bürokratie und mangelnden Zugang zu Krediten an.

Eine von der Handelsvereinigung „Confcommercio“ in Auftrag gegebene und vom Umfrageinstitut Swg durchgeführte Umfrage, die die ersten zwei Geschäftswochen nach dem Lockdown betrachtet, sagt dem italienischen Einzelhandel eine wenig verheißungsvolle Zukunft voraus. Von den rund 759.000 italienischen Einzelhandels- und Gastronomiebetrieben öffneten nach der über zwei Monate andauernden, Corona-bedingten Schließung 82 Prozent wieder ihre Tore. Während aber von den Bekleidungs- und Schuhgeschäften 94 Prozent und von den anderen Einzelhandelsgeschäften 86 Prozent wieder ihre Rollläden hochzogen, blieb mehr als ein Viertel der Bars und Restaurants geschlossen.

ANSA / MOURAD BALTI TOUATI

Als Gründe für die nicht erfolgte Öffnung gaben die Betreiber neben Kundenmangel auch Schwierigkeiten an, die für die Betriebe vorgesehen Covid-19-Hygiene- und Schutzmaßnahmen umzusetzen und die Arbeitsräume neu zu organisieren. Das Hauptproblem fast aller Betriebe bleibt aber die schwierige Marktlage. 68 Prozent der Inhaber erklärte, dass in den zwei Wochen selbst die niedrig angesetzten eigenen Erwartungen unterboten wurden. Über 60 Prozent berichtete, dass die Umsätze gegenüber demselben Zeitraum vergangener Jahre mehr als um die Hälfte eingebrochen waren. Besonders die Betreiber von Bars und Restaurants beklagten Umsatzeinbrüche von bis zu 70 Prozent, was unter anderem den hohen Prozentsatz geschlossener Betriebe dieser Sparte erklärt.

⚫⚫⚫ A due settimane dalla fine del #lockdown, l'82% delle imprese ha riaperto ma resta il rischio chiusura per il crollo…

Pubblicato da Confcommercio su Domenica 31 maggio 2020

Demgegenüber erklärten 44 Prozent der Geschäftsinhaber, verschiedene Vergütungen, wie unter anderem den 600-Euro-Bonus, bereits erhalten zu haben. Aufgrund der schlechten Geschäftsaussichten sehen die meisten Betriebe, von denen es sich vielfach um Einmann- oder Familienbetriebe handelt, trotz Mangels an Liquidität davon ab, neue Kredite aufzunehmen. So gesehen sind Kundenmangel und Geldmangel zwei Seiten der gleichen Problemlage. Um die Umsatz- und Einkommensverluste der vergangenen zwei Monate besser ausgleichen zu können, wäre es in dieser Hinsicht wünschenswert, mit höheren Zuschüssen die Kleinunternehmen zu stützen, sodass diese in die Lage versetzt werden, mit öffentlich garantierten Krediten wieder einen Geldkreislauf in Bewegung zu setzen.

Denn die eigene Zukunft wird von vielen Inhabern als sehr unsicher angesehen. Während in der ersten Woche nur sechs Prozent der Inhaber die Schließung des eigenen Betriebs als sehr wahrscheinlich angab, stieg dieser Prozentsatz in der zweiten Betrachtungswoche auf 28 Prozent. Mehr als ein Viertel der Interviewten gab an, bei einem Ausbleiben der Besserung der Lage, ihre Geschäfte innerhalb der nächsten Monate endgültig zu schließen. Die Beweggründe für diesen dramatischen Schritt sind viele. Die Hälfte der Inhaber meinte, in nächster Zeit in jedem Fall um einen – vermutlich kaum zurückzahlbaren – Kredit ansuchen zu müssen. Annähernd ähnliche Prozentsätze der Befragten gaben an, entweder nicht mehr die Lieferanten bezahlen (40 Prozent) oder die Fixausgaben bestreiten (43 Prozent) zu können.

Im Lichte dieser Zahlen zeichnet die Handelsvereinigung „Confcommercio“ ein düsteres Bild. Es geht nicht darum, sofort oder nach einer bestimmten „Probezeit“ zu öffnen, sondern um die Fähigkeit offenzubleiben. Dies bedeutet, dass die Betriebe ein wirtschaftliches Gleichgewicht erreichen müssen, das es ihnen erlaubt, wenigstens die Fixspesen zu bestreiten.

Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ist mit dem Ende des Lockdowns die schlimmste Zeit mit praktisch keinem Umsatz vorbei, aber laut „Confcommercio“ werden in den nächsten Monaten viele Einzelhandels- und Gastronomiebetriebe – besonders jene, die im schwer getroffenen Tourismusbereich tätig sind – ums Überleben kämpfen.

Von: ka