Mehre Sichtungen und Spur der Verwüstung

Trentiner Problem zieht bis zur deutschen Grenze

Dienstag, 13. Mai 2025 | 08:29 Uhr

Von: Ivd

Bozen – Ein Braunbär sorgt derzeit in Nordtirol für Aufsehen. Mehrfach wurde das Tier in den vergangenen Tagen in verschiedenen Gemeinden des Ötztals gesichtet. Dort wurden am 8. Mai zwei tote Schafe sowie zwei gerissene Lämmer entdeckt. Die Spuren deuten klar auf einen Bärenangriff hin. Die Befürchtung besteht, dass der Bär weiter nach Norden bis nach Deutschland zieht. Auch im benachbarten Unterengadin in der Schweiz wurden frische Trittsiegel gefunden.

Die Herkunft des Bären ist nicht offiziell bestätigt, aber die Route ist bekannt: Wie in früheren Fällen stammt das Tier vermutlich aus dem Trentino. Im Adamello-Brenta-Nationalpark wurden ab den 1990er-Jahren Braunbären aus Slowenien wieder angesiedelt. Dass einzelne Tiere nun Nordtirol und auch Bayern erreichen, ist kein Zufall, sondern Ausdruck eines erfolgreichen Wiederansiedlungsprogramms mit grenzüberschreitender Wirkung.

Erinnerung an Südtiroler Bären-Historie

Im Trentino-Südtirol dürften die Vorkommnisse alte Wunden wieder aufreißen: Der tragische Fall des Joggers Andrea Papi, der im April 2023 von Bärin JJ4 getötet wurde, hat tiefe Spuren im öffentlichen Bewusstsein hinterlassen. Auch in der Folge kam es immer wieder zu Angriffen auf Menschen und weiteren zu spektakulären Sichtungen nahe bewohnter Gebiete, etwa auf Wanderwegen, in Orten oder in landwirtschaftlich genutzten Flächen.

Im aktuellen Fall in Tirol gibt es bislang keine Hinweise auf eine Gefährdung von Menschen. Dennoch haben die Behörden genetisches Material gesichert, um das Tier in Zukunft identifizieren zu können. Die Nähe zur bayerischen Grenze macht die Situation besonders heikel: Sollte der Bär weiterziehen, wäre dies bereits das zweite Mal innerhalb weniger Jahre, dass ein Tier aus dem Süden bis nach Deutschland gelangt.

Bären kennen keine Grenzen

Sichtungen und Risse wie jene in Tirol zeigen erneut, dass der Umgang mit großen Raubtieren kein regionales Thema mehr ist, sondern eine Herausforderung, die grenzüberschreitende Lösungen erfordert. Besonders in Südtirol wird man die Entwicklung aufmerksam beobachten.

Kommentare

Aktuell sind 22 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen