Schaden in Millionenhöhe, drei Neapolitaner verurteilt – VIDEO

Trickreiche Kriminelle: Bankomatkarten gestohlen und PIN erschlichen

Dienstag, 19. November 2019 | 07:07 Uhr

Bologna – Ein Kriminalfall aus Bologna zeigt, dass trickreiche Räuber, die imstande sind, die elektronische Schwachstelle im System zu finden und die Gutgläubigkeit der Kunden auszunützen, innerhalb kurzer Zeit mehr als eine Million Euro stehlen können. Die drei Kriminellen – drei Neapolitaner im Alter von 22 bis 26 Jahren – drangen in ein Postverteilerzentrum ein und entwendeten eine Vielzahl von Bankomat- und Kreditkarten. Sich als Angestellte der Bank ausgebend, kontaktierten sie anschließend die gutgläubigen Kunden und ließen sich von ihnen die PIN (Persönliche Identifikationsnummer, Anmerkung der Redaktion) geben. Einmal im Besitz der Karten und der Nummern, leerten die Räuber die Konten ihrer Opfer.

Bereits im März dieses Jahres zeigten mehrere im Raum Bologna tätige Banken und Kreditinstitute den Verlust einer Vielzahl von über die Post an die Kunden verschickten Bankomat- und Kreditkarten bei der Polizei an.

Die Untersuchungen der Banken ergaben, dass die Karten aktiviert worden waren, um mit ihnen von den Konten der Kunden riesige Geldsummen abzuheben. Die Polizei nahm umgehend Ermittlungen auf. Bald war klar, dass das „Leck“, das alle verlustig gegangenen Karten passiert hatten, nur das Postverteilerzentrum „Centro Meccanografico di Produzione – CMP“ in der Via Zanardi von Bologna sein konnte. Daraufhin wurde die Umgebung und das Postverteilerzentrum selbst mit versteckten Überwachungskameras versehen und über Monate hinweg von den Polizeibeamten beobachtet. Da das gesamte Areal rund 40.000 Quadratmeter groß ist und im Verteilerzentrum 1.000 Beschäftige tätig sind, erwies sich dies als schwierige Aufgabe.

Aber die Beharrlichkeit und die Geduld der Polizisten zahlten sich aus. Nach einer Verfolgungsjagd gelang es den Beamten am 26. Oktober, drei Kriminelle festzunehmen. Die drei ursprünglich aus Neapel stammenden Räuber – der 23-jährige A.M., der 22-jährige E.S. und der 26-jährige P.C. – hatten den Begrenzungszaun übersprungen, waren in das Verteilerzentrum eingedrungen und hatten dort eine große Anzahl von Bankomat- und Kreditkarten gestohlen.

ANSA/ POLIZIA POSTALE

Die drei Kriminellen gingen nach einer bewährten Methode vor. Die Räuber nahmen mit den Bankkunden, die auf ihre Karte warteten, Kontakt auf. Sie gaben sich als Angestellte und Beauftragte der Bank aus und versicherten den gutgläubigen Kunden, dass ihnen ihre Karte innerhalb der nächsten Tage zugeschickt werde. Während des Telefongesprächs luden sie die wartenden Kunden geschickt dazu ein, mithilfe der Mehrfrequenztastatur die PIN (Persönliche Identifikationsnummer, Anmerkung der Redaktion) zu bestätigen. Unter Zuhilfenahme eines Computerprogramms konnten die Kriminellen anschließend die Geheimnummer entschlüsseln. Einmal im Besitz der Karte und der Nummer, leerten die Diebe die Konten ihrer Opfer.

Die Kriminellen waren mit ihrer Masche sehr erfolgreich. Die Ermittler der Polizei zählten später mehr als 550 Opfer. Allein von den Kunden eines Bankinstituts erbeuteten die Räuber mehr als eine Million Euro. Dank einer sehr umfangreichen Ermittlungstätigkeit der Postpolizei gelang es aber den Beamten, dem kriminellen Trio das Handwerk zu legen. Die drei Verbrecher wurden wegen erschwerten, gemeinschaftlich verübten Diebstahls festgenommen und in eine Haftanstalt überstellt. In einem Schnellverfahren wurden die drei 22 bis 26 Jahre alten Kriminellen zu Haftstrafen von zehn Monaten bis zu einem Jahr und zwei Monaten verurteilt.

Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Die Polizei hofft noch, einige Komplizen dingfest machen zu können. Dieser Fall zeigt aber einmal mehr, wie durch eine Schwachstelle in einem Geldsystem, Kriminelle einen riesigen Schaden anrichten können. Experten raten Bankkunden dazu, neue Bankomat- und Kreditkarten am besten selbst in der Filiale abzuholen und am Telefon niemals Informationen preiszugeben.

Von: ka