Anzeige - Tiere sind „starkem Stress“ ausgesetzt

Umweltschützer: Bären im Gehege sediert und mit zu wenig Platz

Freitag, 02. Oktober 2020 | 08:18 Uhr

Trient – Im Wildtierzentrum Casteller südlich von Trient sind derzeit drei Bären untergebracht. Die Tierschutzvereinigung OIPA will dagegen Klage einreichen, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht. Grundlage sei der Bericht eines Lokalaugenscheins, den eine Expertengruppe des Umweltministeriums am 14. September durchgeführt hat.

Darin seien die Bedingungen der Gefangenschaft als ungeeignet beschrieben worden. Die Anzeige wird in die Eingabe wegen Tierquälerei bei der Staatsanwaltschaft integriert, die die Vereinigung bereits nach der Gefangennahme des Problembären M49 eingereicht hat.

M49 hatte sich zum Ausbrecherkönig gemausert: Dem Bär war zweimal die Flucht aus dem Wildtierzentrum gelungen – zuletzt heuer Ende Juli. In der Zwischenzeit soll das Tier zahlreiche Schäden vor allem im landwirtschaftlichen Bereich angerichtet haben.

Auf Grundlage des Lokalaugenscheins verlangen die Umweltschützer außerdem, dass die Verordnung zur Gefangennahme der Bärin JJ4 ausgesetzt wird. Das Wildtierzentrum sei zur Unterbringung der Bären nicht geeignet, erklärt die OIPA in der Aussendung.

Die Liga gegen Tierversuche LAV hatte sich darüber beklagt, dass M49 im Gehege mittlerweile keine Nahrung mehr zu sich nehme und sich am Gitter seiner Höhle abreagiere. Jungbär M57, der für den Angriff auf einen Carabinere in der Nähe von Andalo verantwortlich ist, soll sich hingegen ständig im gleichen Rhythmus bewegen und sich dadurch selbst Verletzungen an der linken Pfote zufügen.

Auch DJ3 halte sich laut LAV versteckt und ernähre sich nicht richtig. Die LAV zitiert dabei aus dem Bericht nach dem Lokalaugenschein am 14. September, berichtet die Nachrichtenagentur Ansa. Die Tierschützer der Vereinigung Leal sprechen von schwerer Tierquälerei und fordern die unmittelbare Freilassung der Bären.

Dem Bericht zufolge seien die drei Bären sediert worden, um Stress während der Umbauarbeiten im Gehege zu reduzieren. Demnach sei es nicht möglich gewesen, den Gesundheitszustand und das Verhalten der Tiere vollständig zu überprüfen. Gleichzeitig steht in dem Bericht, dass die Gefangenschaft, die sich über mehrere Monate hinzieht, nicht ideale Bedingungen für das Wohlbefinden der Bären garantiere.

Sollten weitere drei Exemplare untergebracht werden, könnte dies angesichts der Größe und der Struktur des Geheges trotz der geplanten Anpassungen „den gesamten Betrieb in Schwierigkeiten bringen“, heißt es in dem Bericht weiter.

In einem tierärztlichen Bericht vom 10. September wird hingegen vermeldet, dass sich der Zustand der drei Bären weiter verschlechtert habe. Die Tiere seien starkem psychophysischen Stress ausgesetzt. Grund dafür sei, dass die Bären gezwungen sind, auf engem Raum zusammenzuleben. Dieses Verhalten entspricht nicht ihrer Art.

Von: mk