Durften die jungen Leute den Lamborghini Urus fahren? – VIDEO

Unfall bei YouTube-Challenge: Haus des Unfalllenkers durchsucht

Samstag, 17. Juni 2023 | 08:10 Uhr

Casal Palocco – Am Freitag wurde das Haus von Matteo Di Pietro durchsucht. Die Carabinieri waren auf der Suche nach den Videos, die Di Pietro und die anderen Fahrzeuginsassen vor und nach dem Unfall aufgenommen hatten.

Mehrere Zeugen hatten nämlich berichtet, dass die YouTuber von The Borderline auch nach dem Unfall in Casal Palocco fortfuhren, die Unfallautos zu filmen. „Sie lachten und filmten die zerstörten Autos“, so ein entsetzter Zeuge des Unfallgeschehens. Von der Auswertung der Videos erhoffen sich die Ermittler weitere Erkenntnisse zum Unfallhergang.

ANSA/STRINGER

Laut der Version der YouTuber zum Unfallhergang habe die Fahrerin des Smart Forfour, die 28-jährige Elena Uccello, ein plötzliches Manöver vollzogen. Zeugenaussagen zufolge habe aber ein Auto angehalten, um den Smart nach links in eine Seitenstraße abbiegen zu lassen. Laut denselben Zeugen sei das anhaltende Auto aber vom Lamborghini Urus, in dem die YouTuber unterwegs waren, überholt worden.

Die Folge war, dass der Lamborghini mit hoher Wucht gegen den abbiegenden Kleinwagen prallte. Der fünfjährige Manuel Proietti, der im Smart genau auf jener Seite saß, in die der Lamborghini Urus krachte, hatte kaum eine Chance, den Zusammenprall zu überleben. Der kleine Bub konnte vom Notarztteam zwar noch wiederbelebt werden, erlag aber wenig später nach dem Eintreffen im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Elena Uccello und die vierjährige Aurora wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Das kleine Mädchen konnte nach einer Nacht im Krankenhaus am Donnerstag aber wieder entlassen werden.

Ersten Unfallerhebungen zufolge fuhr der Lamborghini sehr schnell. Obwohl im Unfallbereich eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 Kilometern pro Stunde gilt, soll der PS-starke Suv mit rund 110 Kilometern pro Stunde unterwegs gewesen sein. Die hohe Geschwindigkeit und die Tatsache, dass der Unfalllenker nicht nur die Geschwindigkeitsbegrenzung um mehr als das Doppelte missachtete, sondern zum Unfallzeitpunkt auch noch unter Drogeneinfluss stand – Matteo Di Pietro wurde positiv auf Cannabis getestet – verschärft seine rechtliche Lage weiter.

Da Matteo Di Pietro den Führerschein bereits am 29. März 2021 – also vor mehr als zwei Jahren – erworben hatte, durfte er den Lamborghini Urus fahren. Für Führerscheinneulinge sieht das Gesetz aber deutliche Einschränkungen vor. Laut dem Artikel 117 der italienischen Straßenverkehrsordnung ist es jungen Fahrzeuglenkern in den ersten drei Jahren nach dem Erhalt des Führerscheins nicht erlaubt, auf den Autobahnen schneller als 100 und auf allen anderen Straßen – beispielsweise Schnellstraßen – schneller als 90 Kilometer pro Stunde zu fahren.

Im Falle von Alkohol und Drogenmissbrauch sieht das Gesetz sehr harte Strafen vor. Matteo Di Pietro, gegen den wegen Mordes im Straßenverkehr ermittelt wird, riskiert, verhaftet und ins Gefängnis gebracht zu werden. Sollten die anderen Insassen Matteo Di Pietro dazu angestachelt haben, die Straßenverkehrsordnung zu missachten, könnte sie dasselbe Schicksal ereilen. Den Ermittlern zufolge sollen sichergestellte Videos diese Frage klären helfen.

Neben der Wohnung wurde auch die The Borderline Srl einer Durchsuchung unterzogen. Die The Borderline Srl, die von Matteo Di Pietro und Leonardo Golinelli im Jahr 2022 als „wirtschaftliches Fundament“ des YouTube-Kanals The Borderline gegründet worden war, erzielte im ersten Jahr bei einem Umsatz von 191.000 Euro einen Gewinn von 46.000 Euro.

Da sie über genügend Geldmittel verfügten, hatten die YouTuber daher kein Problem, die für die Anmietung des Lamborghini Urus täglich fällig werdenden 1.500 Euro zu bezahlen und beim Vermieter die Kaution von 20.000 Euro zu hinterlegen. Leonardo Golinelli befand sich zum Unfallzeitpunkt nicht im Fahrzeug. Da Matteo Di Pietro die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllte – er durfte den Lamborghini Urus anmieten und lenken – dürfte der Autovermietung keine Schuld treffen.

ANSA/EMANUELE VALERI

Die Tatsache, dass 20-Jährige problemlos einen teuren Luxus-Suv anmieten und mit ihm eine gefährliche YouTube-Challenge durchführen konnten, wobei sie von Tausenden von begeisterten Followern fast live mitverfolgt wurden, macht viele Italiener fassungslos. Der Gedanke, dass der kleine Manuel sterben musste, weil die YouTuber, um ihr Video möglichst spektakulär zu gestalten, mit hoher Geschwindigkeit durch ein Wohnviertel gerast seien, ist kaum zu ertragen.

Von: ka