Von: ka
Cremona/Crema – Am vergangenen Freitag nahmen die Carabinieri von Cremona einen 73-jährigen Mann und seine 52-jährige Lebensgefährtin wegen Begünstigung und Ausbeutung der Prostitution fest. Das Paar betrieb in zwei Wohnungen, die sich jeweils in Cremona und Crema befinden und in denen offiziell nur Massagen angeboten wurden, in Wirklichkeit wahre „Bordelle“. Um mit „Corona-sicheren sexuellen Dienstleistungen“ werben zu können, mussten sich die zahlreichen Kunden kurioserweise im Vorzimmer Corona-Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen unterziehen.
Die beiden „Massagesalons“ gerieten Anfang dieses Jahres in das Visier der Ermittler, nachdem den Nachbarn das ständige Kommen und Gehen zahlreicher männlicher Kunden, das selbst während des strengen weihnachtlichen Lockdowns fortgedauert hatte, aufgefallen war. Wie die Carabinieri von Cremona herausfanden, hatte das Paar – ein 73-jähriger ursprünglich aus Meda bei Pavia stammender Mann sowie seine 52-jährige Lebensgefährtin chinesischer Nationalität – die zwei Wohnungen von der ahnungslosen Besitzerin angemietet, um in ihnen Dienstleistungen sexueller Natur anzubieten. Um auch in Corona-Zeiten mit „Covid-19-sicheren sexuellen Dienstleistungen“ werben zu können, stellte das kriminelle Paar einen aufwendigen Maßnahmenkatalog zusammen, der jenem für das Betreten eines Krankenhauses nicht unähnlich ist.
Während sie die für die sexuelle Dienstleistung vereinbarte Geldsumme entgegennahm, überprüfte die „Leiterin“ des Etablissements den gesundheitlichen Zustand des Kunden. Anschließend wurde der zumeist männliche Kunde in einen Art Vorraum geleitet, wo ihm die Körpertemperatur gemessen und mit Gel die Hände desinfiziert wurden. Bei der gleichen Gelegenheit wurden dem Kunden eine Gesichtsmaske ausgehändigt und die Schuhe desinfiziert. Erst nach diesem Prozedere erlangte der Freier Zugang zum Zimmer, in dem die Prostituierte auf ihn wartete. Um vor dem Eingang Menschenansammlungen zu vermeiden, aber wohl ganz besonders um nicht unnötiges Aufsehen zu erregen, mussten sich die ausnahmslos vorgemerkten Kunden vor dem Eintritt telefonisch anmelden. In der Hoffnung, dass ihre Kunden unter den Besuchern der anderen im Haus ansässigen Büros und Studios nicht zu sehr auffallen würden, verzichteten die Betreiber auch darauf, ihre „Dienstleistungen“ am Abend und in der Nacht anzubieten.
Letztere beiden Vorsichtsmaßnahmen nützten aber nichts. Das ständige Kommen und Gehen fiel der Nachbarschaft immer stärker auf. Zudem beklagten sich bei den Carabinieri mehrere Besucher, die in den betreffenden Mehrfamilienhäusern Büros und Studios aufsuchten, darüber, dass sie von chinesischen Mädchen, die im „Massagesalon“ offensichtlich wohnten und arbeiteten, unzweideutige Angebote erhalten hätten. Im Übrigen machten der 73-Jährige und die 52-Jährige keinen Hehl daraus – im Netz und in entsprechenden Zeitschriften wurden Werbeanzeigen geschaltet –, welche Art von Diensten in den beiden Wohnungen angeboten wurden.
Die regelmäßig wechselnden Prostituierten hingegen, die allesamt den chinesischen Gemeinden von Pavia und Mailand angehören, wurden über Anzeigen, in denen angeblich Mitarbeiterinnen für Massagen gesucht wurden, angeworben. In der Wohnung des Paars, die sich in Fiorenzuola d’Arda befindet und die dem 73-Jährigen und der 52-Jährigen als „logistische Basis“ diente, wurden die jungen Frauen kurzzeitig untergebracht und für ihre „Arbeit“ in den beiden Wohnungen in Cremona und Crema vorbereitet. Die unterdrückten und eingeschüchterten Frauen wurden vom Paar gezwungen, ihnen ihr gesamtes verdientes Geld auszuhändigen.
Nachdem die Carabinieri genug belastendes Material gesammelt hatten, machten sie dem kriminellen Treiben des Paars ein Ende. Der 73-Jährige und die 52-Jährige wurden wegen Begünstigung und Ausbeutung der Prostitution festgenommen und in eine Haftanstalt überstellt. Anlässlich der Durchsuchung der beiden Wohnungen stellten die Beamten eindeutiges Material wie knappe Damenunterwäsche, Präservative, Körperöle und Gleitgele sowie Hygienesprays und die nicht unerhebliche, fast ausnahmslos aus kleinen Banknoten bestehende Geldsumme von 16.000 Euro sicher. Zudem trafen die Carabinieribeamten den Mann in Besitz einer Metallkugeln verschießenden Pistole an, die dem Zweck diente, „problematische Kunden“ zu vertreiben. Da er während einer bereits am 23. Februar erfolgten Hausdurchsuchung auf die Carabinieri losgegangen war, wird sich der 73-Jährige neben den genannten Delikten vor Gericht auch wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt verantworten müssen.
Derzeit sind Ermittlungen im Gange, um die Identität der Kunden auszuforschen. Ihnen könnten Strafen wegen Verstoßes gegen die von der Region Lombardei verordneten Corona-Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen winken. Der Fall der beiden „Bordelle“ mit den Anti-Covid-19-Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen sorgte in der italienischen Öffentlichkeit für erhebliches Aufsehen.