Ältere Frau bezieht im Laufe der Jahre unrechtmäßig 370.000 Euro

Unglaublicher Betrug: 23 Jahre lang Pension des toten Nachbarn kassiert

Mittwoch, 06. März 2019 | 08:07 Uhr

Varese – Aus einem Dorf in der Nähe der norditalienischen Stadt Varese erreicht die Öffentlichkeit eine unglaubliche Geschichte. „Dank“ mangelnder Kommunikation zwischen der Wohnsitzgemeinde des Verstorbenen und dem die Pension auszahlenden Institut entstand ein Schlupfloch, das es einer älteren Frau ermöglichte, 23 Jahre lang ungestört die Pension ihres toten Nachbarn zu kassieren. Die Frau, die laut der Finanzpolizei unberechtigterweise 370.000 Euro erhalten hatte, wurde wegen erschwerten Betrugs zum Schaden des Staats auf freiem Fuß angezeigt.

APA/APA (dpa/Symbolbild)/Marijan Murat

Erst ein Hinweis der Landesdirektion des nationalen Fürsorgeinstituts Inail löste die Ermittlungen der Finanzpolizei aus. Laut den Ermittlungsergebnissen war der damals gesundheitlich angeschlagene Nachbar, der der rechtmäßige Bezugsberechtigte der Pension gewesen war, „bereits seit längerer Zeit mit der älteren Frau in einem freundschaftlichen und vertrauensvollen Verhältnis verbunden, sodass er ihr die Vollmacht übergeben hatte, für ihn die Pension abzuholen“.

„Aufgrund eines Kommunikationsfehlers zwischen der Wohnsitzgemeinde und dem die Pension auszahlenden Institut – in Anbetracht, dass im Jahr 1994 das computergestützte Verfahren noch nicht benutzt worden war – war das Institut über das erfolgte Ableben völlig im Dunkeln gelassen worden, und fuhr daher bis zum Oktober 2017 fort, die Pension zu überweisen“, so die Finanzwache.

Obwohl der älteren Frau, die die Vollmacht ihres Nachbarn besaß, vollkommen bewusst war, einen unrechtmäßigen, geldwerten Vorteil zu genießen, hütete sie sich davor, das Ableben ihres mit ihr befreundeten Nachbarn dem Fürsorgeinstitut zu melden. Vielmehr begab sie sich seit dem Jahr 1994 23 Jahre lang, ohne den geringsten Verdacht zu erregen, jeden Monat zur Bank und hob vom Konto des Verstorbenen das gesamte Bargeld ab.

APA/BARBARA GINDL

Erst im Januar 2018 überkam der Frau die Angst, entdeckt zu werden. Sie unterbreitete dem nationalen Fürsorgeinstitut Inail eine gefälschte Erklärung, nach der ihr Freund in diesem Monat im Alter von 103 Jahren verstorben war. Das gefälschte Dokument sowie das hohe Sterbealter des Pensionsbeziehers erregten zu diesem Zeitpunkt den Verdacht der Beamten des Fürsorgeinstituts. Die Ermittlungen der Finanzwache ergaben schnell, dass der Begünstigte in Wirklichkeit bereits im Jahr 1994 verstorben war. Als die Beamten der Finanzwache Besitz und Vermögen der Betrügerin in Augenschein nahmen, kam heraus, dass das gesamte, im Laufe der Jahre bezogene Geld bereits ausgegeben worden war. Um wenigstens einen Teil der rund 370.000 Euro wieder einzubringen, hält das nationale Fürsorgeinstitut Inail die Hinterbliebenenrente der Frau zurück. Die ältere Frau selbst wurde wegen erschwerten Betrugs zum Schaden des Staats auf freiem Fuß angezeigt.

Der Fall von Varese erregte in der italienischen Öffentlichkeit großes Aufsehen. Die meisten Kommentatoren und Leser gingen in den sozialen Netzwerken weniger mit der älteren Betrügerin, als vielmehr mit den Bürokraten in den Gemeindestuben und Büros des Inail hart ins Gericht. Erst Unvermögen und Schlamperei hätten es der älteren Frau ermöglicht, sich unglaubliche 23 Jahre lang die Pension ihres verstorbenen Nachbarn und Freundes zu erschleichen, so der Tenor der Nutzer.

Von: ka