Opposition plant Volksabstimmung

Urteil: Italienische Autonomiereform in Teilen verfassungswidrig

Freitag, 15. November 2024 | 08:15 Uhr

Von: apa

Mehrere Teile der Reform, mit der die rechte, italienische Regierung den Regionen mehr Autonomie verleihen will, sind verfassungswidrig. Das geht aus einem vom italienischen Verfassungsgericht gefällten Urteil hervor, das am Donnerstagabend veröffentlicht wurde. Nun muss das Parlament das Reformgesetz überarbeiten.

Die Regionen sollen nach dem Willen der Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni mehr Selbstbestimmung bei der Verwendung der Steuereinnahmen erhalten, die bei ihrer jeweiligen Bevölkerung eingehoben wird. Dass die gesamte Reform zur Einführung einer “differenzierten Autonomie” verfassungswidrig sei, sei “unbegründet”, befanden die Richter. Teile des Gesetzes seien jedoch “rechtswidrig” und müssten vom Parlament überarbeitet werden. Die Reform sieht auch vor, dass künftig alle Regionen beim Zentralstaat um die Übertragung von Zuständigkeiten ersuchen können, um bestimmte Bereiche selbst, also autonom, zu verwalten.

Das Verfassungsgericht prüfte das Gesetz, nachdem einige Regionalregierungen Einwände dagegen erhoben hatten. Die Oppositionsparteien sehen in dem Gesetz eine Bedrohung der nationalen Einheit und eine Verschärfung des Nord-Süd-Wohlstandsgefälles in Italien zum Nachteil der ärmeren Regionen im Süden. Sie haben Unterschriften für ein Referendum zur Abschaffung der Reform gesammelt.

Fünf der insgesamt 20 Regionen Italiens verfügen bereits über eine Teilautonomie: die drei Regionen Trentino-Südtirol, Friaul-Julisch Venetien und das Aostatal im Norden sowie die Inseln Sizilien und Sardinien. Sie erhalten nun noch mehr Autonomie. Auch die nördlichen Regionen Lombardei, Venetien und Emilia-Romagna sehen das Gesetz positiv.

Die weniger wohlhabenden Regionen im Süden des Landes befürchten hingegen, dass sich der Zentralstaat aus Bereichen wie Gesundheit oder Bildung zurückziehen und die Bevölkerung im wirtschaftlich weniger entwickelten Teil des Landes dadurch Nachteile haben könnte, indem künftig weniger Steuergeld aus Rom zu ihnen gelangt.

Die Opposition befürchtet wegen der Reform nicht mehr und nicht weniger als den “Zerfall Italiens”. Sie unterstützt ein Referendum zur kompletten Abschaffung der Reform. 1,29 Millionen Unterschriften wurden in den vergangenen Monaten zur Unterstützung des entsprechenden Antrags gesammelt. Das Oberste Gericht muss sich dazu noch äußern. Sollte es die Volksabstimmung zulassen, würde es im Frühjahr stattfinden.

“Die Entscheidung des Verfassungsgerichts hat unmissverständlich klargestellt, dass das Gesetz zur differenzierten Autonomie insgesamt verfassungskonform ist. Bei einzelnen Teilen des Gesetzes, die geändert werden sollen, werden wir die Begründung des Urteils abwarten und bewerten, ob Korrekturen vorzunehmen sind”, kommentierte Regionenminister Roberto Calderoli (im Bild), das Verfassungsurteil. Der Minister aus den Reihen der rechten Partei Lega ist der Verfasser der Reform. Die Lega kämpft seit Jahren für mehr Autonomie der Regionen.

Kommentare

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11 Kommentare auf "Urteil: Italienische Autonomiereform in Teilen verfassungswidrig"


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magg
magg
Universalgelehrter
21 Tage 2 h

Mal echt jetzt, bekommt unsere ach so hochgelobte Regierung keine vernünftige Gesetze zustande, ohne dass diese gesetzeswidrig sind?! 🤦🏻‍♀️🤭

N. G.
N. G.
Kinig
20 Tage 22 h

Tja, das passiert wenn Rechte regieren. Wenn sie dann erkennen müssen, dass das was sie sich vorstellen in einer Demokratie nicht so einfach ist. Meloni muss es im Grossen und unsere Ulli im Kleinen lernen.

info
info
Kinig
21 Tage 2 h

Und wieder einmal beweist diese Regierung ihre Unfähigkeit.
Und bei den meisten ihrer Vorhaben ist das ein Segen!

Doolin
Doolin
Kinig
21 Tage 42 Min

…rechtspopulistische Nichtskönner sm Werk…

krokodilstraene
21 Tage 19 Min

“Das Gericht beanstandete auch eine Regelung ab, die
festlegt, wie die vom Staat an Regionen übertragene Zuständigkeiten
finanziert werden. Wenn die Ausgaben der Regionen für diese
Zuständigkeiten höher sind als die staatlichen Zuwendungen, kann mit
interministeriellem Dekret weiteres Geld zur Verfügung gestellt werden.
Ein solche Regelung begünstigt nach Ansicht des Gerichts ineffizient
arbeitende Regionen.”

Es ist traurig, dass ein Gericht die Volksvertreter auf diesen Umstand hinweisen muss, wo doch die Volksvertreter selbst ausschließlich im Namen und zum Wohle des Volkes arbeiten müssten!

N. G.
N. G.
Kinig
20 Tage 22 h

Deshalb gibt es bei seriösen Politikern und bei deren Vorhaben auch vorher ne rechtliche Prüfung ihrerseits. Problem ist dann, dass der Bürger dauernd schreit warum alles so lange dauert.

Aurelius
Aurelius
Kinig
20 Tage 22 h

die SVP hat eine perfekten Koalitionspartner

Chrys
Chrys
Universalgelehrter
20 Tage 5 h
@ Aurelius – die SVP hat den oder die Koalitionspartner die das Wahlergebnis notwendig und die jeweiligen Programme möglich gemacht hatten. Früher, als die SVP noch andere Wahlergebnisse eingefahren hat war die Regierungsbildung viel einfacher. Wenn es so weiter geht, dann werden wir nach den nächsten Wahlen womöglich noch mehr Parteien für eine Regierung benötigen und es wird dann eben noch schwieriger. Aber der Wähler hat in der Demokratie immer recht, nur wenn der Wählerwille ein Land nahezu unregierbar macht dann soll man nicht den Politikern die Schuld geben sondern sich selbst überlegen ob diese Konstellationen ein Regieren überhaupt ermöglicht.
marher
marher
Kinig
20 Tage 19 h

Asou letz wia atol iber die Regierung mit Meloni wettern ischs ba Leibe net. Ischs in Deitschlond oder Österreich besser. Nachgedacht..

Doolin
Doolin
Kinig
21 Tage 41 Min

…unsere Autonomie fusst aber auf internationalen Verträgen…

Faktenchecker
16 Tage 21 h

Die nächste Klatsche für Meloni. Wann sind Neuwahlen?

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