In Frankreich geht das Antiserum aus

Vipernalarm in Südfrankreich und Venetien

Dienstag, 30. Mai 2017 | 07:00 Uhr

Provence-Alpes-Côte d’Azur/Venetien – In Südfrankreich, genauer gesagt in der Provence und an der Côte d’Azur mehren sich die Fälle von Schlangenbissen. Insbesondere Wanderer werden von den immer häufiger auftretenden Vipern gebissen. Aber das ist nicht das eigentliche Problem. Das Schlimme ist, dass den Krankenhäusern das den Bissopfern verabreichte lebensrettende Antiserum auszugehen beginnt.

Die Behörden haben bereits einem Appell an jene Regionen, die von der Vipernplage weniger betroffen sind, gerichtet, einen Teil ihrer gelagerten Antiseren in die Provence und an die Côte d’Azur zu senden. Zu allem Unglück ist in Frankreich nur das Antiserum der Marke Viperfav des französischen Pharmariesen Sanofi erhältlich. Wegen einer Produktionsumstellung hat Sanofi für dieses Jahr und 2018 die Herstellung Antiserums eingestellt und teilt mit, dass die neue Version des Antiserums Viperfav nicht vor 2019 erhältlich sein wird. Die letzte in der französischen Region Provence-Alpes-Côte d’Azur erhältliche Dosis Antiserum wurde einer Patientin verabreicht, die von einer Viper in den Finger gebissen worden war.

Twitter/vipère

Französische Experten schlagen Alarm und rufen dazu auf, sich vor den Vipern in Acht zu nehmen, da es wegen des Antiserummangels absolut der falsche Moment ist, sich von den Giftschlangen beißen zu lassen. Um die Tiere, die normalerweise immer vor dem Menschen flüchten und nur zum Selbstschutz zubeißen, zu vertreiben, genügt es mit den Beinen oder dem Wanderstock auf dem Boden zu stampfen und zu klopfen, damit die giftigen Schlangen die Vibrationen spüren und rechtzeitig fliehen können. Um dem Mangel an Antiserum Herr zu werden, bemühen sich derzeit die französischen Behörden, Antiserum aus Großbritannien zu importieren.

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In Italien wiederum herrscht zwar kein Mangel an Antiserum, aber Bisse durch die giftigen Vipern und Sichtungen der Tiere nehmen dennoch massiv zu. Besonders virulent scheint die Giftschlangenplage in Vittorio Veneto bei Treviso in Venetien zu sein. In Parkanlagen, Gärten und Hecken wurden bereits mehrere neugeborene Giftschlangen sowie ältere Exemplare entdeckt. Bedenklich ist, dass die Tiere in der Nähe von Kindergärten und Schulen sowie an anderen Orten, wo sonst Kinder gerne spielen, gefunden wurden. Beamte der Forstpolizei glauben, dass der starke Temperaturabfall nach einer längeren Phase heißer Tage die Vipern in die Stadt „getrieben“ habe. In jedem Fall wird den Einwohnern geraten, sich von Wiesen mit hohem Gras, Gräben und den heißen Hügeln in der Nähe von Vittorio Veneto fernzuhalten.

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Allgemein wird die Zunahme der Vipern in Südfrankreich mit den heißen Temperaturen erklärt. Diese heißen Wochen gab es aber andere Jahre auch, sodass es laut mehreren Sachverständigen noch weitere Ursachen geben muss.

Und Südtirol? Haben Leserinnen und Leser die auch bei uns heimischen Vipern heuer öfter gesichtet oder gar von Bissen gehört?

Von: ka