Von: ka
Rom – Anlässlich eines Serie A-Fußballspiels wurde das Stadion von Rom Schauplatz einer ganz besonders abstoßenden antisemitischen Aktion von „Fans“ des römischen Fußballklubs Lazio. Um ihre ebenfalls meist antisemitischen Ultras und Rivalen vom AS Roma zu beleidigen, beklebten sie die Südkurve mit Bildern der im KZ ermordeten und durch ihr Tagebuch weltberühmt gewordenen jüdischen Jugendlichen Anne Frank, der in einer Fotomontage ein Roma-Trikot „übergezogen“ worden war.
Der widerliche Vorfall geschah am letzten Sonntag anlässlich der Serie A-Partie zwischen Lazio und Cagliari. Da die traditionell den Lazio-Fans „gehörende“ Nordkurve wegen am vorherigen Spieltag stattgefundener rassistischer Sprechchöre gegen zwei dunkelhäutige Spieler von Sassuolo vom Sportgericht geschlossen worden war, kamen die Verantwortlichen des Clubs von Lazio offenbar auf eine Idee – die übrigens noch Konsequenzen des italienischen Sportgerichts nach sich ziehen wird –, um den eigenen Ultras dennoch die Pforten ins Stadion zu öffnen. Da Lazio Heimrecht besaß und Roma auswärts spielte, ließ man die eigenen „Fans“ für den symbolischen Eintrittspreis von nur einem Euro auf die Südkurve. Die Südkurve ist aber die traditionelle Domäne des harten Kerns der Fans des Stadtrivalen AS Roma. Um die AS Roma-Ultras, die gleich wie ihre „Kollegen“ von Lazio meist stark antisemitisch eingestellt sind, aufs Schwerste zu beleidigen, hefteten die „Fans“ Aufkleber wie „Romanista ebreo“ oder jene, die Anne Frank in einem Roma-Trikot zeigen, auf Wänden und Glasscheiben der Roma-Kurve.
Die antisemitischen Aufkleber wurden zwar von der Putzmannschaft sofort entfernt, machten aber trotzdem schnell die Runde und sorgten für eine geharnischte Stellungnahme der jüdischen Gemeinde der Ewigen Stadt. Deren Präsidentin Ruth Dureghello zeigte sich bestürzt von diesem neuerlichen antisemitischen Vorkommnis.
„Das ist keine Kurve, das ist nicht Fußball, das ist kein Sport. Raus mit den Antisemiten aus den Stadien“, so Ruth Dureghello auf ihrem Twitter-Profil.
Questa non è una curva, questo non è calcio, questo non è sport. Fuori gli antisemiti dagli stadi. pic.twitter.com/Q1uJnDQ7Cl
— Ruth Dureghello (@dureghello) October 23, 2017
In der Zwischenzeit sind die rassistischen, homophoben und antisemitischen Umtriebe und Schmierereien der Lazio-Ultras Gegenstand einer sportgerichtlichen Untersuchung auf höchster italienischer Ebene geworden. Das Sportgericht des italienischen Fußballverbandes Federcalcio wird vermutlich am Dienstag ein Verfahren gegen den Club Lazio Rom eröffnen. Es wird vermutlich auch darüber gesprochen werden, warum der Club, unter Umgehung einer wegen rassistischer Sprechchöre verhängten Sanktion, den Ultras von Lazio den Zutritt zum Stadion dennoch ermöglicht hat.
Wie das Verfahren auch ausgeht – vermutlich wird gegen Lazio eine hohe Strafe ausgesprochen werden –, wird in den italienischen Stadien der Kampf gegen politischen Extremismus, Antisemitismus, Homophobie und Rassismus wohl noch verschärft werden müssen. Probleme in Zusammenhang mit der Ultra-Szene sind seit Jahren virulent und schaden dem Ansehen des italienischen Fußballs im In- und Ausland.
Nach der Auswertung des Materials von Überwachungskameras innerhalb des Stadions wird gegen 16 Personen ermittelt, drei von ihnen sollen minderjährig sein.