Polizei befreit Frau und verhaftet drei Männer – VIDEO

„Wie im Film“: Entführung am helllichten Vormittag

Donnerstag, 15. August 2019 | 08:11 Uhr

Turin – In Turin haben sich am Mittwochvormittag unglaubliche Szenen abgespielt. Vor den Augen vieler Zeugen blieb gegen 11.00 Uhr in der Piazza San Carlo im Zentrum der piemontesischen Metropole ein dunkler Minivan neben einem Paar, das auf dem Gehsteig spazierte, stehen. Aus dem Fahrzeug stiegen drei Männer und versuchten, das Paar zu entführen. Während es dem Mann gelang, sich gerade noch rechtzeitig zu entwinden und zu flüchten, wurde die Frau von den Kriminellen mitgenommen. Die Flucht dauerte aber nur kurze Zeit. Eine Streife der Polizei, die die Verfolgung aufgenommen hatte, konnte den Lieferwagen in einer Tiefgarage stellen, die Männer verhaften und die Frau befreien.

Ein Spaziergang im Zentrum von Turin geriet am Mittwochvormittag für ein Paar im mittleren Alter zu einem wahren Albtraum. Obwohl die zentrale Piazza San Carlo zum Zeitpunkt der Tat – gegen 11.00 Uhr – voller Menschen war, zögerte eine Bande von drei Kriminellen nicht, den Mann und die Frau zu entführen. Gerade als sich das Paar vor einer Eisdiele befand, blieb neben ihnen ein dunkler Minivan der Marke Volkswagen stehen. Aus dem Van, der zuvor eine Einbahnstraße gegen die Fahrtrichtung befahren hatte, stiegen drei maskierte Männer aus und griffen das Paar an. Der Mann und die Frau schrien und suchten mit allen Mitteln, die Aufmerksamkeit ihrer Umgebung zu erregen. In Panik baten sie Zeugen, die Polizei zu verständigen. Aber dies half in diesen kurzen Momenten kaum. Während es dem Mann gelang, sich gerade noch rechtzeitig zu entwinden und zu flüchten, wurde die Frau von einem muskulösen Mann, der einem Augenzeugen zufolge ein Rausschmeißer zu sein schien, gepackt und in den Minivan gezerrt. Anschließend suchte der Minivan mit hoher Geschwindigkeit das Weite.

Aber der dunkle Minivan blieb nicht allein. Von einem der Zeugen alarmiert, heftete sich sofort eine Polizeistreife auf die Fersen der drei Entführer. Von der Streife verfolgt, versuchte der Van noch in Turin in einer privaten Tiefgarage – ironischerweise nicht weit entfernt von der Quästur – Zuflucht zu finden.

„Sie stiegen aus und fragten mich, ob sie den Van im Untergeschoss abstellen dürfen. Sie sprachen Englisch und schienen aus Osteuropa zu stammen. Als ich ihnen mit ‘Nein’ antwortete und ihnen erklärte, dass der Van zu groß sei, drehten sie um, um hinauszufahren. Aber da trafen sie bereits auf die Polizei“, so Andrea, der Inhaber der Tiefgarage.

Die Beamten hielten den Van an und nahmen die drei Männer fest. Dann befreiten sie die Frau, die von den Entführern an den Handgelenken mit Kabelbindern gefesselt worden war. Das Entführungsopfer – eine 35-jährige, blondhaarige, serbisch-australische Frau – war laut Zeugenaussagen gerade mit einem Mann unterwegs, als der dunkle Volkswagen mit den drei Entführern neben ihnen vorfuhr. Die Männer versuchten, beide zu entführen, aber es gelang ihnen nur, die Frau im Wagen mitzunehmen. Die Hilferufe des Paares waren weitum zu hören.

Am Abend wurde auch der mutmaßliche Grund der „Blitzentführung“ und nähere Einzelheiten zu Tätern und Opfern bekannt. Ersten Erkenntnissen zufolge sei ein 1966 geborener Österreicher Opfer eines Betrugs geworden, bei dem er 50.000 Euro verloren hätte. Der österreichische Staatsbürger, der in der Zwischenzeit von der Polizei festgenommen wurde, hätte drei Deutsche – allesamt Mitglieder einer Privatdetektei – dazu beauftragt, das Paar zu entführen. Mit dem Mann und der Frau in seinen Händen hätte der Österreicher gehofft, das verlorene Geld zurückzuerhalten. Ersten Erkenntnissen zufolge hätten aber weder der Mann noch die 35-Jährige etwas mit dem Betrug zu tun.

Während vom männlichen Begleiter des Entführungsopfers bisher noch jede Spur fehlt, befinden sich die drei Deutschen genauso wie der österreichische Auftraggeber in Haft. Die Ermittlungen zu den Hintergründen der aufsehenerregenden Entführung stehen aber erst am Anfang. Ob und inwiefern das Paar „Schuld“ auf sich geladen hat – so die Meinung vieler Turiner – ist nicht die eigentliche Frage. Erschreckend sei vielmehr, dass Kriminelle nicht davor zurückschrecken, am helllichten Vormittag im Zentrum von Turin einen Mann und eine Frau zu entführen.

Von: ka