Finanzpolizei beschlagnahmt Restaurant, Villa, Bauernhof, Bootswerft und Konten - VIDEO

Zwölf Personen verhaftet und „Schatz der Schlepper“ gehoben

Mittwoch, 16. Januar 2019 | 07:00 Uhr

Mazara del Vallo/Palermo – Im Rahmen einer großangelegten Polizeiaktion gelang es der Finanzpolizei, einen wahren „Schatz der Schlepper“ zu beschlagnahmen. Nach umfangreichen Ermittlungen konnte von den Beamten nicht nur der Kopf der Schlepper festgenommen, sondern auch fast das gesamte finanzielle Netzwerk im Hintergrund der Bande zerschlagen werden.

Bereits seit Langem waren die Beamten der Finanzpolizei einer Bande, die auf der Linie Tunis-Lampedusa-Mazara del Vallo mit schnellen Booten ihrem schwunghaften und lukrativen Schlepperhandwerk nachging, auf den Fersen. Bereits vergangene Ermittlungen in ähnlichen Fällen hatten ergeben, dass von den sogenannten „sbarchi fantasma“(„Geisterlandungen“, Anmerkung der Redaktion) – dabei handelt es sich um illegale Einwanderung mittels stark motorisierter, schneller Schlauchboote, die für die Ordnungskräfte schwer zu orten sind – für die öffentliche Sicherheit eine große Gefahr ausgeht, weil diese es auch Terroristen, die kein Problem damit haben, für die Überfahrt mehrere Tausend Euro zu bezahlen, ermöglichen, unerkannt und ungesehen nach Europa einzureisen.

ANSA/GUARDIA DI FINANZA

In der Nacht auf Dienstag holten die Beamten zum großen Schlag aus und nahmen ein Dutzend Personen fest. Unter den Festgenommenen befand sich auch der Organisator der illegalen Überfahrten und Kopf der Bande, Fadhel Moncer. Der schon seit vielen Jahren in Italien lebende, tunesische Staatsbürger betrieb in Mazaro del Vallo in der Provinz Trapani ein schönes und bekanntes Restaurant, das „Bellavista“. Von diesem Lokal aus hielt Fadhel Moncer alle Fäden zu seinen Verbindungsleuten in Tunesien und zu den Investoren auf Sizilien in seiner Hand.

Mit den Festnahmen zerschlug die Finanzpolizei von Palermo nicht nur die eigentliche Bande selbst, sondern auch fast das gesamte finanzielle Netzwerk im Hintergrund der Schlepper. Auf Anordnung des Staatsanwalts Francesco Lo Voi beschlagnahmten die Beamten das „Bellavista“ des Fadhel Moncer, eine zu einem Bunker ausgebaute Villa, einen landwirtschaftlichen Betrieb, eine Bootswerft, zwei Fischerboote sowie mehrere Bankkonten, über die das aus der Schlepperei stammende Geld zu den Investitionsobjekten gelenkt wurde. Die von Oberst Cosmo Virgilio geleiteten Beamten der Finanzpolizei befinden sich nun auf der Jagd nach weiteren, bisher über jeden Verdacht erhabenen Komplizen und Geschäftspartnern der Schlepperbande.

Einige der verhafteten Schlepper versuchten noch, über den Hafen von Palermo nach Tunesien zu entkommen. Sie wurden aber noch vor der Auffahrt auf die Fähre verhaftet. In ihrem Fahrzeug stellten die Finanzbeamten 30.000 Euro in Bar sicher. Unter den Festgenommenen befanden sich nicht nur Tunesier, sondern auch sieben italienische Staatsbürger. Die Italiener gingen offenbar dem illegalen Zigarettenhandel nach.

ANSA/GUARDIA DI FINANZA

Die von Fadhel Moncer geführte Bande bediente mehrmals in der Woche die Route Tunis-Lampedusa. Um seine Kunden von der kleinen Insel nach Mazara del Vallo zu bringen, wurde von den Schleppern eine Flottille kleinerer Boote benutzt. Die Bande verfügte in Tunesien über Verbindungen hinein bis in die höchsten Kreise. In einem mitgeschnittenen Telefongespräch brüstete sich Fadhel Moncer damit, dass er, um einen seiner Männer aus tunesischer Kerkerhaft zu befreien, auch einige Offiziere der tunesischen Polizei bestochen hatte. Zwischendurch bewegte sich der Tunesier auch auf anderen Geschäftsfeldern. Vor einiger Zeit war gegen Fadhel Moncer auch wegen Waffenhandel ermittelt worden.

Von: ka