Ein Kommentar

Ärzte zu vergraulen, hilft dem Bürger nicht

Dienstag, 16. Juli 2019 | 09:55 Uhr

Bozen – Gleich zwei Fälle sorgen derzeit für Wirbel beim Südtiroler Sanitätsbetrieb: Die Ärztegewerkschaft Anaao hat Rekurs gegen zwei Jungärzte eingereicht, die im Bozner Krankenhaus nach dem österreichischen Modell ausgebildet werden. Primar Thomas Müller wurde hingegen aus dem Register der Ärztekammer gestrichen, weil er als gebürtiger Österreicher kein Italienisch spricht.

Für den Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebs, Florian Zerzer, und für die Politik steht fest, dass es sich dabei um Angriffe auf die Autonomie handelt.

In der Tat klingt die Rechtfertigung der Ärztegewerkschaft Anaao, die Mitarbeit der Auszubildenden könnte sich negativ auf die Arbeit des Ärzteteams auswirken und das Recht auf Gesundheit der Patienten gefährden, etwas weit hergeholt. Immerhin werden die Jungärzte ja von Ausbildnern überwacht.

Dass eine Gewerkschaft die Annullierung von Arbeitsverträgen vorantreibt, ist stattdessen ein Widerspruch in sich – gerade angesichts des drohenden Ärztemangels.

Apropos Ärztemangel: Einen Primar in Südtirol rauszuekeln, der zwar kein Italienisch spricht, dafür aber versteht, scheint ebenfalls wenig hilfreich, der allgemeinen Tendenz entgegen zu wirken.

Leidtragende des politischen Scharmützels sind in jedem Fall die Bürger im Land, und zwar sowohl Deutsche als auch Italiener gleichermaßen.

Von: mk

Bezirk: Bozen