Von: mk
Meran – Die Gemeinde Meran hat den Verkehrsplaner Willi Hüsler mit einer Studie zur Zughaltestelle in Sinich beauftragt. Hüsler ist einer der Väter der Vinschger Bahn. Ziel der Studie ist es abzuschätzen, wie viele Personen die Haltestelle benutzen würden. Eine positive Abschätzung ist Voraussetzung dafür, dass Land und Streckenbetreiber RFI die Haltestelle beim Ausbau der Bahnlinie zwischen Meran und Bozen einplanen und damit in absehbarer Zeit ein Zug in Sinich hält.
Am Donnerstag, 25. Juni, hat auf Einladung der Meraner Mobilitätsstadträtin Madeleine Rohrer eine Videokonferenz stattgefunden, um technische Details abzuklären. Daran teilgenommen haben Vertreter der Gemeinde Lana, Marling, Schenna und Hafling, der Seilbahnen Meran2000, des botanischen Gartens und der Tourismusbranche sowie Mitarbeiter des Landes.
Mit dabei waren auch Mitarbeiter der Firma Memc, mit der die Gemeinde Meran zurzeit ein Projekt zum betrieblichen Mobilitätsmanagement durchführt, und Vertreter des Stadtviertels Sinich, das sich seit Jahren schon für die Zughaltstelle stark macht.
150.000 potentielle Fahrgäste
Die Hüsler-Studie beruht auf Daten und Simulationen wie Anzahl der Bewohner in Sinich und Arbeitsplätze in der Handwerkerzone von Sinich und Lana, Pendlerströme und Besucher der touristischen Attraktionen wie des botanischen Gartens. Hüsler hat Schätzungen erstellt, wie viele Personen in Sinich den Zug nehmen würden. Er kommt dabei auf 150.000 Personen, die jedes Jahr in Sinich einsteigen würden – unter der Voraussetzung, dass es gelingt, die umliegenden Gebiete an den Bahnhof über einladende Fuß- und Radwege, Busse und Park and Ride anzubinden.
Dann stünde die Zughaltestelle Sinich im Vergleich zu den bereits bestehenden Bahnhöfen gut da: In Terlan sind im Jahr 2019 effektiv 105.000 Personen in den Zug eingestiegen, in Vilpian waren es 34.500 und in Gargazon 37.000. Am Bahnhof Untermais haben im Jahr 2019 134.000 Personen ihren Fahrschein entwertet, am Bahnhof Meran 937.000 Personen.
Ziel der Videokonferenz war es nun, Daten und damit Projektionen über die Nutzung des Bahnhofs mit den direkt Interessierten abzugleichen. So ist etwa die Anbindung der Handwerkerzone Lana mit ausreichend Pendlerparkplätzen für die Fahrgäste von und nach Lana ebenso wichtig wie die direkte Verbindung des Zuges mit einem Bus zum botanischen Garten und nach Schenna.
Ebenso wichtig eine Fußgängerbrücke und Radinfrastrukturen von hoher Qualität über die Etsch. Die Hieb- und Stichfestigkeit der Studie ist ein gewichtiges Argument in den Verhandlungen über den Bau der Zughaltestelle Sinich.
Neue Zughaltestelle: Zwei mögliche Standorte
Stadträtin Madeleine Rohrer hat in den letzten Jahren mit programmatischen Dokumenten die Weichen für die Zughaltestelle gestellt: Vorschläge für den Standort des Bahnhofs waren bereits Inhalt des Detailverkehrsplans für das Stadtviertel Sinich, der im Jahr 2017 von der Stadtregierung gutgeheißen wurde.
“Es wurden dort zwei mögliche Standorte ausgemacht: Die nördliche Variante ist bezogen auf die Einwohner von Sinich am günstigsten gelegen. Auch lässt sich diese im Weiteren sehr leicht in das Netz der Radwege einfügen. Wir schlagen in diesem Teil eine Rad- und Fussgängerbrücke über Bahn, Fluss und Schnellstraße vor, um die Industriezone von Lana anzubinden. Das ist auch unabhängig von der Bahnhaltestelle sinnvoll. Die Zufahrt für Bus und Autos ist über die Enrico-Fermi-Strasse bzw. über die Rio-Sinigo-Strasse zu organisieren”, so Rohrer.
Die Variante zwei, Mitte, liegt bezogen auf die meisten Arbeitsplätze sehr günstig. In diesem Falle sehen wir eine Verbindung zur Industriezone Lana mit einer Fussgängerbrücke (mit Schieberinne für Rad) vor. Der Umweg über die Max-Valier-Brücke für Radfahrer wäre vertretbar. Der Standort ist ebenfalls gut in das Radwegnetz integriert und die Erreichbarkeit mit Bus und Auto ist über die Carlo-Abarth-Strasse gegeben.
Studie wird demnächst dem Stadtrat präsentiert
Der Gemeinderat und die Landesregierung haben 2019 den Masterplan beschlossen, der die städtebauliche Entwicklung der Stadt Meran im nächsten Jahrzehnt vorsieht. Darin sind auch die beiden im Detailverkehrsplan ausgearbeiteten Standorte enthalten.
Willi Hüsler wird nun die Rückmeldungen in die Studie einarbeiten und diese in den nächsten Wochen offiziell bei der Gemeinde Meran hinterlegen bzw. der Stadtregierung präsentieren. Dann muss der Stadtrat die Studie an die zuständigen Landesämter schicken sowie die Verhandlungen mit RFI und STA aufnehmen.
“Aufgabe für die nächsten Jahre wird sein, die Haltestelle – ist der Standort einmal geklärt – über Fuß- und Radwege an das Ortszentrum von Sinich und die Handwerkerzone anzubinden. Der Ausbau dieser sanften Mobilität ist deswegen wichtig, damit die Haltestelle nicht mehr motorisierten Verkehr bringt, sondern tatsächlich das Stadtviertel Sinich entlastet”, so Rohrer.