Boldrini erwägt Anzeige gegen Masocco

Skandal um Vergewaltigungsaufruf: Masocco zurückgetreten

Montag, 18. Februar 2019 | 21:00 Uhr
Update

Bozen – Wie am Montag bekannt wurde, trat Kevin Masocco von seinem Amt als Gemeinderat von Bozen zurück.

Wie stol.it berichtet, entschloss sich Kevin Masocco zu diesem Schritt, um Attacken gegen seine Person, seine Familie und gegen die Lega zu vermeiden. Aus diesem Grund übernahm der junge Gemeinderat der Lega die Verantwortung und trat von seinem Amt als Gemeinderat zurück.

Boldrini erwägt Anzeige gegen Masocco

Auf den Bozner Gemeinderat der Lega, Kevin Masocco, kommt erneut Ärger zu. Nach der Audio-Botschaft auf WhatsApp, die den Vergewaltigungsaufruf einer DJane enthält und die Masocco zugeschrieben wird, erwägt nun die ehemalige Präsidentin der Abgeordnetenkammer, Laura Boldrini, gegen das Gemeinderatsmitglied Anzeige zu erstatten.

Grund dafür ist ein respektloser Beitrag auf Facebook. Am 28. August 2017 postete Masocco ein Foto auf Facebook, das ihn selbst mit ein paar Kühen im Hintergrund zeigt (im Bild). Der Kommentar dazu lautete: „Selfie mit Boldrini.“

Alto Adige

Wie die heutige Abgeordnete von „Liberi e uguali“ laut Alto Adige online erklärt, sei der Beitrag nicht nur eine Beleidigung für Frauen, sondern auch für die Institutionen. Sie sei damals als Präsidentin der Abgeordnetenkammer die Frau in der höchsten institutionellen Rolle in Italien gewesen.

Was den Vergewaltigungsaufruf auf WhatsApp betrifft, wünscht sich Boldrini, dass der Verantwortliche von der Justiz rasch ausgeforscht wird. „Der Fall ist sehr schwerwiegend“, erklärt Boldrini laut Alto Adige online.

„Kevin ist nicht allein zu Haus“ – auch Brigitte Foppa ist empört

Die unsäglichen Aussagen, die dem Bozner Lega-Gemeinderat Kevin Masocco zugeordnet werden („geile DJ zu vergewaltigen“) haben einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Die Landtagsabgeordnete Brigitte Foppa findet: zu Recht. Die Aussage sei aufs Schärfste zu verurteilen.

Offen sei allerdings noch die Einordnung dieser Aussage. Hier folgen die Überlegungen von Foppa im Wortlaut.

“Denn es handelt sich bei Kevin Masocco nicht um einen Einzelfall oder um eine Ausnahme. Im Gegenteil, Masocco ist die logische Folge, das Naturprodukt einer bestimmten Art, den öffentlichen Diskurs zu führen. Die Aufbauarbeit von Berlusconi und Salvini steht in einer direkten Linie zu Masoccos Audionachricht. Die Verrohung und Brutalisierung hat viele Zwischenschritte gemacht, auch in Südtirol und leider meist mit stiller Zurkenntnisnahme der Öffentlichkeit.

Siehe Lega-Exponent Sergio Armanini, der 2014 auf eine Recherche der Journlistin Silvia Fabbi mit dem Wunsch nach 100 Vergewaltigungen in Nigeria reagierte.

Siehe die Angriffe der Lega-Gemeinderäte in Bozen auf die Stadträtin Lorenzini, deren Konterfei sogar auf 500-Euro-Scheine gedruckt wurde, um auf „ihre“ Verschwendungssucht hinzuweisen (obwohl sie für öffentliche Arbeiten gar nicht zuständig ist!)

Siehe im selben Kontext den Post des „Onorevole“ Maturi, der dieselbe Stadträtin der öffentlichen Häme preisgibt, weil sie auf einer Demo war, anstatt „Schnee zu schöpfen“ (wofür im Übrigen ebenfalls der Stadtrat für öffentliche Arbeiten zuständig wäre).

Es ist wichtig, sich dies vor Augen zu halten, denn es zeigt auf, wie sehr man sich auf die Feindbildkonstruktion verlassen kann. Da funktioniert einfach eine grüne Stadträtin besser als ein SVP-Assessor.

Sexismus geht immer.

Rassismus ebenso.

Hierzu könnte man natürlich Romane schreiben. Ich möchte indessen nur eine kleine Anekdote bringen, letzthin passiert im Landtag. Vizelandtagspräsidentin Rita Mattei antwortet auf die Frage eines Eurac-Winterschool-Teilnehmers nach dem Migrationsproblem in Südtirol: „Die Asylanten, die Tag und Nacht herumlungern ohne etwas zu tun, während die normalen Menschen nicht wissen, wie sie ans Monatsende kommen“. Was fast schon harmlos klingt, birgt eine ebenso krasse wie willkürliche Unterscheidung zwischen „Normal“ und „Nicht-Normal“. Unterscheidungen, die in der Menschheitsgeschichte immer noch Unheil gebracht haben – aber auch viel Zuspruch und Konsens.

Will sagen: Kevin Masocco ist kein „Fehler im System“, sondern ein intrinsischer Aspekt des Systems Lega. Unsägliches sagbar machen, willkürlich unterscheiden, auf Schwächere eindreschen, Frauen lächerlich machen, das alles ist nicht Produkt eines einzelnen, vielleicht etwas minderbemittelten jungen Spunds, sondern das Gewinnerkonzept einer Partei, die gerade deshalb derzeit große Erfolge feiert.

Wir sollten uns wegen Kevin Masocco aufregen, natürlich, und protestieren gegen seine dämlichen Aussagen.

Dabei dürfen wir nicht vergessen, aus welchem Haus er kommt – und leider ist er nicht allein zu Haus.”

Von: mk

Bezirk: Bozen