Lösung für 2018 angepeilt

Bozner Notaufnahme in der Not

Mittwoch, 29. März 2017 | 12:00 Uhr
Update

Bozen/Ingolstadt – In der Notfallklinik des Klinikums Ingolstadt, die vom gebürtigen Brixner Notfallmediziner Dr. Florian Demetz geleitet wird, übernehmen seit längerer Zeit ein Haus- und ein Kinderarzt ein Drittel der Patienten. Landesrätin Martha Stocker hat Ähnliches für Bozen im Sinn, berichtet das Tagblatt Dolomiten.

Laut Demetz kommen jährlich bis zu 80.000 Patienten in die Notaufnahme. 30.000 Patienten nehmen ein Haus- und Kinderarzt ab. Dass in seine Notaufnahme „deutlich kränkere Patienten“ kommen, führt er auf den Filter durch Hausärzte und niedergelassene Fachärzte zurück. „Trotzdem arbeiten auch wir daran, den Zustrom von Patienten, die nicht in die Notaufnahme müssen, zu reduzieren. Medizinisch gesehen ist das relativ einfach, aber politisch nur schwer darstellbar“, erklärt Dr. Demetz süffisant gegenüber den „Dolomiten“.

Könnten Haus- und Kinderärzte in der Notaufnahme auch für das Bozner Spital entlasten? „Einen Kinderarzt brauchen wir nicht, weil Kinder in der Notaufnahme direkten Zugang zur Kinderabteilung haben“, erklärt Gesundheitslandesrätin Martha Stocker. Doch auch sie hat Pläne für Verstärkung. Wenn 2018 die Notaufnahme im neuen Trakt fertiggestellt ist, möchte Stocker, dass dort der Wachdienst angesiedelt wird.

Weil in Bozen Hausärzte keine Nacht-, Sonn- oder Feiertagsdienste übernehmen, erledigt das der Wachdienst. Versehen wird er von vier bis sechs Ärzten je nach Turnus. Sie sollen dann nicht mehr am Löw-Cadonna-Platz in Bozen Dienst erfüllen, sondern in der räumlich großzügigeren Notaufnahme. „Dann haben wir die räumliche Verfügbarkeit. Diese Variante war für mich immer klar in der Planung“, betont Stocker laut „Dolomiten“.

Doch was ist mit Hausärzten, die am Wochenende dort freiwillig einen Dienst übernehmen? „Das hätte ich gerne, muss aber über Vertrag geregelt werden“, erklärt Stocker laut „Dolomiten“. In dieselbe Kerbe schlägt auch der Hausärzte-Gewerkschafter Dr. Domenico Bossio: „Das muss über den Zusatzvertrag geregelt werden. Und die praktische Frage ist: Wer nimmt die Triage vor?“

Landeshauptmann Arno Kompatscher nahm am Montag ebenfalls Stellung zur dramatischen Situation in der Bozner Notaufnahme. Es liege nun am Sanitätsbetrieb, mit dem Assessorat Maßnahmen zu ergreifen. „Über kurz oder lang müssen wir sicher das ganze System überarbeiten, damit nur mehr diejenigen in die Notaufnahme kommen, die wirkliche Notfälle sind“, betont Kompatscher laut „Dolomiten“. Doch darüber wird schon seit Jahren geredet.

Von: mk

Bezirk: Bozen