Umweltschützer zu Südtiroler CO2-Bilanz

“Die Klimakrise kann man sich nicht schön rechnen”

Freitag, 13. Dezember 2019 | 11:30 Uhr

Bozen – Am heutigen Freitag endet die UN-Klimakonferenz COP 25 in Madrid. Zehn Tage lang feilschten VertreterInnen von knapp 200 Staaten an verbindlichen Maßnahmen, um die Erderwärmung doch noch auf 1,5°C begrenzen und die vollkommene Klimakrise damit noch abwenden zu können. „Auch Südtirol muss noch deutlich besser werden, um dieses Ziel zu erreichen. ‘Kreatives’ Rechnen bei der eigenen CO2-Bilanz allein hilft dem Klima sicherlich nicht“, erklärt der Dachverband für Natur- und Umweltschutz in einer Aussendung.

Im Jahr 2011 verabschiedete die Südtiroler Landesregierung den Klimaplan Südtirol. Als Fachplan des Landes ist er ein offizielles Dokument mit verbindlichem Inhalt. Bereits auf den ersten Seiten nennt der Plan dabei klare Zielvorgaben: Unter anderem soll der CO2-Ausstoß bis 2020 auf unter vier Tonnen pro Person und Jahr fallen, bis 2050 sogar auf unter 1,5 Tonnen.

„Im kommenden Jahr soll der erste Meilenstein erreicht sein – und wird aller Voraussicht nach verfehlt. Wir sind noch deutlich von den weniger als vier Tonnen entfernt – dies sogar mit der sehr wohlwollenden Berechnungsmethode des Klimaplanes, die in der Berechnung des CO2-Fußabdruckes beispielsweise den gesamten Konsum außen vor lässt. Auf rund ein Drittel wird der Anteil des Konsums am persönlichen Fußabdruck geschätzt“, erklärt der Dachverband. Dies stelle auch der aktuelle Klimareport der EURAC fest.

Die größten Südtiroler Quellen der treibhausschädlichen Gase, zu denen neben CO2 vor allem auch Methan und Lachgas gehören, liste der Klimareport folgend auf: „Neben dem Verkehr mit 44 Prozent an den Gesamtemissionen liegt die Erzeugung von Wärme bei 36 Prozent und bereits an dritter Stelle die Landwirtschaft mit 18 Prozent der Emissionen. Die Klimahausagentur beispielsweise kommt in ihren Berechnungen auf knapp 7,5 Tonnen pro Kopf und Jahr. Weit weg also von den vier Tonnen.“

Dabei sei mittlerweile ebenso deutlich, dass die noch vor einigen Jahren im Südtiroler Klimaplan formulierten Ziele nicht ambitioniert genug sind, um die Erderwärmung auf 1,5°C zu begrenzen und damit doch noch den vollkommenen Klimakollaps zu verhindern, so die Umweltschützer. „Bis zum Jahr 2050 müssen wir eine ausgeglichene Klimabilanz aufweisen. Die Emissionen müssen netto Null sein. Dabei kommt Südtirol als wohlhabende Region mit sehr günstigen Voraussetzungen eine besondere Bedeutung und Verantwortung zu. Wir müssen dem Rest der Welt zeigen, dass es funktionieren kann. Daher sollten wir bereits Jahre früher das Netto-Null-Emissions-Ziel erreichen. Nicht, indem wir ‘kreativ’ rechnen, sondern indem wir unser Land konsequent darauf ausrichten und bei jeder zukünftigen Entscheidung auch eine verbindliche Kompatibilität mit den Klimazielen verlangen. Klimaland wird man nicht, weil man sich selbst diesen Titel verleiht. Klimaland wird man, wenn man von nun an die richtigen politischen Entscheidungen trifft“, erklärt der Dachverband.

Von: mk

Bezirk: Bozen