IDM führt zu Schlagabtausch zwischen Team K und SVP

„Ein Moloch, der sich selbst im Wege steht“

Dienstag, 08. November 2022 | 12:06 Uhr

Bozen – Das Team K fordert die Auflösung und Neuausrichtung der IDM und sorgt mit einem Beschlussantrag für Aufruhr im Landtag. Die IDM, die im Jahr 2016 als Dienstleister für die Wirtschaft gegründet wurde, sei laut Team K zu einem schwerfälligen und ineffizienten Wasserkopf verkommen. Die SVP lässt diese Kritik nicht gelten und wird dem Team K Oberflächlichkeit vor.

„Die Gründung der IDM (Innovation, Development, Marketing) im September 2016 stand unter keinem guten Stern. Damals wurde der Zusammenschluss von vier Organisationen (SMG, EOS, BLS und TIS) in einer einzigen Struktur als Wirtschaftsdienstleister festgelegt, um mehr Effizienz und Synergien zu erzielen. Doch das Gegenteil ist geschehen. Im Dezember 2018 wurden zusätzlich sämtliche Tourismusorganisationen in die IDM integriert. Doch die IDM funktioniert weiterhin nicht so, wie sie sollte. Vom Anspruch des effizienten Dienstleisters ist die IDM weiter denn je entfernt“, erklärt das Team K.

Mit etwas Wehmut würden viele an die effiziente SMG zurückdenken, an die zum Teil gut aufgestellten Tourismusverbände oder an die EOS, die mit wenigen Mitarbeitern die internationalen Märkte bearbeitet habe, schreibt der Landtagsabgeordnete Paul Köllensperger. „Aus der Fusion entstanden nicht nur keine Synergien, im Gegenteil, die IDM ist heute ein Moloch, der sich mit seiner hausgemachten Bürokratie selbst im Wege steht. Die mit der Gründung vorgegebenen Ziele wurden nie erreicht und werden es auch in Zukunft nicht werden, sodass ein klares Umdenken, eine Auflösung und eine Neuausrichtung der IDM unumgänglich sind. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die IDM mittlerweile als Dienstleister für die Politik fungiert, Sichtwort Sustainability-Days und Marketplace. Projekte, die Millionen an öffentlichen Geldern kosten, ohne wirklichen Nutzen für Wirtschaft, Tourismus und Landwirtschaft zu generieren. Sponsoring, Events, Nachhaltigkeit, Mobilität – das alles ist nicht Aufgabe der IDM und hat aufzuhören”, sagt Köllensperger.

Oberstes Ziel der IDM-Gründung im Jahr 2016 sei die Kosteneinsparung durch Personaloptimierung, sowie die Effizienz-Steigerung durch Synergien gewesen. „Beide Ziele wurden weit verfehlt. Anstatt Verschlankung und Entbürokratisierung zu erzielen, geschah das Gegenteil. Derzeit beschäftigt die IDM mit seinem Tourismus- und Agrarmarketing, sowie dem Business Development, 196 Personen. Sie verschlingt dafür ein Budget von 56 Millionen Euro, zu dem sich millionenschwere Marketingbudgets gesellen. Die IDM wird als ‚Sonderbetrieb des Landes und der Handelskammer‘ geführt, doch in Bezug auf die Personalverwaltung ist sie ein Hybrid-Betrieb, in dem nicht die gleichen Regeln wie in der Landesverwaltung gelten“, so das Team K.

Anstatt sich auf das Kerngeschäft – die Unterstützung der Wirtschaft – zu konzentrieren, sei die IDM letzthin eher als Veranstalter von kaum besuchten, aber sündteuren Nachhaltigkeits-Festivals auf Kosten der Südtiroler Steuerzahler aufgefallen. „Es ist höchste Zeit, die Reißleine zu ziehen“, unterstreicht Landtagsabgeordneter Alex Ploner als Mitunterzeichner des Beschlussantrages.

Angesprochen auf gemachte politische Fehler, habe Landeshauptmann Arno Kompatscher vor den Landtagswahlen 2018 die Gründung der IDM genannt. Die Konsequenz daraus war 2019 eine Splittung, wobei ein Großteil der Innovationskompetenzen der IDM vom NOI Techpark übernommen wurde. „Doch die IDM funktioniert weiterhin nicht so, wie sie sollte. Die Kritik seitens der Tourismusvereine, aber auch anderer Verbände, ist schon seit Längerem nicht mehr zu überhören, auch im Agrarmarketing. Die Budgetkonzentration auf die IDM ist gerade in Zeiten des Overtourism kaum noch zu rechtfertigen – siehe die zwei Millionen Euro an Google für Suchmaschinenwerbung“, so das Team K.

Das Team K fordert in seinem Beschlussantrag, die IDM als solche aufzulösen und eine sinnhafte Aufteilung der Zuständigkeiten vorzunehmen. Für den Tourismus soll laut Antrag die Südtirol Marketing SMG wieder aktiviert werden, wobei künftig das Hauptaugenmerk auf das Handling von Themen wie Overtourism und Nachhaltigkeit im Tourismus im Vordergrund stehen müsse. Die Export-Aktivitäten und das Agrarmarketing sollten wieder an die Handelskammer gehen, während alle mit Innovation verbundenen Projekte im NOI Techpark zusammengefasst werden sollten.

SVP: „Vorschlag von Team K würde Südtirol um 20 Jahre zurückwerfen“

„In den letzten Krisenjahren haben wir gelernt, dass unser Wirtschaftswachstum und unser Wohlstand nicht selbstverständlich sind. IDM hat gerade in dieser schwierigen Zeit eine hervorragende Leistung erbracht und alle Wirtschaftssektoren unterstützt, die Folgen der Krise abzufedern und sich resilient auf die Herausforderungen der Zukunft einzustellen und zu entwickeln“, sagt hingegen der SVP-Landtagsabgeordneter Gert Lanz.

„Das Team K glänzt einmal mehr mit Oberflächlichkeit und ignoriert bewusst oder unbewusst konkrete Fakten. So war es IDM gerade durch die aktuelle Struktur möglich für Südtirol ganzheitlich zu denken und Synergien zwischen den einzelnen Wirtschaftssektoren zu schaffen, die sich als Erfolgsrezept erwiesen haben“, ergänzt Landtagsabgeordneter Helmut Tauber.

Beispiele solcher sektorübergreifender Programme seien das Restart Südtirol Programm, mit dem IDM über 450 Millionen Euro Wertschöpfung generiert hat oder die Weiterentwicklung der Regionenmarke Südtirol, die Südtirol zum ersten Mal sowohl als einzigartige Destination, gleichzeitig auch als Herkunftsland qualitativer Agrarprodukte, sowie als Standort für Innovation, Handwerk und Industrie kommuniziert. Weitere Beispiele seien die Programme zur Stärkung der Synergie zwischen Agrar und Tourismus, die Herkunftslandprogramme für die gemeinsame Bewerbung der Qualitätsprodukte und vieles mehr.

„Solche Programme, die ein ausgesprochen hohes Potential aufweisen, sind nur möglich gewesen, weil die Kernsektoren der Südtiroler Wirtschaft in einer einzigen Struktur konsolidiert sind. Wir steuern zurzeit den nächsten großen Krisen zu und müssen alle Kräfte bündeln, um diese bestmöglich zu bezwingen. Ein Unternehmen wie IDM, das die Kapazität bereits hat, wird ausschlaggebend sein, um die anstehenden Krisen zu bewältigen. Eine Aufspaltung des Unternehmens würde Südtirol um 20 Jahre zurückwerfen. Um Krisen zu überwinden, Herausforderungen zu meistern und Wohlstand zu sichern, muss man voraus denken und nicht der Zukunft den Rücken kehren“, so Lanz und Tauber abschließend.

Von: mk

Bezirk: Bozen