Von: mk
Bozen – Eine Initiative aus Eltern und Betreuungsfachkräften von Kleinkindern in Südtirol setzt sich für eine Abänderung der Neuregelungen in der Kleinkindbetreuung in Südtirol ein. Die Entwicklungen der letzten Jahre im Bereich Familie, der zunehmende Auf- und Ausbau von hochwertigen Kleinkindbetreuungsmöglichkeiten in Südtirol und die Bemühungen, durch Neuregelungen die Kleinkindbetreuung zu vereinheitlichen und die Arbeits- und Sozialversicherungsbedingungen der dort Arbeitenden zu verbessern, würden als großer Fortschritt wahrgenommen. Leider seien bei der Ausarbeitung der aktuell geltenden Bestimmungen die negativen Konsequenzen für die Familien und vor allem für die Kinder nicht ausreichend bedacht worden und müssten daher dringend überarbeitet werden, schreibt die Elterninitiative in einem offenen Brief.
Aus diesem Grund wurde auch eine Onlinepetition veröffentlicht. Die Petition wurde von 3.140 Personen online unterzeichnet.
Im Rahmen der Petition wird gefordert, dass die Punkte Urlaubs- und Krankheitsregelung und die damit zusammenhängenden Mehrkosten für die Eltern neu verhandelt werden.
Die Strukturen für die Kleinkinderbetreuung finanzieren sich über die Beiträge des Landes und der Gemeinden sowie durch den Kostenbeitrag der Eltern. Dieser schwankt zwischen 0,90 und 3,65 Euro je nach Einkommen der Eltern. Laut Neuregelung zahlt das Land für nicht in Rechnung zu stellende Betreuungsstunden z.B. Abwesenheit wegen Urlaub sowie für Betreuungsstunden, für welche die Eltern die vollen Kosten zahlen müssen, keinen Landesbeitrag an die Gemeinden und Strukturen.
Das bedeutet: Jedes Kleinkind hat Anspruch auf nur drei Wochen unbezahlten Urlaub, also drei Wochen, in denen das Kleinkind zu Hause bleiben kann und man den Dienst nicht bezahlen muss. Überschreitet man diese drei Wochen, müssen Eltern den konventionellen Stundentarif zahlen, der je nach Größe der Struktur bis zu 14 Euro pro Stunde liegt. Konkret heißt das, dass eine zusätzliche Woche Urlaub für ein Kind, das die Kita oder die Tagesmutter 25 Stunden pro Woche besucht, einer Familie Mehrkosten von bis zu 350 Euro verursacht.
Es gibt derzeit rund 3.600 Kinder, die in Kindertagesstätten und bei Tagesmüttern betreut werden (ohne öffentliche Kinderhorte in Südtirol 3.611 mit Stand am 31.12.2017, Astat: Soziale Einrichtungen und Dienste für Kleinkinder 2017, veröffentlicht 17.01.2019). Dies bedeute, dass weniger als 20 Prozent der Kleinkinder in Südtirol Angebote der Kleinkindbetreuung nutzen (können), meint die Elterninitiative.
„Die Anzahl der Unterschriften ist im Vergleich zur Anzahl der Nutzerinnen und Nutzern beachtlich! Wir geben zu bedenken, dass nicht alle betroffenen Eltern von der Initiative wussten und vor allem die italienische Sprachgruppe nicht ausreichend in die Aktion miteinbezogen werden konnte, weshalb dieser Teil an Unterschriften leider fehlt. Zudem ist bekannt, dass meistens nur Betroffene oder Bekannte von Betroffenen sich an diesen Aktionen beteiligen. Auch kann davon ausgegangen werden, dass nicht alle Nutzerinnen und Nutzer dieselben finanziellen Ausgangssituationen haben, sodass wohlhabendere Familien weniger Handlungsbedarf sehen als ökonomisch schlechter gestellte Familien“, erklärt die Elterninitiative.
Dies verdeutliche, dass die aktuelle Regelung auch sozioökonomisch gravierende Konsequenzen mit sich bringt. Die Unterschriftenaktion zeige den dringenden Handlungsbedarf für die Nutzerinnen und Nutzer auf, ist die Elterninitiative überzeugt. Obwohl es eine Aussprache zwischen Initiatorinnen der Unterschriftenaktion mit Landesrätin Waltraud Deeg sowie mit der in Presseberichten verbreiteten Zusage gegeben habe, dass hier bald eine Lösung gefunden werde, sei bisher keine Veränderung der Situation eingetreten.
Die Elterninitiative fordert, dass „die in der Petition geforderten Punkte umgehend mit allen Stakeholdern gemeinsam besprochen werden, um eine Lösung zum Wohle der Kinder, der Familien und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kleinkindbereich zu finden“.