Länderübergreifende Hilfe nach Erdbebenkatastrophe

Eine Million Euro an Euregio-Hilfe für die Erdbebenopfer in Italien

Donnerstag, 25. August 2016 | 12:30 Uhr

Betroffen zeigen sich die drei Landeshauptleute der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino, Günther Platter, Arno Kompatscher und Ugo Rossi angesichts der erschütternden Bilder des Erdbebens in Mittelitalien. „Als Europaregion stehen wir den Menschen in den Katastrophengebieten in dieser schweren Stunde zur Seite“, betont LH Platter. Auf Tiroler Initiative haben die drei Regionen eine Euregio-Hilfe für die vom Erdbeben betroffene Region beschlossen. „Auch Tirol wird immer wieder von Naturkatastrophen heimgesucht. Bei solchen Tragödien muss man über die Grenzen hinweg noch näher zusammenrücken“, ist Platter überzeugt. Nun gehe es darum, der betroffenen Region Solidarität und Hilfeleistung anzubieten. „Das menschliche Leid, das durch eine solche Katastrophe ausgelöst wird, ist enorm. Darum möchten wir seitens der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino einen Beitrag leisten und werden als Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino eine Million Euro an Unterstützungsgelder für Wiederaufbaumaßnahmen der Infrastruktur zur Verfügung stellen“, so Platter.

Gemeinsam aufgestelltes Hilfspaket statt einzelner punktueller Initiativen

Der Trentiner Landeshauptmann und derzeitige Euregio-Präsident Ugo Rossi spricht in diesem Zusammenhang von einem „Zeichen europäischer Zusammenarbeit, das den Menschen im Katastrophengebiet etwas Zuversicht zurückgeben soll.“ Denn vor allem dann, wenn die Aufräumarbeiten abgeschlossen seien, fehle es in Katastrophengebieten oft an Know-how und den finanziellen und technischen Ressourcen, um rascher zur Normalität zurückkehren zu können. Dem pflichtet auch Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher bei: „Mit einem gemeinsam aufgestellten Hilfspaket können wir sicher mehr tun, als jeder für sich mit punktuellen Initiativen. Die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino ist in der Lage, finanziell und personell, konkrete Hilfe beim Wiederaufbau zu leisten. Deshalb ist es für uns selbstverständlich, diese gemeinsame Verpflichtung einzugehen.“

Euregio-Unterstützung

Bereits seit den frühen Vormittagsstunden des gestrigen Tages läuft die Abstimmung zwischen Tirol, Südtirol und dem Trentino auf Hochtouren. Der Südtiroler und der Trentiner Zivilschutz sind bereits seit gestern den italienischen Einsatzplänen entsprechend zur Unterstützung der Rettungsmaßnahmen ins Erdbebengebiet geeilt: “Die Europaregion wird ihr Bestes tun, um die Betroffenen zu unterstützen: Wir haben über Südtirol und Trentino mit der Region Kontakt aufgenommen, um zu erfahren, was am dringendsten gebraucht wird. Neben der finanziellen Unterstützung bietet Tirol auch Hilfskräfte wie etwa Katastrophenhilfszüge mit Suchhunden und Schallortungsgeräten oder auch psychologisches Fachpersonal an, wenn diese von der betroffenen Region in Mittelitalien angefordert werden“, informiert LH Platter.

Rasche und unkomplizierte Hilfe

„Es ist für uns selbstverständlich, dass wir unserem Nachbarland in dieser besonders schwierigen Zeit zur Seite stehen und den Menschen, die teilweise vor dem Nichts stehen, rasch und unkompliziert helfen“, stellt LH Platter abschließend klar.

BISHER:

Auch das Team des Südtiroler Hilfszugs mit insgesamt 21 Personen steht bereit, ins Erdbebengebiet zu starten, sobald der italienische Zivilschutz dies anordnet.

24. August, 17.00 Uhr: Ein Treffen zwischen Mitarbeitern der Agentur für Bevölkerungsschutz, der Berufsfeuerwehr Bozen, dem Landesfeuerwehrverband und den Freiwilligenorganisationen wie Berg- und Höhlenrettung, GOER, Weißes und Rotes Kreuz findet statt, um alle über die Lage im Erdbebengebiet in Mittelitalien zu informieren. Das Team des Hilfszugs, 21 Personen, steht bereit, auf Anfrage des Nationalen Zivilschutzes unter der Führung von Andreas Simmerle ins Erdbebengebiet zu starten. Der Hilfszug soll vor Ort rund 250 Personen Unterkunft, medizinische Versorgung und Verpflegung bieten. Dazu müssen über 20 Zelte, Feldbetten, Decken, Feldküche, Toiletten, Stromkabel und vieles mehr mit LKWs ins Erdbebengebiet transportiert werden.

18.00 Uhr: Die Agentur für Bevölkerungsschutz trifft 13 Südtiroler Hundeführer, die sich dazu bereit erklärt haben, noch heute nach Mittelitalien aufzubrechen, um vor Ort Hilfe zu leisten.

19.00 Uhr: Die Südtiroler Agentur für Bevölkerungsschutz hat schließlich an einer Videokonferenz der Regionen teilgenommen, in der Anfragen und Details zu den Einsätzen geklärt wurden.

19.30 Uhr: Unter der Führung von Direktor Rudolf Pollinger hat die für heute letzte Lagebesprechung stattgefunden. „Die ‚Segreteria Commissione speciale Protezione civile Trento’ koordiniert sämtliche Einsätze und wir halten uns an ihre Vorgaben“, erklärt Rudolf Pollinger.

Die Hintergründe: Das schwere Erdbeben, das über 200 Todesopfer gefordert hat, hat letzte Nacht die mittelitalienischen Regionen Umbrien, Latium und Abruzzen erschüttert. Tausende Menschen sind plötzlich obdachlos. Seit Mittwochmorgen ist in der Drususstraße 116 in Bozen das Lagezentrum der Agentur für Bevölkerungsschutz aktiviert, um den Menschen im Erdbebengebiet zu helfen. Zivilschutzlandesrat Arnold Schuler hat sich zu Mittag im Lagezentrum einen Überblick über die Lage verschafft. „Wir haben dem Nationalen Zivilschutz unsere Hilfe zugesichert und bereits alles in die Wege geleitet, um sofort einen Hilfszug samt Trümmerhunden ins Erdbebengebiet schicken zu können“, sagte Schuler. Dieser steht mittlerweile auch startbereit zur Stelle.

Am frühen Mittwochnachmittag war ein Erkundungsteam, zusammengesetzt aus einem Mitarbeiter der Agentur für Bevölkerungsschutz, einem Mitglied des Weißen Kreuzes und zwei Mitgliedern des Roten Kreuzes aufgebrochen. „Unsere Leute verschaffen sich mittlerweile vor Ort einen Überblick über Lage, Einsatzort und Rahmenbedingungen und leiten alle Maßnahmen in die Wege, die für den eventuellen Einsatz des Hilfszuges notwendig sind“, so Pollinger am Abend.

Heute um 7.00 Uhr fand die nächste Lagebesprechung statt.

Von: ka

Bezirk: Bozen