Intime Fotos wurden verbreitet

Fall Giulia Sarti: „Feiger und würdeloser Angriff“

Donnerstag, 14. März 2019 | 16:48 Uhr

Bozen/Rom – Die Südtiroler SVP-Kammerabgeordnete Renate Gebhard und die Trentiner PATT-Parlamentarierin Emanuela Rossini verurteilen die schmutzige Internetkampagne gegen ihre Kollegin Giulia Sarti aufs Schärfste.

„Die Kammerabgeordnete der Fünf-Sterne-Bewegung ist Opfer eines Angriffes unter der Gürtellinie“, so Gebhard und Rossini. „Die Verbreitung von intimen privaten Fotos und Videos ist dabei nicht nur eine gewaltsame Verletzung ihrer Integrität, sondern vor allem auch ihrer Persönlichkeitsrechte und ihrer Würde“, unterstreichen die beiden Kammerabgeordneten. „Dies umso mehr, wenn sie durch diese Hetzaktion an einen öffentlichen Marterpfahl gebunden werden soll“, betonen Gebhard und Rossini.

„Unsere Solidarität besteht daher in erster Linie zur Verteidigung ihrer persönlichen Rechte, ihrer Würde als Frau und ihrer Rolle als Parlamentarierin“, erklärt die SVP/PATT-Fraktionssprecherin in der Abgeordnetenkammer, Renate Gebhard. „Die Verbreitung privater Aufnahmen ist nicht nur feige“, so Gebhard, „sondern ein Akt der Gewalt und eine schwerwiegende Straftat, die in unserer Gesellschaft nicht toleriert werden darf – unabhängig davon, ob die Fotos und Videos nun echt oder gefälscht sind.“

Die M5S-Abgeordnete aus Rimini ist bereits im Jahr 2013 ins Visier von anonymen Hackern geraten, die kurz nach ihrer Wahl ins Parlament behaupteten, in ihren E-Mail-Account eingedrungen zu sein. Dabei seien sie in Besitz von intimen Videos und Fotos gelangt

Nachdem Sarti nach ihrer Wiederwahl in Zusammenhang mit einem parteiinternen Streit wegen Spesenvergütungen, die der parlamentarischen Gruppierung nicht zurückbezahlt wurden, erneut ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt ist, tauchen nun die privaten Fotos auf. Medienberichten zufolge kursieren sie in diversen Netzwerken. Journalisten und unzählige Parlamentarier sollen sie bereits zu Gesicht bekommen haben. Bei einigen davon soll es sich um Fotomontagen – also um Fakes – handeln.

Im Rahmen des Tumults sah sich auch der Garant für Privacy dazu gezwungen, Medien an deren ethischen Kodex zu erinnern. Journalisten seien dazu angehalten, keine Fotos aus dem Intimleben einer Person zu verbreiten, nur weil sie im Rampenlicht der Öffentlichkeit steht oder eine öffentlich Funktion innehat, hieß es.

Die Existenz der Bilder ist ursprünglich den Machern der Satire-Sendung „Le Iene“ vom ehemaligen Mitarbeiter und Verlobten der Abgeordneten, Bogdan Tibusche mitgeteilt worden. Er habe auf Wunsch von Sarti damals Überwachungskameras in ihrer Wohnung installiert. Dies löste wiederum eine Anfrage an den Präsidenten der Abgeordnetenkammer, Roberto Fico, vonseiten des PD aus, der wissen wollte, ob in der Wohnung der Abgeordneten auch politische und institutionelle Treffen aufgezeichnet würden.

Trotz allem überwiegt die Solidarität Sarti gegenüber aus den Reihen aller politischen Parteien. Auch parteiinterne Gegner der Abgeordneten verurteilen die Veröffentlichung und Verbreitung der Aufnahmen.

Der Präsidenten der Abgeordnetenkammer, Roberto Fico, reagierte als einer der ersten auf Twitter. Es sei beschämend, was Giulia Sarti durchmacht. „Die Verbreitung von privaten Bildern ist eine feige Vorgangsweise und es ist richtig, dass der Garant für Privacy reagiert hat“, schrieb Fico. Auch seine Vorgängerin Laura Boldrin bekundete ihre Solidarität. Mara Carfagna verurteilte auf Twitter den „beschämenden Akt des Cyber-Mobbings“ und auch Giorgia Meloni von Fratelli d’Italia sprach von einem „unfassbaren und bedauerlichen Vorfall“.

Paola Taverna von der Fünf-Sterne-Bewegung erklärt, dass die Spesenvergütung nicht zurück bezahlt worden sei. Dafür gebe es handfeste Beweise. Allerdings sei es inakzeptabel, dass das Privatleben einer Frau eine öffentliche Angelegenheit werde. Dies sei abstoßend.

Von: mk

Bezirk: Bozen