Von: mk
Algier/Bozen – Etwas mehr als 60 Jahre ist es her, dass sich die französische Armee und die algerische Rebellenorganisation FLN in Algier gegenüberstanden. Streitpunkt war die geforderte staatliche Unabhängigkeit Algeriens von Frankreich. Am vergangenen Montag entschuldigte sich der französische Präsident Emmanuel Macron für die damalige brutale Folter und die Ermordung algerischer Oppositioneller. „Italien sollte endlich seine Verantwortung wahrnehmen und nachziehen“, findet der Südtiroler Schützenbund.
Es war eine blutige Auseinandersetzung, die sich algerische Rebellen und der französische Staat zwischen 1956 und 1957 lieferten. Auf der Seite der Rebellen standen Sprengstoffanschläge an der Tagesordnung, das französische Militär als Besatzer antwortete mit Verhaftungen, Folter und Morden. 3.000 Algerier, die damals verschwunden waren, sind bis heute nicht mehr aufgetaucht. Am vergangenen 13. September hat der französische Präsident nun das Fehlverhalten des französischen Staates eingestanden und im Namen Frankreichs unter anderem die Verantwortung für den Tod des politischen Aktivisten Maurice Audin übernommen.
„Das Ganze hat − wenn auch unter anderen Vorzeichen − doch eine beachtliche Parallele zur Situation, die sich wenige Jahre später in Südtirol abspielen sollte“, findet der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes Elmar Thaler, „in den 1960-er Jahren spielte sich auch hier unter ähnlichen Umständen ein Drama ab. Aktivisten wollten die Weltöffentlichkeit auf die kolonialistische Unterdrückung Italiens durch Sprengstoffanschläge aufmerksam machen. Die Antwort darauf war die Folter vieler Akteure, deren man habhaft werden konnte − gar einige waren zeitlebens schwer gezeichnet bzw. bezahlten ihren Einsatz mit dem Leben. So ist beispielsweise Luis Amplatz kaltblütig von einem italienischen Geheimagenten erschossen worden.“
Während Frankreich nun mit seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen scheint, besitze Italien nach wie vor nicht die Größe, Fehler von damals einzugestehen und sich für begangenes Unrecht zu entschuldigen, so der Schützenbund. Offensichtliche geheimdienstliche Aktivitäten würden nach wie vor zur Diskreditierung der Aktivisten von damals verwendet und kein ehrliches Wort des Bedauerns sei jemals von einem maßgeblichen italienischen Staatsmann verlautbart worden, so der Schützenbund. „Dass der Schritt von Emmanuel Macron in dieser Frage auf Italien vorbildlich einwirkt, dürfte weiterhin ein frommer Wunsch bleiben“, so Landeskommandant Thaler abschließend.