Nur noch 36 Monate zur Umsetzung von fünf Forderungen

Frauen*marsch: “Die Zeit drängt”

Freitag, 24. Oktober 2025 | 16:19 Uhr

Von: mk

Bozen – Am 24. Oktober 1975 streikten über 90 Prozent der Frauen in Island für mehr Gleichberechtigung, indem sie die bezahlte Arbeit niederlegten und Hausarbeit sowie Kinderbetreuung nicht verrichteten. Island gilt heute weltweit als führendes Land in Sachen Gleichberechtigung. Südtirol hält dagegen einem Vergleich nicht stand. Zu diesem Schluss kommt zumindest die Organisation Frauen*marsch – Donne* in marcia. Sie hat ihre dringendsten Anliegen in fünf politischen Forderungen verschriftlicht und erinnert noch einmal daran. Denn: „Es wird verdammt knapp werden, diese in der laufenden Legislatur umzusetzen.

Frauen*marsch – Donne* in marcia gehe es um Menschenrechte, um Frauenrechte, um gelebte Vielfalt und um die Umsetzung der fünf Forderungen, die grundlegend für Gewaltprävention seien. Das Manifest wurde am 28. Juni 2025 vorgestellt, während Tausende Teilnehmer*innen die Stimme für mehr Respekt und Offenheit für Frauen und die Queer-Comunity in Südtirol erhoben haben.

Stattdessen erlebe man derzeit den schleichenden und zunehmend offen ausgetragenen Rückschritt in Sachen Gewaltprävention und Frauenrechten durch vorwiegend rechtskonservative und rechtsradikale Kräfte. „Eine Kultur toxischer Männlichkeit macht sich breit und wird salonfähig! Dies letzthin, wenn Mr. President Trump sich erlaubt die italienische Ministerpräsidentin als ‚schön und jung‘ zu bezeichnen und meint, dies sei ein Kompliment. Schön, jung und leise sollten Frauen sein – diese patriarchalen und konservativen Haltungen führen u.a. dazu, dass Sexualerziehung nur mehr in der Oberstufe und mit vorheriger Zustimmung der Eltern erlaubt werden soll. Externen Fachleuten wird verboten in der Mittelschule über Sex, Körper, Beziehungen usw. zu referieren. Glauben wir im Heiligen Land Tirol denn wirklich, dass Teenager sich nur anschauen? Mit derartigen Verboten wird Sexualerziehung der Pornografie, die ohne Hürden in den sozialen Medien konsumiert werden kann, überlassen und zurück ins Private, in die Familie gedrängt“, warnt Frauen*marsch.

Die fünf politischen Forderungen seien nicht die einzigen Forderungen, aber es seien die dringendsten und sie seien darüber hinaus konkret und in einer fünfjährigen Amtszeit umsetzbar. „Aber die oben genannten Beispiele zeigen uns, dass hier und anderswo die Notwendigkeit zu Handeln und eines Paradigmenwechsels nicht geteilt wird“, so Frauen*marsch.

In einer Stellungnahme wiederholt die Organisation noch einmal ihre fünf Forderungen:

1.    Frauenhaus in Bozen

Es ist unbestritten, dass die Landeshauptstadt ein geeignetes Frauenhaus benötigt. Die Mühlen der Verwaltung mahlen langsam, das wissen wir, doch das derzeitige Projekt muss trotz Wechsel der politischen Führung in Bozen auf der Zielgeraden weiter vorangebracht werden, wenn der Zeitplan eingehalten werden soll. Zudem lehrt uns die Erfahrung in Bozen, dass absolute Geheimhaltung des Frauenhausortes unabdingbar ist, um das Projekt zu realisieren. Wer setzt sich denn derzeit für das Projekt politisch ein?

2.    Unabhängige, laizistische Beratungsstellen im ganzen Land

Laut ASTAT-Erhebung haben wir 2024 im Land 15 Familienberatungsstellen. Laut Antwort auf eine Landtagsanfrage sollen es 35 sein. Schön wäre es, aber es ist nicht so, wenn wir von professionellen Familienberatungsstellen reden. Am 9. Mai 2025 im Landtag wurde das entsprechende Landesgesetz verabschiedet, doch es fehlen derzeit immer noch die Möglichkeit sich als Familienberatungsstelle akkreditieren zu lassen und die Richtlinien zur Umsetzung des Gesetzes. Wie soll’s denn weiter gehen?

3.    Kostenloser Zugang zu Verhütungsmitteln 

Auch hier fragen wir uns berechtigterweise, wie die politische Absichtserklärung per Sammelgesetz im Juli 2025 im Landtag denn konkret weiterverfolgt wird. Wann werden durchführende Maßnahmen gesetzt? Schaffen wir das noch in dieser Legislatur?

4.    Verpflichtende sexuelle Bildung an Mittelschulen mit externen Fachleuten

Was unternimmt das Land, um die Valditara-Bestimmung auf staatlicher Ebene nicht in Südtirol anwenden zu müssen? Wir sitzen im falschen Film und fordern klare Gegenmaßnahmen zu einer Gesetzesinitiative, die jeglichen Expertenwissens entbehrt.

5.    Umsetzung des Gleichstellungs-Aktionsplans

Wie sieht es denn aus mit dem GAP? Wie ist der Stand der Dinge zur Umsetzung?

Bezirk: Bozen

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