Von: mk
Bozen – Die Expertise der Stiftung Dolomiten UNESCO zum geplanten Glasturm am Rosengarten ist vernichtend: Massive Störung und Fremdkörper ohne Daseinsberechtigung. Die alpinen Vereine und Umweltschutzverbände Südtirols fordern die Südtiroler Landesregierung deshalb dazu auf, der Bewertung der Stiftung zu folgen und dem Glasturm eine endgültige Absage zu erteilen und damit ein klares Bekenntnis zum Dolomiten UNESCO Welterbe abzulegen. „Der Rosengarten ist eine Attraktion an sich und hat keine Inszenierung durch eine künstliche Landmarke nötig“, erklärt der AVS in einer Aussendung.
Der wissenschaftliche Beirat der Stiftung Dolomiten UNESCO spricht dem geplanten Glasturm „Touch the Dolomites“ (TTD) auf 2.300 Metern Meereshöhe direkt vor den Felswänden des Rosengarten in seinem – in allen Punkten – negativen Gutachten vom 21. Mai 2019 die scheinbare Legitimation, das Welterbe zu repräsentieren, klar ab und präzisiert: Das TTD habe keinerlei Daseinsberechtigung an diesem sensiblen Ort. Er bewertet das Gebäude als massive Störung und als Fremdkörper mit negativen Auswirkungen auf den ästhetischen und touristischen Wert des Weltnaturerbes.
Eine klare und unmissverständliche Stellungnahme der Stiftung Dolomiten UNESCO, meinen der Alpenverein Südtirol, der Dachverband für Natur- und Umweltschutz und der Heimatpflegeverband Südtirol und definitiv kein „Altpapier“ oder „Gutachten zum Ignorieren“. So hatte der Welschnofner Bürgermeister Markus Dejori nach der mehrheitlichen Genehmigung der Bauleitplanänderung durch den Gemeinderat die Expertise des wissenschaftlichen Beirates der Stiftung Dolomiten UNESCO gegenüber den Medien bezeichnet. Die Stiftung Dolomiten UNESCO agiere als Garant für das Welterbe Dolomiten und sei dem UNESCO-Welterbe-Komitee dahingehend verpflichtet. Beispiele aus aller Welt, wie etwa das ehemalige Weltkulturerbe Dresdner Elbtal, würden zeigen, dass das Welterbe-Komitee nicht zimperlich dabei sei, Gebiete, die seine Gutachten ignorieren, auf die rote Liste zu setzen, so der AVS.
Das Nutzungskonzept Touch the Dolomites lasse den Hauptzweck des fünfstöckigen, 18 Meter hohen Glasturms für die Latemar Karersee GmbH klar erkennen: Mit dem sogenannten „Laurins Kristall“ solle eine Attraktion zur Auslastung der neuen Kabinenbahn geschaffen werden. Das Projekt sei Ausdruck des Aufrüstens für einen kurzsichtigen Eventtourismus, der verkenne, dass ein möglichst unberührtes Weltnaturerbe Dolomiten der eigentliche Schatz ist, von dem alle, allen voran auch Tourismus und Wirtschaft, profitieren würden. Umweltverträglichen und zukunftsfähigen Alternativen wie einem Besucherzentrum in Talnähe oder der Integration in die Kölner Hütte müsse der Vorrang gegeben werden.
Ende Mai haben Alpenverein Südtirol, CAI Alto Adige, Dachverband für Natur- und Umweltschutz und Heimatpflegeverband Südtirol daher in einem gemeinsamen Brief die Südtiroler Landesregierung dazu aufgefordert, das negative Gutachten des wissenschaftlichen Beirates der Stiftung UNESCO ernst zu nehmen und den Glasturm abzulehnen. Der Rosengarten sei eine Attraktion an sich und brauche keine Inszenierung durch eine künstliche Landmarke wie dem Glasturm. Der Brief blieb bisher unbeantwortet.
„Mit seinem kulturellen, spirituellen und ökologischen Eigenwert ist der Rosengarten einer der symbolträchtigsten und markantesten Berge der Dolomiten, Südtirols und der Alpen. Um diese einzigartige Gebirgslandschaft auch für die zukünftigen Generationen zu erhalten steht der Rosengarten gleich mehrfach unter Landschaftsschutz. Seit 2009 sind die Dolomiten – mit dem Rosengarten – zudem aufgrund ihrer landschaftlichen Schönheit sowie ihrer geologischen und geomorphologischen Bedeutung in die Liste des Welterbes der Menschheit aufgenommen worden. Das UNESCO Welterbe ist die weltweit höchste Anerkennung für eine Naturstätte, aber gleichzeitig auch eine Verpflichtung zum Schutz und Erhalt“, erklären AVS, der Dachverband für Natur- und Umweltschutz und der Heimatpflegeverband.
Anlässlich des bevorstehenden Jubiläums „10 Jahre Dolomiten UNESCO Welterbe“ fordern die Südtiroler Umweltschutzverbände „eine neue Politik und ein neues Verständnis“ im Umgang mit dem Weltnaturerbe Dolomiten: „Eine Überstrapazierung des Gebietes und ein Ausverkauf des Welterbe-Titels werden unweigerlich zu einer Banalisierung führen. Nun gilt es, eine Kurskorrektur vorzunehmen und die universellen Werte, sprich die außergewöhnliche Natur, für die die Dolomiten ausgezeichnet wurden, auch für künftige Generationen zu bewahren und zu sichern, indem ein nachhaltiger umweltverträglicher Tourismus gefördert wird und Intensivierungsversuchen ein für alle Mal ein Riegel vorgeschoben wird.“