Eine Lehre auch für Südtirol – ein Kommentar

Geschrei verliert, Seriosität gewinnt

Donnerstag, 30. Januar 2020 | 10:14 Uhr

Bologna/Bozen – Die Regionalwahl in der Emilia-Romagna, die von Matteo Salvini als Referendum gegen die römische Regierung und für Neuwahlen ausgerufen worden waren, hat für den Chef der rechtspopulistischen Lega mit einer herben Watschn geendet. Anstatt die Sozialdemokraten im eigenen Haus, in der roten Emilia, zu schlagen und so vielleicht den Grundstein für einen Sieg in ganz Italien zu legen, trägt nun Salvini ironischerweise selbst zur Stärkung der römischen Regierung bei.

Viele Beobachter sehen aber schon seit dem Sommer eine Trendumkehr. Gerade auch die Entstehung der jugendlichen Anti-Populisten-Bewegung der „Sardinen“ zeigt, dass immer breitere Bevölkerungsschichten genug von Geschrei, Slogans, Tweets und das Schüren von Ressentiments haben. Während die Kandidatin der Lega voll auf die Unzufriedenheit im Land und auf ihren Chef Salvini gesetzt hat, hat der ruhig und seriös daherkommende linke Präsident der Region Emilia-Romagna, Stefano Bonaccini, auf seine gute Regierungsarbeit verwiesen. Die Wähler haben dies zu Recht honoriert.

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Pubblicato da Stefano Bonaccini su Martedì 28 gennaio 2020

Die brüchige Regierung in Rom tut nun gut daran, die Atempause zu nutzen und – gleich wie der erfolgreiche Gouverneur der roten Region – die Italiener mit seriöser Regierungsarbeit zu überzeugen. Der Erfolg Salvinis im Süden beweist, dass er auf gesamtstaatlicher Ebene weiterhin über viel Zustimmung verfügt. Die einzige Chance der heute in Rom Regierenden ist, sich zusammenzuraufen und in den nächsten drei Jahren Reformen anzuschieben, denn – so die Lehre der Regionalwahl – nur vorweisbare Erfolge ebnen den Weg zum Sieg.

Und Südtirol? Wenn die SVP und das Duo an ihrer Spitze klug agiert, manch Blume am Wegesrand zu pflücken vermag, die Stärke des Landes betont und gleichzeitig für soziale Gerechtigkeit sorgt, stehen die Chancen gut, die Schreier an den rechten Rändern beider Sprachgruppen zu marginalisieren. Von Stefano Bonaccini lernen heißt siegen lernen. In dieser Hinsicht machen Bologna, Rom oder Bozen keinen großen Unterschied.

Von: ka

Bezirk: Bozen